Angela Carter: Die infernalischen Traummaschinen des Doktor Hoffman

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  • Hallo,

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    Schon lange hat mich ein Roman nicht so zur Verzweiflung getrieben wie dieser. Offenbar bin ich hier an Lesegrenzen gestoßen, die ich nicht überwinden kann. Angeblich „hochdramatisch spannend“, wie ich auf dem Buchrücken lese, dabei ist es Langeweile, die mich wahnsinnig macht, dabei hat mir das erste Kapitel noch gefallen.


    Es geht um den Bösewicht Doktor Hoffman, der mit seinen infernalischen Traummaschinen den Menschen die Träume entzieht und ihre Traumbilder die reale Welt einfließen lässt, sodass die Welt von Trugbildern zersetzt wird. Alles ist Täuschung, nichts ist mehr so wie es ist. Die Menschheit wird regelrecht in den Wahnsinn getrieben. Angela entwirft (leider zu wenig) wunderbare surrealistische Bilder.


    „Wolkenpaläste stiegen empor und stürzten stumm in sich zusammen, daß einen Moment lang das vertraute Lagerhaus darunter sichtbar wurde, bis eine neue Kühnheit es ersetzte. Eine singende Säulengruppe explodierte mitten in einem Mantra, und siehe! Wieder waren es Straßenlaternen, bis sie, bei Einbruch der Nacht, schweigende Blumen wurden.“


    oder über die Zerstörung der Kathedrale:


    „Die Kuppel erhob sich und zerging gegen den klaren blauen Nachmittagshimmel wie ein lodernder Sonnenschirm...“

    So könnte es weitergehen, von mir seitenlang und ich hätte das Buch mit Freuden zu Ende gelesen. Die Einleitung und das erste Kapitel fand ich wegen solcher Passagen sehr erfreulich. Doch dann erlebte ich einen Absturz. In den folgenden Kapiteln werden die Abenteuer eines Desiderio erzählt, der als einziger dem Wahn der Täuschung nicht unterlegen ist und auf der Suche nach Doktor Hoffman ist, um ihn zu ermorden. In diesen Kapiteln, und ich habe mehr als die Hälfte des Buches gelesen, verlor ich den strigenten Faden, der zur Ermordung des Bösewichts führen sollte, stattdessen wird der Leser mit allmöglichen erotischen Fantasien konfrontiert, was mich an sich nicht stört, ich weiß bloß nicht, warum das alles. Und wenn ich keinen Sinn mehr sehe, dann höre ich eben zu lesen auf. Jedes Kapitel berichtet von neuen Erlebnissen des Desiderio, aber wo ist der Zusammenhang? Ich konnte ihn eben nicht finden, wo bei ich weiß, dass ich nur von meinem subjektiven Empfinden spreche. Es gibt Leute, die den Roman wirklich sehr spannend finden.


    Dagegen ist tiefere Hintergrund des Buches gar nicht langweilig. Heutzutage bilden wir uns hauptsächlich aufgrund der Medien ein Bild von der Welt. Was wäre denn, wenn Medien nur Lügen. Mit Computersoftware und technischen Tricks wäre es möglich, dass wir den Dalaih Lama zum Stattsempfang in Peking auf den Bildschirmen sehen. Wir verlassen uns so durch Medienberichte, dass wir geneigt sind zu glauben, was wir in den Fernseher sehen. Wenn ein böser Hoffman käme, und würde Bilder fälschen, was dann? Nicht auszudenken.


    Sehr interessant ist die Zeittheorie im Roman. Ausgehend von einem Zitat von Alfred Jarry, aus „Heldentaten und Lehren des Doktor Faustroll (Pataphysiker)“, hat sie Angela Carter im Roman entwickelt. Hier noch das Zitat von Jarry:

    "Stellen Sie sich die Ratlosigkeit eines Menschen außerhalb von Raum und Zeit vor, der seine Uhr verloren hat, sein Metermaß und seine Srtimmgabel.“


    Für mich enttäuschend, dass ich den Roman, obwohl er gute Ansätze hat, nach 200 Seiten abbrechen musste.


    1ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()

  • Schade, das hört sich nicht gut an. Dann werde ich mich vielleicht eher nach einem ihrer anderen Romane umsehen.
    Danke für diese Rezension.