Edward Rutherfurd - London

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 2.774 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Annabas.

  • Vorab: ich habe einen Leserundenthread zu diesem Buch hier im Forum gefunden, aber keine Rezensionen. Falls ich da einen Thread übersehen habe, bitte meine Rezi anhängen. Danke!


    Rutherfurd, Edward – London


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    Inhaltsangabe:


    Rutherfurd führt den Leser durch 2000 Jahre Geschichte der Stadt London und durch die Generationen einiger dort ansässiger Familien, deren Schicksale sich immer wieder kreuzen.


    Der erste Satz:


    „Als die Erde noch jung war, wogten immer wieder Meere über diesen Ort.“


    Meine Meinung zum Buch:


    Rutherfurd versucht einen Spagat zwischen einem Sachbuch zur Geschichte einer Stadt und einem historischen Familienroman – und leider schafft er ihn nicht. Mir wäre es lieber gewesen, er hätte sich für das eine oder andere entschieden, denn so wie er die Geschichte schreibt, ist sie weder Fisch noch Fleisch.


    Das liegt zum einen daran, dass er sich mit der Zeitspanne über 2000 Jahre hinweg sehr viel vorgenommen hat. Das Buch umfasst fast 900 Seiten, trotzdem jagt er den Leser durch die Jahrhunderte, dass man kaum zum Atem holen kommt.


    Die großen zeitlichen Abstände zwischen den Kapiteln erlauben dem Autoren zum anderen auch nicht, eine kontinuierliche Entwicklung seiner Protagonisten bzw. deren Familien zu zeigen, so dass ich mit keiner der beschriebenen Personen so richtig warm wurde. Kaum hatte ich mich mal an eine gewöhnt, hüpfte das nächste Kapitel 100 Jahre weiter und die Geschichte sprang ins Leben der Enkel oder Urenkel. Dadurch blieben die Personen und ihre Charaktere für mich sehr blass und ihre Handlungsmotive waren selten klar formuliert bzw. für mich nachvollziehbar.


    Auch erschien mir die Auswahl der beschriebenen Ereignisse zu wenig spannend. In der Hauptsache werden Geschehnisse beschrieben, die den Lesern bekannt sein dürften und die einen Wiedererkennungseffekt erzielen, z. B. Julius Cäsars Eroberung, Wilhelm der Eroberer, Bau des Towers und der London Bridge, Heinrich VIII, Elizabeth I, Shakespeare und das Globe Theater, Bau der St. Paul’s Cathedral, Weltausstellung, zweiter Weltkrieg etc.
    Hier habe ich mir mehr Neues, Unbekanntes und Spannendes gewünscht als die ollen Kamellen, die jeder kennt, auch wenn er (wie ich) noch nie in London war und sich noch ein wenig an den Englisch- und Geschichtsunterricht in der Schule erinnert.


    Positiv fiel mir auf, wie Rutherford das Alltagsleben zur jeweiligen Zeit beschrieben hat. Dies war teilweise sehr interessant und rief mir wieder in Erinnerung, wie gut wir es heute haben.


    Vom Stil her war das Buch sehr gut und flüssig zu lesen, die Seiten flogen nur so dahin (zumindest bei den spannenderen Kapiteln).


    Ein Buch, das eine kürzere Zeitspanne umfasst und diese dafür ausführlicher mit Leben füllt, ist mir wesentlich lieber.


    Meine Bewertung: 2ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Du bist schon durch? :entsetzt: Schade, dass es dir nicht so gefallen hat. Bei mir subt es noch und es muss auch noch etwas warten, an deiner Rezi liegt das jedoch nicht. Danke für deine Rezension!

  • Du bist schon durch? :entsetzt:


    Yepp. Nachdem mich das Buch recht kalt ließ, konnte ich auf den "Schnelllesemodus" umschalten.
    Aber bevor ich hier ins falsche Licht komme: mein Posting zu dem Buch bei "Ich lese gerade ..." kam eher spät, da war ich schon mittendrin. :smile:


    Grüße von Annabas

  • Ach, schade, dass es Dir nicht besser gefallen hat.


    Den episodenhaften Stil muss man mögen, da gebe ich Dir recht. Normalerweise lese ich auch lieber zusammenhängende Geschichten, hier hat es für mich persönlich aber ganz gut gepasst.


    Die Flüstergalerie in St. Paul's Cathedral werde ich jedenfalls nicht vergessen, dank dieses Buches, das ich in Vorbereitung einer Englandreise gelesen habe :smile:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo Valentine,


    ich hatte beim Lesen immer ein anderes Buch etwas vor Augen, das ich vor längerer Zeit gelesen hatte und in dem dieser Spagat gemeistert wird:
    "Scotland Yard" von A. L. Philipp (gibt's nur noch antiquarisch).
    Hier wird die Geschichten von Scotland Yard beschrieben, anhand zweier Familien - eine bei der Polizei und eine im Verbrechermilieu.
    Ok, die Zeitspanne ist natürlich viel kürzer, aber es war einfach toll, wie die Geschichte von London, die von Scotland Yard und die Geschichte der beiden Familien beschrieben wurden - ohne Zeitsprünge.


    Viele Grüße von Annabas :winken: