Elizabeth Chadwick - Die normannische Braut

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    Wilhelm, der normannische Eroberer, hat gerade den englischen König bei Hastings besiegt und kehrt siegreich heim, im Gefolge zahlreiche englische Gefangene. Darunter ist der junge Adelige Waltheof, ein stattlicher Ritter, der sich auf den ersten Blick in Wilhelms Nichte Judith verliebt, aber genau weiß, dass seine Chancen schlecht stehen, seine Herzensdame ehelichen zu dürfen.


    Die Wege der beiden trennen sich schon bald, als Waltheof nach England zurückkehrt und dort an Aufständen der Engländer gegen die normannische Besatzung teilnimmt. Wider Erwarten gelingt ihm nach einiger Zeit dennoch die Erfüllung seines großen Wunsches, und er darf mit Erlaubnis des Königs seine Judith heiraten. Damit beginnt jedoch für Waltheof ein ständiges Hin- und Hergerissensein zwischen der Loyalität zur Familie seiner Frau (und des Königs) und der zu seinem Volk, das immer wieder blutige Kämpfe mit den Normannen auszufechten hat, und schließlich trifft er eine Entscheidung, die nicht nur sein eigenes Leben unwiderruflich verändert.


    Die Schlacht bei Hastings 1066 dürfte jedem ein Begriff sein, der im Englischunterricht über die Grundbegriffe der Sprache hinausgekommen ist. Meist merkt man sich die Jahreszahl – was danach kam, ist bald vergessen. Hier wird die Geschichte Englands und der Normandie nach jener schicksalhaften Schlacht lebendig, am Beispiel von Waltheof und Judith, ihren Kindern, Bediensteten, Freunden und Feinden. Aufstände verbreiten Angst und Schrecken, ständig werden unter den Adeligen die Karten neu gemischt, was Titel und Besitztümer angeht, Verrat und Intrigen sind natürlich in einem solchen Umfeld keine Seltenheit.


    Also eine Kulisse, die beste Möglichkeiten für einen spannenden Plot und viele interessante historische Gestalten bietet – was Elizabeth Chadwick auch sehr gut gelingt. Anfangs wurde ich vor allem mit den eher kühlen, distanzierten Frauenfiguren nicht so richtig warm, doch später verlagert sich der Erzählschwerpunkt auf Waltheof selbst, seinen sympathischen Knappen Simon und seine warmherzige Tochter Matilda, dann fällt auch die Identifikation mit den Charakteren leichter, die im übrigen mit wenigen Ausnahmen vielschichtig gezeichnet und oftmals für Überraschungen gut sind. Mit der Zeit lässt sich das Buch immer schwerer aus der Hand legen.


    Der Stil ist nicht ganz so ausschweifend wie bei manch anderem Historienwälzer, tatsächlich ist das Buch mit 600 Seiten eher von mittlerem Umfang. Da die Handlung zwei Generationen umspannt, sind Zeitsprünge vorprogrammiert, durch die klare Gliederung ist man jedoch stets im Bilde über Zeit und Ort. Langgezogene Metzelszenen auf dem Schlachtfeld bleiben uns Lesern zum Glück weitgehend erspart, die politischen Hintergründe fließen in verständlicher Weise mit ein, so dass es nicht schwerfällt, die handelnden Personen den verschiedenen Lagern zuzuordnen.


    Abgerundet wird das Buch durch ein Nachwort der Autorin, in dem sie sich zur geschichtlichen Grundlage der Handlung äußert und darauf eingeht, was über die beschriebenen Personen tatsächlich historisch belegt ist.


    Etwas zu bemängeln habe ich nur die Übersetzung, die nicht immer „rund“ wirkt, und den nichtssagenden deutschen Titel. „The Winter Mantle“ heißt das Original, was ich viel passender finde, da Waltheofs Umhang immer wieder eine tragende Rolle spielt.


    Insgesamt aber auf jeden Fall ein empfehlenswerter historischer Roman!


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen