[Sudan] Ladu Jada Gubek – Arrows and the Bow

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    In sechs Abschnitten folgt Gubek der Geschichte des Sudan:



    [li]The Ancestral Voices[/li]
    [li]The Essence of Freedom[/li]
    [li]The Colonial Sudan[/li]
    [li]The Dictatorial Regime of Post Colonial Sudan[/li]
    [li]The Liberation Struggle[/li]
    [li]Journey to Exile: The Struggle Continues[/li]


    Dabei sind die einzelnen Abschnitte längenmäßig ausgesprochen ungleich gewichtet: die letzten drei nehmen deutlich über die Hälfte des schmalen Bändchens ein. Und „passend“ zu diesen Überschriften geht es in diesen auch sehr viel um Gewalt und Freiheitskampf. Dazu muß man wissen, daß Ladu Jada Gubek Südsudanese und Christ ist, und dem muslimischen Regime in Khartoum daher nicht die größte Liebe entgegenbringt. Der Bürgerkrieg zwischen dem Norden und dem Süden währte nach der Unabhängigkeit über 40 Jahre und keine Seite hat der anderen darin besonders viel geschenkt. Die Ausgangslage mag moralische Vorteile für den Süden gehabt haben, aber naturgemäß verliert sich dergleichen in so langdauernden Konflikten, in denen es am Ende nicht mehr um Recht oder Kultur oder sonst ein hehres Ziel, sondern schlicht um Macht und Ressourcen (und damit Geld) geht. Vor diesem Hintergrund waren mir dann doch eine ganze Reihe dieser Gedichte zu parteiisch. Die Verherrlichung von „Freiheitskämpfern“ hinterläßt bei mir schnell einen schalen Geschmack.


    Bedeutend besser haben mir da die (leider wenigen) Gedichte gefallen, in denen es um das Land selbst und seine alte Geschichte geht. Eine Rückversicherung auf Werte wie Heimat und Tradition muß ja nicht volkstümelnd daherkommen, sondern kann auch einfach von tiefempfundener Liebe ausgehen. Das scheint mir hier durchaus gegeben, auch wenn Gubek schon lange in den USA lebt.


    In der formalen Gestaltung zeigten sich gleichfalls große Unterschiede. Nicht alle trafen einen Rhythmus, der für mein Empfinden zum Inhalt paßte, und etliche wirkten auch gewollt durch bloßes Untereinanderschreiben von Wortgruppen als zum Gedicht erklärt. Das ist der wesentliche Grund, warum ich um „Poetry“ eigentlich gerne einen Bogen mache: Mein Stilempfinden paßt nur selten zu dieser Art von Lyrik (nicht, daß ich es besser könnte ... )


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: (weil mir wenigstens schnulzige Liebesgedichte erspart blieben)


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Gedichte *seufz*. Nicht gerade meine bevorzugte Literaturform. Aber manchmal können selbst Gedichte etwas in mir ansprechen - vielleicht ja auch diese?


    Mit diesem Gedanken versuchte ich mir Mut zu machen, als ich zu diesem - Gubek sei Dank - schmalen Gedichtband griff. Allzu schnell wurde ich aber eines besseren belehrt. Nach einigen noch erträglichen, wenn für meinen Geschmack die paradiesische Vergangenheit Afrikas doch etwas zu verherrlichenden Gedichten und dem mit Abstand interessantesten Gedicht, in dem sich der Autor darüber beklagt, nach seiner Erblindung in der südsudanesischen Gesellschaft und auch in seiner eigenen Familie nichts mehr zu gelten, kennt Gubek nur noch ein Thema: Den Kampf! Den Kampf für "die Sache" ("the cause"), gegen den Gegner, der alle nur erdenklichen Untugenden besitzt, ja das Böse schlechthin verkörpert. Der Gegner, der sich "nicht ändern wird, nicht ändern kann und nicht ändern will". Der also vernichtet werden muss, wenn das Gute eine Chance haben will.


    Dabei fehlt, wie schon Aldawen sagte, jede Nuancierung. Für Gubek gibt es nur schwarz oder weiß. Dass bei ihm die Guten schwarz sind und die Bösen die Moslems, ist nur eine kleine Variation des altbekannten Themas, zu dem natürlich auch der Satz gehört "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich". Neutral kann, darf niemand sein. Wer sich dem Kampf entzieht, ist kein Deut besser als der Gegner. Dies gilt für Außenstehende, andere Länder also. Ein Südsudanese, der nicht kämpft, ist natürlich ein Verräter und damit noch böser als der Feind.


    Ich bin allergisch gegen solche Aussagen und so kam mir bei der Lektüre immer wieder das Kotzen. Einzig der zweimal auftauchende Vergleich des Bösen mit Elefanten, bei uns ja eigentlich positiv besetzt, konnte kurzzeitig mein Interesse wecken. Das Bild eines wildgewordenen Elefanten, der die Äcker der Einheimischen verwüstet, erklärte mir dann diesen Vergleich.


    Insgesamt ist mein Eindruck aber :Kreuz: und ich vegebe mit Ach und Krach (und Exotenbonus)
    1ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Wir sind irre, also lesen wir!