Daniachew Worku – Die dreizehnte Sonne

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    Einen so sorgfältig formulierten Klappentext kann ich mal wieder für den Inhalt übernehmen: „Widerwillig begleitet Goytom seinen todkranken Vater, einen reichen Adligen, der zu einem heiligen Bergsee pilgert. Christlicher Glaube hindert den Alten nicht daran, sich den Beschwörungen einer Bäuerin anzuvertrauen.
    Goytom und seine sechzehnjährige Halbschwester Woynitu, die den Vater ebenfalls begleitet, verbindet außer dem Wunsch, vom Vater anerkannt zu werden, eine unterschwellige Zuneigung und ein Freiheitsideal, dem keine Erfüllung bestimmt zu sein scheint. So ist die Pilgerreise nicht nur die Suche nach Heilung, sondern auch ein Versuch, die durch Generationsprobleme zerrissenen Familienbande zu kitten. Da wird Woynitu während der Geisterbeschwörung von einem Bauern, der den «Satan» spielt, vergewaltigt; der Vater erschießt den Bauern und stirbt in den Armen Goytoms, der jetzt zum erstenmal wie ein Sohn empfindet. Für Goytom bleibt die traurige Pflicht, den in der Sonne verwesenden Leichnam an den Heimatort zurückzubringen.“



    Meine Meinung: Das Adjektiv, das mir als erstes zu diesem Roman einfällt, ist sperrig, und das im wesentlichen aus zwei Gründen. Der erste liegt im Inhalt. Ich bin schon nicht besonders sattelfest in den religiösen Riten der lutherischen Kirche, mit der ich immerhin noch so einigermaßen aufgewachsen bin, viel weniger aber mit jenen der äthiopisch-orthodoxen Kirche. Und einiges von dem, was Worku hier enfließen läßt, wirkte zumindest befremdlich – angefangen beim Äußeren der Prediger bis hin zu dem, was und wie sie predigen. Ich habe zwar ein bißchen über diese Kirche nachgelesen, muß aber feststellen, daß dies offensichtlich nicht reicht (mir jedenfalls zum Verständnis nicht).


    Der zweite Grund ist die merkwürdige Erzählstruktur. Der Erzähler wechselt von Abschnitt zu Abschnitt, und manchmal ist es ein Ich-Erzähler, manchmal nicht. Der jeweilige Ich-Erzähler ist daran erkennbar, daß sein Name das Kapitel überschreibt, aber nicht jedes mit Namen überschriebene Kapitel hat einen Ich-Erzähler. Dazu kommen Kapitel, die mit Aktionen wie Die Predigt am See, Das Gedenkfest, Das Nachtmahl u. ä. benannt sind, und in denen einen außenstehender Erzähler berichtet. Dabei war mir nicht immer klar, ob jetzt der Prediger in dem einen Abschnitt mit dem aus einem anderen identisch ist oder nicht, weil außer Goytom und Woynitu keine Personen mit Namen „angesprochen“ werden, nicht einmal der Vater, der gemeinhin unter seinem Würdenträgertitel Fitawrary auftaucht. Der Bauer und die Zauberin sind dabei auch noch sicher zu identifizieren, aber darüber hinaus wurde es doch schwammig mit der Personenzuordnung, was mir nicht unbedingt dabei geholfen hat, den „roten Faden“ zu finden bzw. zu behalten. Von den Kapiteln, die mit der eigentlichen Geschichte gar nichts zu tun zu haben schienen, weil darin ganz andere Gruppen zu Wort kommen, die mit der Familie gar nicht wirklich in Berührung kommen, ganz zu schweigen ...


    Nachvollziehbarer war dann schon die Kritik an der Ausbeutung der Bauern einerseits sowie die Freude über den an sich vorhandenen Reichtum der Heimat andererseits. Alles in allem bleibt der Eindruck eines zwar nicht uninteressanten Romans, aber für meinen Geschmack war es doch etwas zu wirr und etwas zu viel Religiösität drin.


    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen