Bart van Loo - Burgund - Das verschwundene Reich

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    Bart van Loo

    Burgund – Das verschwundene Reich

    Eine Geschichte von 1111 Jahren und einem Tag


    Aus dem Niederländischen übersetzt

    Originaltitel: De Bourgondiers. Aartsvaders van de Lage Landen


    Inhalt:

    Lassen wir es den Autor selbst erklären, weil er das so schön macht im Vorwort:

    Zitat

    Fasst der erste Teil des Buches beinahe tausend Jahre zusammen (406-1369), so beschreibt der zweite ein Jahrhundert (1369-1467). Der dritte hat hat ein Jahrzehnt zum Thema (1467-1477). Es folgen der vierte und fünfte Teil, in denen es um ein einziges Jahr (1482) und um einen einzigen Tag geht. So gleicht dieses Buch einer umgedrehten Pyramide. ...

    S. 16

    Wenn man das Buch liest, versteht man diesen etwas ungewöhnlichen Zugang auch vollkommen, wie er sich über den langsamen Aufstieg dem Höhepunkt und Untergang nähert, bis zu dem Tag, der „Burgund“ (oder was davon übrig war) zu einem Nebenschauplatz macht.


    Autor:

    Zitat

    Bart Van Loo, geboren 1973 in Belgien, ist ein einzigartiges Doppeltalent: Als Romanist, Historiker und Schriftsteller publiziert er seit 2006 Bücher, vor allem zur französischen Geschichte und Kultur. Als Entertainer füllt er Theatersäle, wenn er französische Kultur und Geschichte erläutert, und erreicht mit virtuosen historischen Mini-Colleges im Fernsehen ein großes Publikum. Bart Van Loo lebt mit seiner Familie in Westflandern an der Grenze zu Frankreich.

    https://www.bartvanloo.info/site/bio-de/


    Leider scheint es sich bei „Burgund“ um das bislang einzige auf Deutsch erschienene Buch von Bart Van Loo zu handeln.


    Meinung:

    Kennt Ihr das, wenn Ihr wisst, ein Buch ist etwas besonderes, bevor Ihr es auch nur in Händen haltet? Das hatte ich hier und wurde nicht enttäuscht. Vielleicht ist es sogar schon mein Jahreshighlight!


    Ich habe das Buch über einen Podcast („Gone Medieval“) entdeckt und wusste, das muss ich haben. Nicht nur, weil es extrem interessant geklungen hat, sondern auch weil ich den Autor und wie leidenschaftlich er seinen Schatz präsentiert hat, sehr sympathisch gefunden habe. Beides findet sich auch genauso im Buch wieder. Es liest sich wissenschaftlich fundiert, mit Quellenangaben und Fußnoten, wirkt aber gleichzeitig durch einen sehr lockeren und lebendigen Stil weniger wie eine Lehrstunde vom Katheder herab, sondern als würde Van Loo es uns erzählen, während wir gemeinsam an einer herrschaftlichen Tafel sitzen, in Brügge vielleicht.


    Der Schwerpunkt liegt hier auf den letzten vier Herzögen aus dem Haus Valois-Burgund und offenbar hätten sie unterschiedlicher nicht sein können. Wir lernen sie alle vier, aber auch ihre Familien und Wegbegleiter und Gegner, gut kennen. Wir sind dabei, als Burgund entsteht und sehen, wie es durch extrem kluge Heiratspolitik zu dem eindrucksvollen Flickenteppich wird, der es zu seiner Hoch-Zeit war, zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich, mit dem Blick nach England. Auch diese Reiche, vor allem Frankreich, werden betrachtet, da die Geschichten Hand in Faust gehen, allein schon die eher unschöne Rolle, die die Herzöge von Burgund im 100jährigen Krieg gespielt haben - aus Sicht der französischen Könige. Am Ende stehen ein allzu tollkühner Herzog, eine französische Spinne und die bald allgegenwärtigen Habsburger.


    Betrachtet wird auch Aufstieg und Blüte der faszinierenden flandrischen Handelsstädte, die sich so gern gegen ihre allzu machthungrigen Herzöge aufgelehnt haben. Außerdem erfahren wir einiges über das Leben in den verschiedenen Teilen und, last but not least, welches eindrucksvolle Erbe „Burgund“ in der Welt hinterlassen hat, durch seine Lebensart, aber vor allem durch seine Kunst, von der uns Van Loo viel erzählt. Das ist praktisch der einzige Wermutstropfen, dass es nicht von jedem der so liebevoll beschriebenen Gemälde eine Abbildung im Buch gibt.


    Das Buch ist innerlich und äußerlich wunderschön. Ich hätte das gebundene Buch kaufen sollen, aber auch das Taschenbuch ist sehr liebevoll gestaltet, mit einer Landkarte im vorderen Buchdeckel und Gemälden der vier großen Herzöge im hinteren Buchdeckel. Beides ist extrem hilfreich. Im Anhang finden sich dann noch vor den Anmerkungen unverzichtbare Stammbäume.


    Die Bewertung sollte keine Überraschung sein, ich glaube, ich könnte noch Stunden von diesem Buch schwärmen.


    5ratten