Stephen Inwood - The Man Who Knew Too Much (Biographie über Robert Hooke)

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    Inhalt:

    Autor Stephen Inwood beschreibt das Leben des vielseitigen und genialen Naturwissenschaftlers Robert Hooke (1635–1703); seine Beschreibungen basieren dabei auf den persönlichen Tagebüchern Robert Hookes, auf Briefen von und über Hooke und auf den Aufzeichnungen der Royal Society, bei der Hooke sein ganzes Erwachsenenleben lang Mitglied war.
    Zu Beginn gleich eine Notiz: Das Buch ist nur in englischer Sprache erhältlich, entweder unter dem Titel «The Man Who Knew Too Much» oder «The Forgotten Genius».


    Über Robert Hooke:
    In England lebte einst ein vielseitig begabter Mann, der sein Leben in den Dienst der Wissenschaft stellte und im Laufe seiner Karriere viele bedeutende Entdeckungen und Erfindungen machte. Letztere werden teilweise heute noch verwendet, wie zum Beispiel das Kreuzgelenk (ohne das viele Autos nicht fahren würden, weil es Bestandteil der Kardanwelle ist), den Verschluss bei Spiegelreflex-Kameras (von Hooke allerdings zu einem anderen Zweck erfunden) oder die Unruh in Uhren. Und da haben wir grade ein gutes Beispiel für etwas Charakteristisches in Robert Hookes Leben: Die Erfindung der Unruh wird heute Christiaan Huygens zugeschrieben, der sie auch als Erster patentieren liess (1675 in Frankreich). Nur hatte Hooke sie mindestens zeitgleich erfunden und im Streit um ein englisches Patent dafür unterlag Huygens. So ging es auch mit anderen Erfindungen und Entdeckungen, die Robert Hooke zeitlebens für sich reklamierte. Leider war er dabei nicht immer (aber meistens) im Recht und so entstand das unvorteilhafte Bild eines notorischen Rechthabers und Plagiators, der nicht viel anderes tat, als Erfindungen anderer als die seinen auszugeben. Ein Bild, das erst jetzt langsam wieder gerade gerückt wird.


    Erfindungen waren nur ein kleiner Teil von Robert Hookes Tätigkeiten. Als London 1666 im grossen Feuer in grossen Teilen zerstört und in den Jahren danach wieder aufgebaut wurde, war Robert Hooke auch als Architekt und Landvermesser tätig. Er trug Wesentliches zur Bestimmung neuer Strassenverläufe bei und entwarf Pläne für den Wiederaufbau unzähliger weltlicher Bauten und Kirchen in London. Später war er auch als Architekt für Landhäuser und Anwesen reicher Leute gefragt.


    Aber das war natürlich längst nicht alles. Hooke beschäftigte sich auch mit Mikroskopen – sowohl mit der Konstruktion von verbesserten Geräten wie auch mit der Anwendung. Dabei entdeckte und beschrieb er als erster die Zellstrukturen von Pflanzen und das Wort «Zelle» im biologischen Sinn haben wir ihm zu verdanken. Dafür ist er auch heute noch bekannt. Wie auch für das nach ihm benannte physikalische Gesetz, das beschreibt, dass die Dehnung einer Feder proportional zum Gewicht ist, das drangehängt wird (eigentlich ist es ein bisschen komplizierter, aber ich habe in Physik nicht gut aufgepasst).


    Und das ist immer noch nicht alles. Daneben war Hooke auch ein Astronom, der mit seinen Forschungsergebnissen wahrscheinlich den Anstoss dazu gab, dass Isaac Newton seine Arbeit über die universelle Gravitation und die Bewegungsgesetze endlich fertigstellte und 1687 in seiner «Philosophiae Naturalis Principia Mathematica» veröffentlichte. (Newton hatte Angst, dass Hooke sonst Teile des von ihm erworbenen Wissens als seine Idee ausgeben würde – und das nicht mal zu Unrecht, auch wenn Hooke die «Principia» niemals selber hätte schreiben können, da ihm das mathematische Wissen dazu fehlte).


    Daneben beschäftigte Hooke sich vor allem in späteren Lebensjahren gerne mit der Erdgeschichte. Fossilienfunde weit im Landesinnern oder auf Bergen erklärte er sich damit, dass die Erde einst anders ausgesehen haben müsste und dort, wo früher Land war, Meer gewesen sei und umgekehrt. Und Fossilien seien versteinerte Überreste von Tieren, die es früher auf der Erde mal gegeben hatte und die entweder ausgestorben oder nur noch an unerforschten Orten leben würden. Er ging auch davon aus, dass sich die Erde seit ihrer Entstehung (oder Schöpfung durch Gott) verändert hatte und dass Spezies aussterben oder sich verändern würden. Und das alles über 150 Jahre vor Darwin. Hookes Ideen betreffend Erdgeschichte und der Wandlung des Lebens darauf waren für die damalige Zeit aber viel zu revolutionär und wurde schon in ihren Ansätzen weitherum abgelehnt, weshalb Hooke die Sache auch nicht weiter verfolgte; auch wenn er (wie so oft und auch im Irrtum) davon überzeugt war, dass er Recht hatte. Die Ursache für die Veränderung der Erdoberfläche wie zum Beispiel die Entstehung von Bergen, vermutete er in Vulkanausbrüchen und Erdbeben, konnte aber auch das (natürlich) nie beweisen. Dafür stellte er als Erster die Theorie auf, dass die Erde an den Polen abgeflacht und am Äquator «dicker» sein müsste – also ein Ellipsoid statt eine Kugel ist. Den mathematischen Beweis dafür erbrachte allerdings Isaac Newton, weshalb die Entdeckung (einmal mehr) ihm zugeschrieben wird, während Hookes Beitrag in Vergessenheit geriet.


    Wer findet, dass es jetzt langsam reiche, dem sei noch gesagt, dass Hooke zu seiner Zeit wahrscheinlich der beste Konstrukteur von Vakuumpumpen war, ein gewiefter Mechaniker, der Geräte wie Sextanten, Thermometer, Barometer und vieles andere wesentlich verbesserte, um präzisere Messungen möglich zu machen. Er war zudem ein beliebter und geselliger Gesprächspartner in Londons Kaffeehäusern und nicht der gehässige alte Stinkstiefel, der anderen Wissenschaftlern ihren Ruhm nicht gönnen wollte, als der er oft dargestellt wird. Manchmal war er seiner Zeit mit seinen Erfindungen und Theorien weit voraus, so dass diese in Vergessenheit gerieten und später von anderen nochmals erfunden oder wiederentdeckt und dann ihnen zugeschrieben wurden.


    Meine Meinung:
    Stephen Inwoods Biographie erweckt einen fast vergessenen und sehr interessanten Mannzu neuem Leben, indem wir in dem Buch Auszüge aus seinen Tagebüchern und Briefen lesen dürfen. Dabei unterstützt Inwood den Leser mit Informationen, wie die Zitate oder Auszüge aus Originalmanuskripten einzuordnen sind. Das ist zwar grundsätzlich eine sehr trockene Angelegenheit, aber man liest eine solche Biographie ja nicht, um sich zu unterhalten, sondern um sich zu informieren. Trotzdem bemüht sich Inwood um einen angenehmen, leicht zu lesenden Stil und spickt die Lebensgeschichte Robert Hookes da und dort mit Anekdoten, die den (naturgemäss) eher trockenen Text so weit auflockern, dass zumindest bei mir keine Langeweile aufkam. Eine gelungene Biographie über einen sehr interessanten Mann, der in der Tat mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit verdient hätte.


    Fazit:
    Wer sich mit den Anfängen moderner Wissenschaft beschäftigen möchte, wird um Robert Hooke und um dieses Buch nicht herumkommen.

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.