Marilyn French - Vater unser

  • Marilyn French – Vater unser


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    Inhaltsangabe:


    Der alte Stephen Upton, Upperclass-Patriarch, Millionär und guter Freund der Reichen und Mächtigen, liegt im Koma. Seine vier Töchter Elizabeth, Mary, Alex und Ronnie werden von seinen Ärzten zu ihm gerufen.
    Die vier Frauen kennen einander kaum, sie sind Halbgeschwister, geboren in Stephen Uptons verschiedenen Ehen und wuchsen getrennt voneinander auf.
    In den Tagen des Wartens auf eine Zustandsbesserung lernen sie sich endlich kennen und sprechen miteinander über ihr Leben, ihre Enttäuschungen und auch über ihr Verhältnis zu ihrem Vater, das bei allen geprägt war von Kälte und Lieblosigkeit.
    Als dieser aus dem Krankenhaus entlassen werden kann, wollen sie ihn gemeinsam pflegen – und gleichzeitig mit ihm abrechnen. Doch Stephen Upton ist auch als Pflegefall noch ein starker Gegner ...


    Der erste Satz:


    „Frauen können einen genauso verletzten wie Männer!“ murmelte Ronnie wütend auf ihrer dunklen Bank am Fenster.


    Meine Meinung zum Buch:


    Ich habe zu diesem Buch drei Anläufe gebraucht, bis ich es zu Ende lesen konnte. Warum weiß ich auch nicht so richtig – es war nie langweilig, aber ich kam in die Geschichte nicht so einfach hinein. Doch ich bin froh, es diesmal durchgelesen zu haben, denn es ist wirklich sehr gut.


    Vielleicht lagen meine Probleme mit dem Buch darin, dass es kaum Handlung hat. Die vier Frauen unterhalten sich, erinnern sich an ihre Jungendjahre und ihre Verhältnisse zu Männern, erzählen sich von ihren Ehemännern und Kindern, während sie im großen Haus ihres Vaters sitzen und auf Nachrichten aus dem Krankenhaus warten. Und genau das ist die Stärke des Buches, wenn man sich darauf eingelassen hat – man kann in das Leben der vier Frauen eintauchen, ihre Gedanken, Freuden und Ängste nachvollziehen.


    Diese vier Frauen sind die Hauptcharaktere, außer ihnen gibt es nur kleinere Randfiguren. Auch Stephen Upton, der Vater der vieren, taucht vor allem in den Erzählungen und Erinnerungen auf – als alter und kranker Mann hat er nur noch eine kleine Rolle (aber die hat es dann in sich). Dadurch dass Marilyn French den Fokus auf die vier Frauen richtet, werden diese natürlich detailliert und genau charakterisiert. Sie sind alle sehr unterschiedlich: Elizabeth, die älteste, lebt eine erfolgreiche Karriere in Regierungskreisen; Mary, der zweitgeborenen Schwester, hat ihre Schönheit zu mehreren „guten“ – sprich: reichen – Ehen verholfen; Alex, die dritte im Bunde, ist eine glückliche Ehefrau und Mutter, die aber mit Erinnerungslücken zu kämpfen hat, die ihre Kindheit betreffen; und schließlich Ronnie, die jüngste, die ein außereheliches Kind Stephen Uptons mit seiner Latino-Haushälterin ist. Man kann sich vorstellen, was passiert, wenn diese vier Charaktere mehrere Tage lang in eine Wohngemeinschaft gezwungen werden.


    Es war ungemein spannend und schön zu lesen, wie die vier Halbschwestern langsam zueinander finden, sich öffnen und auch von ihren tragischen und grausamen Erlebnissen mit ihren Eltern, insbesondere ihrem Vater, erzählen und wie diese Tage zu einem Wendepunkt in ihrem Leben werden. Ich habe es genossen, auch einmal ohne rasante Action durch ein Buch zu kommen.


    Ein bisschen schade fand ich, dass Stephen Upton in dem Buch nicht richtig zu Wort kommen kann, denn ein großes "warum" bleibt am Ende unbeantwortet. Wenn es je überhaupt solche Antworten im Leben gibt.


    Allen Leuten, die auch mal gerne ein handlungsarmes Buch lesen, kann ich diesen Roman empfehlen – wobei er sich in meinen Augen eher an Frauen richtet.


    Meine Bewertung: 4ratten


    Viele Grüße von Annabas :winken: