Peter K. Palangyo – Dying in the Sun

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    Inhalt: Ntanya hat erfahren, daß sein Vater im Sterben liegt. Da er keinen Urlaub bekommt, gibt er seinen Job auf und macht sich auf den Heimweg ins Dorf Kachawanga. Das Verhältnis zu seinem Vater war zwar nicht gut, aber ignorieren mag er ihn nun doch nicht. Seine Großmutter, die wegen der früh verstorbenen Mutter diese an den Kindern vertreten hat, ist natürlich glücklich, ihn zu sehen, zumal sie selbst auch nicht mehr so lange leben wird. Auch die Geschwister freuen sich, den ältesten Bruder zu Hause zu haben. Ntanya streift durch das Dorf, um alte Freunde und Bekannte aufzusuchen. So kommt er auch zu James, der in der Schule erfolgreicher war und daher inzwischen einen Regierungsjob bekleidet, der James allerdings in Konflikt mit den traditionellen Anschauungen der Dorfältesten bringt. Mit seinem Freund Mugia besucht Ntanya einen Abend eine Kneipe, wo er Teresa kennenlernt, die allgemein als Freundin eines alten Mannes gilt, über dessen Geschichte nur Gerüchte bekannt sind. Teresa fühlt sich zu Ntanya hingezogen, und auch Ntanya findet, daß eine Heirat eine gute Idee wäre. Aber solange der Vater noch sterbend in der Hütte liegt, kann er nichts unternehmen. Die Familie ist wegen des Verhaltens des Vaters sowieso in einer schwierigen Lage im Dorf, Ntanya will nicht weitere Steine des Anstoßes liefern. Wie unbeliebt der Vater war, zeigt sich bei dessen Beerdigung, bei der nur notdürftig der äußeren Form Genüge getan wird. Dummerweise fällt sie auch genau in den Beginn der Regenzeit – eigentlich Pflanzzeit, aber die Familie darf in der mehrwöchigen Trauerzeit nicht auf den Feldern arbeiten und ohne Feldbearbeitung nun mal keine Ernte ...



    Meine Meinung: Obwohl es sich vordergründig um eine Familien- und Heimkehrergeschichte handelt, ist dies ein hochpolitischer Roman, zumindest im Kontext seiner Entstehungszeit Ende der 1960er Jahre. Die erste Dekade der Unabhängigkeit neigte sich dem Ende und es machte sich allgemein eine Desillusionierung über die Ergebnisse und Entwickungen seit der Dekolonisation breit. Dies wird hier auch thematisiert, wenn Teresa z. B. davon spricht, daß alle Kinder quasi schon als „government officials“ geboren würden.


    Gerade in Tansania spielte eine post-koloniale Ideologie eine große Rolle, die (tatsächliche oder vermeintliche) afrikanische Traditionen von Familie und Gemeinschaft sehr stark betonte, und diese kritisiert Palangyo hier explizit. Dies zeigt sich zum Beispiel (aber nicht nur) in der Konfrontation über die Feldbestellung nach dem Tod des Vaters. Palangyo hält das starre Festhalten an der Sitte des tätigkeitslosen Trauerns auf Kosten der notwendigen Arbeit für den Lebensunterhalt einer ganzen Familie offfensichtlich für Unfug. Deutlich wird dies auch darin, daß Ntanya sich nicht freudestrahlend in die Arme seiner Familie wirft, sondern sich häufig gedanklich in sich selbst zurückzieht, und dann nicht nur für seine Umwelt nicht mehr ansprechbar ist, sondern dort vor allem die Sinnleere seines Lebens überdenkt. Ntanyas Verhalten wirkte daher mehr als einmal recht beklemmend auf mich, und ob Teresa daran dauerhaft etwas zu ändern vermag, bleibt auch offen.


    So ist es einerseits, wenn ich es mit anderen Romanen aus Afrika vergleiche, ein sehr typisches Buch was das Setting angeht, aber in seiner Konstruktion eher ungewöhnlich. Gerade das machte es aber für mich besonders interessant, weil es ein anderes Bild transportiert. Wahrscheinlich verliert es aber ohne einige Kenntnisse über Tansania in der Entstehungszeit sehr an Aussagekraft. Daher ist diese Bewertung eine sehr relative:


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen