Joseph Roth - Hotel Savoy

  • Joseph Roth: Hotel Savoy


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    „Hotel Savoy“ ist Joseph Roths zweiter Roman. Hier schreibt er erstmals über den Untergang einer Epoche, der k.u.k. - Monarchie. Dieser Untergang wird u.a. auch in Metaphern erzählt. Im Savoy, worin verschiedene Existenzen stranden, die nicht wissen, wohin nach dem Krieg das Leben sie noch führen soll, gibt es den alten Liftboy Ignatz, der auch als Todesbote fungiert. Er hat biergelbe Augen und fuhr als Letzter den Clown Santschin hinunter, bevor dieser an einer Krankheit starb. Ein Arzt sagt seinen Tod voraus, ihm ist nicht mehr zu helfen. Hier handelt es sich natürlich um eine Metapher für das Sterben der alten Epoche (übrigens wird in Sándor Márais Roman „Die jungen Rebellen“ die ältere Generation aus dem selben Grund metaphorisch als krank, schwächlich und ein bisschen verrückt umschrieben). Das gilt auch für Taddeus Montag, der nur kurz auftaucht und als Todeskandidat auftritt: „Dünn, blaß und groß steigt er sachte herum..“.


    Erzählt wird die Geschichte von Gabriel Dan, der nach dreijähriger Kriegsgefangenschaft aus einem sibirischen Lager in Lodz (Polen) landet, wo seine Verwandten wohnen. Er ist durch viele russische Dörfer und Städte gewandert, hat sich mit mehreren Jobs durchgeschlagen und kommt nun ins Hotel Savoy. Im Hotel wohnt auch das Mädchen Stasia, die auf billigen Brettern eines Varietés tanzt. Ihr Name wird im Programm nicht erwähnt – sie ist eben nur irgendein Mädchen, das hier zufällig gelandet ist. Auch die Zukunft Stasias bleibt lange im ungewissen. Nur manchen Bewohnern des Hotels wird eine Zukunft in der neuen Welt Realität werden, andere bleiben auf der Strecke oder finden den Tod. Am Beispiel von Gabriel Dan, der in dieses Mädchen verliebt ist, können wir den Pessimismus der vom Krieg geschlagenden Menschen erkennen. Diese schweren Jahre haben ihn geprägt.


    Zitat von "Joseph Roth"

    Ein großer Haufen Einsamkeit hat sich in mir angesammelt, sechs Jahre großer Einsamkeit. Ich suche nach Gründen, weshalb ich ihr so fern bin, und finde keine.


    Eines Tages reist sein Freund Zwonimir an, den Gabriel von seiner Kompanie her kannte. Da er mit dem Zug ankommt und nicht zu Fuß, bedeutet gleich, ihm gehe es besser. Der Milliardär Harry Bloomfield, der wegen des Todestages seines jüdischen Vaters Blumenfeld gekommen ist, und den Juden verkörpert der sich in der Neuen Welt (Amerika!) fest etabliert hat, kommt dann selbstverständlich mit dem Auto. Doch die Kriegsheimkehrer, meist kommen sie wie Gabriel zu Fuß an und überschwemmen zahlreich die Stadt.


    Zitat von "Joseph Roth"

    Mitten durch den schrägen, dünnen Regen gehen sie, Rußland, das große, schüttet sie aus. Sie nehmen kein Ende. Sie kommen alle denselben Weg, in grauen Kleidern, den Staub zerwanderter Jahre auf Gesichtern und Füßen. Es ist, als hingen sie mit dem Regen zusammen. Grau wie er sind sie und beständig wie er.....Viele gingen an uns vorbei, und wir erkannten sie nicht, obwohl wir gewiß mit ihnen zusammen geschossen und gehungert haben.


    Erst mit dem Eintritt Zwominirs in den Roman, ist mir bewusst geworden, worum es in diesem Roman geht. Nachträglich habe ich dann im Text davor die Stellen ersucht, die auf den Zusammenbruch der alten Welt hinweisen. Die zweite Romanhälfte ist lebendiger gestaltet. Josef Roth hat sich eben etwas Zeit gelassen, bevor es ums Eingemachte geht.


    Liebe Grüße
    mombour