Ian McEwan - Der Trost von Fremden

Es gibt 2 Antworten in diesem Thema, welches 3.845 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Inhalt: (amazon)


    Hochsommer in Venedig, die Stadt ist von Touristen überschwemmt. Auch
    Mary und Collin sind hier im Urlaub. Parfümiert und sorgfältig
    gekleidet, machen sie sich auf den Dinnerspaziergang durch die Stadt.
    Und dann lauert im Labyrinth der beklemmend engen Gassen ein Fremder
    auf sie, der ihr Schicksal bestimmen wird ...


    Pressestimmen:
    "Ein Alptraum vom Bösen und vom Unterwegssein, ein überzeugender und
    schwer abzuschüttelnder Alptraum. Doch seine Details sind dermaßen
    einfallsreich und präzise, dass man Entzücken empfindet." (The New York
    Times Book Review)
    "Eine spannende, hintergründige, prächtig erzählte Geschichte." (Südwestfunk)
    "Jeder
    Mensch ist ein Abgrund; es schwindelt einem, wenn man hinabsieht:
    Dieser Satz aus Georg Büchners 'Woyzeck' könnte als Motto über Ian
    McEwans Roman stehen. Der Trost von Fremden ist ein irritierendes,
    atmosphärisch dichtes kleines Meisterwerk." (Neue Zürcher Zeitung)




    Meine Meinung:


    Ich mag Ian McEwan's Romane einfach.
    Ich lese sie sehr gerne, da er ein außerordentlich guter Erzähler ist. Er beschreibt Einzelheiten, ohne dass es langweilig wird, er erzählt die Geschichten und erzeugt mit einfachen Stilmitteln, ohne sich großer Worte zu bedienen, die Gefühle, die er beim Leser wecken möchte.
    Das hat er auch hier geschafft.
    Eigentlich ist es mit 189 Seiten eher ein Büchlein als ein Buch, aber auch hier ist eine dichte Erzählung entstanden, die diverse Gefühle weckt, am ehesten Beklemmung und aufgestellte Nackenhaare.


    Aber mir hat die Geschichte an sich nicht gefallen. Der Inhalt selbst war mir etwas zu abstrus, zu "herbeigeführt" und unwahrscheinlich.
    Mehr kann ich zum Inhalt nicht sagen, ohne zuviel zu verraten.
    Wie der Titel dazu passt (geschweige denn das Titelbild) kann ich mir auch nicht recht erklären.


    Alles in allem bekommt das Buch von mir 3ratten.

  • Das ist unbedingt in Zusammenhang mit Thomas Manns Der Tod in Venedig zu lesen. McEwan bezieht sich auf Mann (vgl. Interviews McEwans). Wissenswert ist auch, dass der Erzähler mit einem Labyrinth aus Motiven spielt: Er spricht die Psychoanalyse, den Feminismus und anderes an. McEwans Werk ist wirklich lesenswert und fängt einen mit seinem träumerischen Grundtenor.
    Mein Fazit: :klatschen:

    Da wurde mir klar, dass entweder ich verrückt war oder die Welt. Und ich tippte auf die Welt. Und natürlich hatte ich recht. (Jack Kerouac)

  • Meine Meinung:
    Irgendwie erinnert mich die Erzählung an Patricia Highsmith. Soche Figuren wie McEwan sie hier entwickelt könnte ich mir auch in einem ihrer Romane vorstellen.
    Schon zu Beginn hat man das Gefühl von drohendem Unheil. Man frag sich weshalb Colin und Mari so naiv sind und einfach mit einem wildfremden Mann dessen Name Robert ist mitgehen. Gleichzeitig merkt man das es auch in der Beziehung der beiden nicht mehr so prickelnd ist. Sie haben Rituale der Urlaubslangeweile entwickelt. Im Grunde läuft jeder Tag gleich ab, vom gemeinsamen Flanieren bis hin des Fertigmachens fürs Abendessens. Die nähe zwischen dem Paar ist irgendwie distanziert und routiniert. Wirkliche Gefühle scheinen nicht mehr im Spiel oder zumindest etwas eingeschlafen zu sein. Interessant finde ich aber dabei dennoch wieviele Themen McEwan gleichzeitig verarbeitet. Der Feminismus wird mehr als einmal fast schon übertrieben erwähnt und noch interessanter ist die Abhängigkeit die Robert gegenüber seiner Frau erzeugt. Zwei Paare werden hier gegenübergestellt. Und man fragt sich schon wer hier eigentlich von wem Abhängig ist und wie weit das Ganze wirklich geht. Nichts ist so wie es scheint. Nur weil man ein paar Informationen hat kann man sich nicht wirklich darauf verlassen das sie auch stimmen.
    Es herrscht eine trügerische Stille. Erst nach der Begenung mit Robert lebt das Paar noch einmal auf. Insgesamt betrachtet weiß man dann aber doch recht schnell wohin die Handlung steuert. Erzählt wird das Ganze dennoch ganz wunderbar. Man taucht ein in diese seltsame Sommerhitze (ich glaube fast das ist McEwans Erzählspezialität^^) und ist ganz erstaunt wenn die Geschichte dann zu Ende ist.
    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus: