[Südafrika/Lesotho] Zakes Mda – She Plays with the Darkness

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    Inhalt: Radisene und Dikosha leben in Ha Samane, einem Bergdorf in Lesotho. Und obwohl Dikoshas Schulnoten viel besser als die ihres Bruders sind, bekommt er ein Stipendium für die höhere Schule, Dikosha fühlt sich betrogen. Radisene beendet seine Schulausbildung, bekommt aber nur eine Stelle als Englischlehrer in einer obskuren, privat geführten Abendschule, seine übrige Zeit verbringt er in Kneipen, wo auch Polizisten zu seinen Trinkkumpanen gehören. Der Putsch 1970 kostet Radisene seinen Job, weil wegen der nächtlichen Ausgangssperre niemand mehr in die Schule kommen kann. Daß einer seiner Kneipengenossen von der Polizei ihn selbst wegen Verletzung der Ausgangssperre mit einer Peitsche traktiert, vergißt Radisene diesem nie. Weil er nur als erfolgreicher Mann in seine Heimatdorf zurückkehren will, läßt sich Radisene jahrelang nicht in Ha Samane sehen. Er arbeitet für ein lächerliches Gehalt für einen Anwalt, der Opfern von Verkehrsunfällen oder deren Hinterbliebenen zu ihren Versicherungsansprüchen verhilft – nicht, ohne dabei kräftig für sich mit zu kassieren. Radisene beschließt, sich in diesem Geschäft selbständig zu machen, und das mit gutem Erfolg, denn er wird reich. Nun leben auch seine Kontakte nach Ha Samane wieder auf.


    Währenddessen ist Dikosha immer im Dorf geblieben. Als Mädchen war sie bekannt für ihr Talent im Tanzen und Singen, aber irgendwann hat sie sich aus der Gemeinschaft zurückgezogen. Sie verbringt viel Zeit in einer Höhle mit prähistorischen Zeichnungen, die allerdings zunehmend vom Geschmiere rücksichtsloser Touristen überdeckt werden. Hier findet sie in spirituellen Erfahrungen eine ganz andere Welt. Zu Radisenes Bedauern führt das aber dazu, daß Dikosha ihn bei seinen Besuchen meidet. Ein Besuch Radisenes dauert wegen eines plötzlichen Wintereinbruchs einen Monat statt des geplanten Wochenendes und danach liegt sein Geschäft am Boden. Er versucht, es erneut aufzubauen, aber das erweist sich als schwierig, zumal er inzwischen auch nicht mehr der Jüngste ist, während Dikosha immer noch wie eine junge Frau aussieht, und selbst das Kleid, das Radisene ihr noch zu seinen Lehrerzeiten geschenkt hatte, zeigt keine Anzeichen von Verschleiß ...



    Meine Meinung: Die Geschwister stehen für zwei grundsätzlich verschiedene Lebensentwürfe. Radisene begibt sich früh in die Stadt, paßt sich den dort herrschenden Verhaltenswesen und Normen an und richtet sein Leben vor allem auf materiellen Gewinn aus. Dikosha bleibt im Dorf, allerdings nicht in einer traditionellen Lebensweise verhaftet – sie verweigert sich den üblichen Frauenrollen und -aufgaben sehr konsequent und erfolgreich, zum Mißfallen der Dorfleute –, sondern in einer älteren und vergessenen Form in einer für sie nur auf spiritueller Ebene erfahrbaren Welt, die trotzdem für sie höchst real ist. Es ist eine Verwurzelung in Glaubensvorstellungen und einer Gemeinschaft, die in krassem Gegensatz zu Radisenes Erfahrungen steht, weshalb die Geschwister sich auch einfach nichts mehr zu sagen hätten, selbst wenn sie miteinander redeten. Der Roman steht in diesen Aspekten durchaus in der Tradition des magischen Realismus.


    Diese Geschichte von Erfolg und Niederlage, Gier und Beschränkung, Liebe und Haß, Geistern, Tanz und einigem anderen ist eingebettet in rund 25 Jahre Geschichte Lesothos, die sich in Radisenes Leben immer wieder sehr direkt auswirkt, während Dikosha in ihrer Abgetrenntheit davon unberührt bleibt. Das gilt natürlich nicht gleichermaßen für das Dorf Ha Samane, das sehr wohl von den Ereignissen eingeholt wird. Für die Dorfbewohner entsteht dabei der Eindruck, daß allles Schlechte, was ihr friedliches Zusammenleben stört, aus der Stadt, aus dem Tiefland kommt, was ihre Sympathie für Politiker und Politik im allgemeinen, und für einen typischen Vertreter dieser Gesellschaft wie Radisene nicht erhöht. Hier ist Mda vielleicht ein bißchen schönfärberisch in der Betrachtung des Dorflebens, obwohl er auch einen Streitfall einbaut, der vor dem Dorfchef und dem Rat verhandelt wird und die Idylle zumindest zeitweise stört.


    Sprachlich fand ich den Roman relativ einfach gehalten, was aber zur Art der Erzählung, besonders in den Dikosha-Abschnitten, auch sehr gut paßte. Allerdings, und das ist absolut kein Nachteil, schreibt Mda kein ausgesprochen afrikanisches Englisch, was bei manch anderen Autoren durchaus schon mal zu Verständnisproblemen führen kann. Meine zweite Erfahrung mit Mda wird sicher nicht meine letzte gewesen sein.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()