[Samoa] Albert Wendt - Die Blätter des Banyanbaums

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    Kurzbeschreibung
    Im Schatten eines riesenhaften Banyanbaums, der bei der Rodung im Busch entdeckt wird, treibt Tauilopepe sein Vorhaben voran. Er will der Mächtigste im Dorf werden und schaltet seine Gegner einen nach dem anderen aus. Allerdings zu einem hohen Preis: Seine Frau wendet sich von ihm ab. Er verliert seinen Sohn, der dem alten Häuptling die Treue hält. Und zuletzt sich selbst.


    Das Buch wurde auch unter dem Titel "Der Clan von Samoa" veröffentlicht.


    Meine Eindrücke
    Tauilopepe, Clan-Chef in Sapepe, bekommt von der Frau des Ladenbesitzers ein deutliches Angebot: Nimmt er sie zur Geliebten, hält sie seine Schulden im Zaum. Tauilopepe mag zwar nicht recht, aber als die Liaison ihm tatsächlich zu Geld verhilft, wird er gierig. Er trifft Moa von nun an regelmäßig, wird finanziell unabhängig und versucht alles, weiter Einfluss, Reichtum und Macht zu gewinnen. Der Ladenbesitzer Malo sieht den Aufstieg ungern, war er doch bisher der wohlhabendste Mann im Dorf. Doch Tauilopepe zieht alle verfügbaren Register und geht selbst einer gewaltsamen Auseinandersetzung der beiden Clans nicht aus dem Weg. Damit kann er Malo zwar aus dem Dorf jagen und dessen Clan ächten, aber auch andere Wegbegleiter bleiben bei der bedingungslosen Jagd nach Macht auf der Strecke.


    Tauilopepes Frau Lupe geht an der Kälte ihres Mannes förmlich ein, nachdem er nach einer Totgeburt für sie geradezu unansprechbar bleibt. Sein Sohn Pepe bricht offen mit ihm und beide Töchter wird er nicht wiedersehen; eine flüchtet mit ihrem Geliebten, die andere bricht den Kontakt zur Familie nach ihrer Verheiratung ab. Wenngleich Pepe nicht als Erbe des Clans antreten kann, so entzieht er dessen Sohn Lalolagi der Mutter und will ihn mit einer Ausbildung in Neuseeland zielstrebig zu seinem Erben machen. Sein Credo: Ohne die Methoden der Papalagi, der Weißen, lässt sich nichts erreichen.


    Wendt zeigt ein Land im Umbruch. Samoa ist unabhängig, aber immer noch stark unter dem Einfluss der Ausländer. Die sehen Samoaner als dumme Hinterwäldler und nur wenige achten die Einheimischen. Tauilopepe gerät zwischen die Fronten: Er verlässt die traditionellen Pfade, kommt aber in seiner erträumten Moderne nicht an. Ein Zwischenweg gelingt ihm nicht. Gewinnen wird jemand, der nicht nur wie Tauilopepe intrigieren und seine samoanischen Gegner einschätzen kann, sondern der auch in der Lage ist, Schwachstellen bei den Papalai zu erkennen und auszunutzen.


    Obwohl ich die Familiensaga und den Einblick in die samoanische Kultur interessant fand, kam ich nur in kleinen Happen voran. Genau erklärbar ist es für mich nicht, aber vielleicht liegt es daran, dass kaum eine der Personen für Sympathien taugte. Diese Distanz zu den Figuren hinterließ eine eher sachliche Lektüre.


    2ratten



    [size=1]Land im Betreff eingefügt. LG, Aldawen[/size]

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    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Meine Lektüre liegt nun schon drei Jahre zurück und ich habe damals leider keinen ausführlichen Kommentar verfaßt. Die Charaktere waren definitiv ein Problem, entweder mußte ich sie bemitleiden oder verachten, beides nichts, was ich über mehrere hundert Seiten gut ertrage, wenn es keinen Gegenpol gibt.


    Viel schlimmer fand ich allerdings noch die Darstellung der Gesellschaft insgesamt. Daß es sich um eine Umbruchssituation handelt ist sicher richtig, allerdings hoffe ich doch, daß Wendt hier bei der Beschreibung übertrieben hat, sonst wäre es ziemlich erschreckend. Bewertet habe ich es seinerzeit mit


    1ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen