[Kamerun] Francis Bebey – Eine Liebe in Duala

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    Inhalt: Agatha Moudio genießt in dem kleinen Dorf nahe Duala keinen guten Ruf. Sie geht oft in die Stadt, angeblich um Verwandte zu besuchen, aber man munkelt von Kontakten zu Europäern. Aber auch der junge Fischer Mbenda, genannt La Loi und stärkster Mann im Dorf, erregt ihr Interesse. Kein Wunder aber, daß Maa Medi das Mädchen keinesfalls als Frau ihres einzigen Sohnes akzeptieren würde, zumal Mbendas früh verstorbener Vater auf dem Sterbebett einen Freund um dessen älteste (noch ungeborene) Tochter für seinen Sohn bat. La Loi hat zwar wenig Interesse an dem viel jüngeren Mädchen, aber Maa Medi will auf Nummer sicher gehen und fädelt zusammen mit den Dorfältesten die Hochzeit zwischen La Loi und Fanny ein. La Loi kann sich aber nicht von Agatha losreißen und nach vielen Widerständen und einem kurzzeitigen Skandal – denn Fanny bekommt ein Kind von einem anderen – stürzt er sich in eine polygame Ehe und nimmt Agatha auch zur Frau. Das Zusammenleben gestaltet sich mal mehr, mal weniger harmonisch, so daß Agatha das Haus sogar verläßt, aber nach einer Weile zurückkehrt. Schließlich bringt auch Agatha einen Sohn zur Welt, aber dieser ist im Vergleich zu seinen Eltern erstaunlich hellhäutig.



    Meine Meinung: Bebey erzählt hier ganz unspektakulär, fast nonchalant und mit leiser Ironie eine schöne Geschichte. La Loi steht letztlich mit zwei rechtmäßigen Ehefrauen und zwei Kindern da, deren Vater er nicht ist. Soll er die Kinder deswegen ablehnen? Was erwarten die Kinder eigentlich von ihm (oder werden es tun, wenn sie alt genug sind)? Daß er sie wegen ihrer Herkunft ablehnt? Oder daß er einfach ein guter Vater ist, der ihnen auf dem Weg ins Leben so weit hilft, wie er es vermag? Auch unter dem lebensklugen Rat eines der Dorfältesten entschließt sich La Loi zu letzterem.


    In dieser Konstruktion schafft es Bebey, einiges an Themen unterzubringen, und das meist auch noch mit je zwei Seiten. Das Senioritätsprinzip führt einerseits dazu, daß La Loi ohne Widerspruch seiner Mutter und den Ältesten gehorcht und ein Mädchen heiratet, das er eigentlich nicht (zumindest noch nicht) heiraten will, aber es erlaubt ihm auch, gute Ratschläge von Menschen anzunehmen, die im Leben schon mehr gesehen haben als er. Die polygame Ehe durchläuft Phasen der schwesterlichen Harmonie zwischen den Frauen wie auch echten Zickenkrieg, beides für den Mann keine glückliche Situation, weil er immer nur Fehler machen kann, egal, wie er sich verhält. Und letztlich dreht Bebey auch noch den Rassismus um, wenn er den Neugeborenen wegen seiner nicht ausreichend schwarzen Hautfarbe zum Problem werden läßt.


    Besonders gut hat mir hier der einbeziehende Erzählstil gefallen, so, als würde La Loi das alles einem Dorfbewohner berichten, der einfach nur lange fort war und deshalb nicht alle Personen und jüngsten Ereignisse kennen kann, sich aber sehr wohl an die Besonderheiten manch älterer Einwohner erinnert. Manches hätte ich mir aber etwas ausführlicher gewünscht sowie einen etwas weniger naiven Tonfall. Und ein gründlicheres Lektorat hätte an der ein oder anderen Stelle Wunder wirken können, da waren doch einige „unrunde“ Formulierungen drin.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()