Leo Perutz - Der Marques de Bolibar

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    Das Ende des Buches ist von vornherein bekannt, da direkt in der Einleitung beschrieben wird, dass es sich um den Bericht der Vernichtung zweier deutscher Regimenter in Spanien während der napoleonischen Kriege handelt. Es gab keine Überlebenden auf der Verliererseite und auch die Berichte aus spanischer Hand waren sehr dürftig, so dass die Ursachen niemals bekannt wurden. Doch nun ist ein Tagebuch aufgetaucht, in dem ein deutscher Offizier die Ereignisse schildert, wie er sie selbst erlebt hatte.


    Die Regimenter sitzen eingeschlossen in einer Kleinstadt fest, umzingelt von Guerillatruppen. Verstärkung ist zwar im Anmarsch, wird aber wohl kaum rechtzeitig eintreffen. Da erfahren die Eingeschlossenen von einem Plan: Der Marques de Bolibar, in örtlicher Adeliger, hat mit dem Guerillaführer drei Zeichen vereinbart, aufgrund derer der die verschiedenen Etappen des Angriffs einleiten soll. Wenn es gelänge die Zeichen zu verhindern, würde der Nachschub rechtzeitig eintreffen, um den Angriff abzuwehren. Allerdings ist auch ein Offizier in der Stadt, den die, die ihn kennen als Boten des Todes bezeichnen, der Unglück über seine Kameraden bringt. Wichtiger als der Krieg ist den Hauptfiguren aber die Liebe, sie trauern ihrer Affäre hinterher, die sie alle mit der früheren Frau ihres Vorgesetzten hatten.


    Am Anfang ist die Geschichte nichts besonderes, aber im Laufe der Zeit, wenn Perutz beginnt, verschiedene Deutungsmöglichkeiten von Geschehnissen anzubieten, wird es immer interessanter, bis man trotz des gewissen Ausgangs mitfiebert und überlegt welche Handlung jetzt welche Auswirkung haben wird. Der Tonfall passt hervorragend zur geschilderten Situation, Kameradschaftlichkeit, aber vor allem Eifersüchteleien und Sticheleien werden anschaulich geschildert. Man fragt sich, wie es tatsächlich dazu kommen konnte, dass die Zeichen gegeben wurden. Perutz deutet hier eine Übersinnlichkeit an, überlässt es aber dem Leser sich zu entscheiden, ob er diese oder doch eine rationale Erklärung und den Zufall für die Geschehnisse verantwortlich mache will. Diese für Perutz typische Doppeldeutigkeit ist auch die Stärke dieses Romans.


    4ratten