George Bernard Shaw – Der Amateursozialist

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    Inhalt: Kaum sechs Wochen nach der Hochzeit hat Sidney Trefusis seine Frau Hetty Jansenius verlassen. Zur gleichen Zeit taucht in der Nähe des Mädchenpensionats von Lyvern ein merkwürdiger Mensch namens Smilasch auf, der sich zwar als Arbeiter ausgibt, aber auf Grund seiner ganzen Erscheinung offensichtlich keiner ist. Die einzige, die deshalb Verdacht schöpft, ist Agatha, eine Cousine von Hetty. An einem der üblichen Besuchswochenenden kommt auch Familie Jansenius zu Agatha. Dabei laufen sich Trefusis, alias Smilasch, und Hetty über den Weg – ein von beiden unvermutetes Wiedersehen, wenn auch keine Wiedervereinigung. Ein Brief von Agatha, die die Zusammenhänge nicht kennt, auch über Trefusis und sie an Hetty veranlaßt diese zu einer überstürzten Fahrt zu ihrem Mann, in deren Folge sie wegen Unterkühlung erkrankt und stirbt.


    Trefusis, mit ererbtem Vermögen ausgestattet, mißbilligt die Art und Weise, wie sein Vater zu diesem Vermögen gekommen ist und versucht sich daher als Sozialist. Dies ist auch Auslöser für seinen Versuch, ansatzweise als Arbeiter zu leben. Jahre später hängt Trefusis immer noch seinen Ideen an, hat sich aber abgewöhnt, den Anschein eines Arbeiterlebens nach außen erwecken zu wollen. Auf dem Gut der Brandons entspinnt sich eine Geschichte verworrener Liebesverhältnisse zwischen zwei Schulfreundinnen Lady Brandons, der etwas standesstolzen Gertrude und Agatha, dem zu Besuch weilenden Dichter Erskine und Trefusis selbst. Erskine liebt Gertrude, Gertrude Trefusis, und ob Trefusis und Agatha überhaupt jemanden lieben und wenn ja, wen, ist lange nicht ersichtlich.



    Meine Meinung: Irgendwie hatte ich etwas anderes und auch insgesamt amüsanteres erwartet als hier tatsächlich zum Vorschein kam. Trefusis als Sozialist ist durchaus für den ein oder anderen Schmunzler gut, aber die Auflösung der Liebeswirren braucht mehr Raum als dieser Versuch. Wie der Knoten letztlich aufgelöst wurde, war zwar auch nicht gerade trübsinnig zu lesen, entsprach aber eben nicht meiner Erwartungshaltung und hatte etwas von Boulevardkomödie. Dazu trugen die naiven Darstellungen aller Beteiligten mit Ausnahme von Trefusis erheblich bei.


    Eher konnte man vielleicht schon mit den volkswirtschaftlichen „Abhandlungen“ rechnen, die immer wieder eingestreut wurden, und in denen Shaw seinen Trefusis für den Sozialismus plädieren läßt. Diese Vorträge wirkten in der Art und Weise wie Trefusis hier doziert arg gekünstelt und als Fremdkörper im Text. Es macht durchaus nicht den Eindruck, als sei Shaw diesen Ideen abgeneigt gewesen, aber das konnte man 1883 in dieser Absolutheit wohl auch noch leichter sein als heutzutage, Zumindest hat er sich damit ganz klar im Verhältnis zur Arbeiterbewegung positioniert und vor allem die herrschende Geldklasse Englands angegriffen, was es als Zeitdokument wiederum interessant macht.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen