[Rumänien] Panaït Istrati – Die Haiduken

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    Inhalt: Der Roman zerfällt in zwei etwa gleich große Teile. Im ersten, betitelt Die Haiduken erzählen, wer sie sind, passiert genau das: Mit der Anführerin Floarea Codrilor und fünf weiteren Mitkämpfern stellen sich die wichtigsten Protagonisten vor und erzählen ihre Lebensgeschichte, um zu erklären, warum sie Haiduken geworden sind. Der zweite Teil ist überschrieben mit Domniţsa von Snagov. Hier steht der Kampf um die Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei zu einem Rumänien im Vordergrund, den vor allem Floarea auf eine fast konstitutionelle Weise führt. Eine handgreiflichere Form der Bauernaufklärung und Zigeunerbefreiung oder auch eher persönlichen Rache für erlittenes Unrecht durch die in Floareas Haus versammelten Haiduken findet weniger statt. Stattdessen unterstützt man den Fürsten Cuza bei seinem politischen Werk. Damit schafft man sich ebensowenig Freunde in der grundbesitzenden und kirchlichen Elite wie mit den früheren Raubzügen und Racheakten, so daß sich die Schlinge um die Haiduken in Snagov immer enger zieht.



    Meine Meinung: Da zugegebenermaßen Rumänien bei mir ein ziemlich blinder Fleck ist, nicht nur, was die Literatur, sondern auch die Geschichte des Landes angeht, hatte ich mir von diesem Roman einiges versprochen. Das hat nur bedingt funktioniert, was maßgeblich daran liegt, daß das Ganze einigermaßen lieblos heruntergeschrieben und auch etwas zerfahren wirkt, die Protagonisten trotz ihrer Darstellung als Freiheitskämpfer und rumänische Robin Hoods blaß bleiben.


    Die Erklärung für diesen Eindruck, der mich beim Lesen doch etwas irritierte, folgte in Istratis Nachwort. Dort berichtet er von seiner Reise in die Heimat 1925 nach mehrjähriger Abwesenheit, wo er feststellen mußte, daß die herrschende Regierung in ihrer Mißhandlung des eigenen Volkes die frühere osmanische Herrschaft, deren Exzesse knapp 100 Jahre zuvor er in seinem Roman darstellen wollte, noch überbot. Der Frust darüber ist deutlich spürbar, verbessert aber leider den Gesamteindruck des Romans nicht. Schade, aber ich könnte mir trotzdem vorstellen, anderes von Istrati zu lesen, ich habe das Gefühl, er konnte es auch besser.


    3ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen

  • Da zugegebenermaßen Rumänien bei mir ein ziemlich blinder Fleck ist, nicht nur, was die Literatur, sondern auch die Geschichte des Landes angeht,


    Mir geht es auch so, der blinde Fleck ist bei mir ziemlich groß, auch wenn ich mal einen anderen Istrati-Roman gelesen habe, und einige Dutzend rumänische Autoren ungelesen im Regal schlummern.


    Interessant an den "Haiduken", und darum bin ich für deine Rezension sehr dankbar, ist der Hinweis, dass das Geschehen z.Zt. des Fürsten Cuza spielt, also um die Vereinigung verschiedener Landgebiete. Damit hat Cuza Grundlagen für die modernen Staatsgrenzen geliefert. Fesselnd an der rumänischen Geschichte und auch tragisch, sind die erbitterten Auseinandersetzungen um Siebenbürgen. Hat Ungarn mehr Ansprüche darauf oder Rumänien? Nun, heute scheinen die Grenzen entgültig gezogen worden zu sein. Der Verlust Siebenbürgens (und auch anderer Teile nach dem ersten Weltkrieg) war für die Ungarn immer ein großer Schmerz. Aber nun fällt mir ein, dass ist hier kein Historikerforum und soll auch keines sein :smile:, wollte nur kurz im Übereifer andeuten, dass die rumänische Geschichte fesselnde bewegende und tragische Momente aufzuweisen hat, wie auch jede andere Landesgeschichte.


    Die Vernachlässigung der rumänischen Literatur in Deutschland ist frappierend, darum finde ich es schön, dass hier mal ein rumänischer Autor besprochen wird (In unserer Abteilung "Literatur aus fremden Ländern" gibt es noch keinen Thread zur rumänischer Literatur. Das muss sich ändern :zwinker:).


    Wenn jemand mal von Claudio Magris "Donau" liest, darin bekommt man einen kleinen Einblick in die Literaturen der Donauländer. Istrati ist im Donaudelta geboren.


    Liebe Grüße
    mombour