Catherine Millet - Eifersucht

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    Manchmal frage ich mich, warum ich gewisse Bücher lese? Ich war auf Sex in dem Buch vorbereitet, ja, war ich, jedoch diesmal geht es hauptsächlich um den ICH-Verlust der sich besonders in der Onanie bemerkbar macht. Das langsame verrückt werden einer Frau, die mit einem Mann seit Jahren zusammenlebt. Ja, sie führen eine offene Beziehung, jedoch, was bedeutet das "offen"? Laut Autorin anscheinend die sexuelle Freiheit ihrer Person, aber nicht die ihres Partners.


    Wer schon Mal betrogen worden ist, der kann die Gefühle in dem Buch extrem nachvollziehen. Dieses "sich verrückt machen", dieses Herzrasen, dieses betäubte Gefühl, das im Solarplexus anfängt und bis in die kleinste Synapse geht. Ja, das ist gut beschrieben, sehr gut sogar.


    80% des Buches handeln von der Selbstbefriedigung. In allen Varianten. Manchmal hatte ich beim Lesen das Gefühl, die Autorin ist sowas von armseelig, ich konnte es nicht begreifen, wie sie sich in ihre Fantasien hineingesteigert hat, bis es schon weh getan hat. Aber, das ist so. Ich habe es nach einigen Seiten einfach so genommen, wie es ist. Wenn man zwischen den Zeilen liest, dann bemerkt man den Schmerz so intensiv, dass es einem selbst den Atem nimmt. Ein Buch für Frauen? Nur für Frauen? Nein. Auch die Männer sollen tief eintauchen in den Schmerz, damit sie wissen, wie wir funktionieren. Nicht so krass, ja, aber doch.
    Hier haben wir eine begnadete Autorin, die leider zu Ich - Bezogen ist. Nach Seite 108 nervt es. Das ist vielleicht das Problem bei dem Buch. Wenn sie sich nur auf den Schmerz bezogen hätte, den innerlichen, dann wäre es wirklich exzellent gewesen. Vielleicht bin ich prüde, ich weiß es nicht. Vermutlich. Ich hatte auch das Gefühl, dass sie ihre Beziehung hauptsächlich auf das sexuelle beschränkt hat, bis zu dem Zeitpunkt, als sie das Foto einer nackten Schwangeren findet unter den Sachen am Schreibtisch von ihrem Partner. Diesen Schnitt fand ich wieder sehr gelungen.


    Im Gegensatz zu "Feuchtgebiete" möchte ich etwas bemerken. In Feuchtgebiete ist die Quintessenz diese: Schmerz einer Frau, die es nicht ertragen kann, dass ihre Eltern sich scheiden ließen. Um nicht so eine "alltägliche" Geschichte zu schreiben, die in Millionen Büchern, die jedes Jahr rauskommen, untergeht, hat sich die Autorin einen Trick einfallen lassen: sie schrieb provozierend, jedoch ungustiös, bis zur letzten Seite. Ja, wir haben alle unsere Probleme, und ja, wir befriedigen uns selbst, oder haben Phantasien, aber dieses Girlie in dem Buch ist schlichtweg KRANK im Kopf. Und, ich spreche ihr jegliches literarische Talent ab. Das haben wir hier bei Milet nicht. Milet achtet auf die Details,ist niemals ungustiös, hat den typischen Pariser Style, nämlich in die Tiefe gehend und ist so schillernd, wie die Stadt Paris selbst. Ich mag ihre Bücher nicht, aber ihre Ausdrucksweise. Deshalb lese ich sie. Eifersucht ist ein großartiges Buch - von der Eifersuchtsgeschichte heraus, jedoch ich mag halt die immerwiederkehrenden Sexgeschichten weniger. Ich würde Euch das Buch gerne ans Herz legen und ihr merkt an meiner Kritik, dass ich noch immer, während ich Euch schreibe, gespalten bin.


    Fazit: Das Buch ist beinahe mäjestetisch geschrieben. Unglaubliche Leistung! Obwohl es nervt!!!!
    Die Geschichte ist, wenn man die Eifersucht herauspickt eine Meisterleistung, die Onanie wird nach 100 Seiten uninteressant, die Beobachtungen, besonders in der Metro spiegeln aus meiner Seele heraus und die restlichen Sexgeschichten fallen unter das Thema: na ja, wem`s gefällt, sowas zu lesen. Ich würde das nächste Werk auch lesen, weil ich Milet mag. Sie ist großartig.
    Ich habe das Buch in Autobiografisches gegeben, weil die Autorin zu uns aus ihrem Inneren spricht. LESEN!

    Einmal editiert, zuletzt von cori ()