Antonio Sarabia – Die Hüter des Vulkans

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    Inhalt: Schon früh ist allen Verwandten klar, daß Joyita Probleme machen wird. Nicht nur, weil ihr Vater schon vor ihrer Geburt starb, sondern vor allem auch, weil Joyita hartnäckige Linkshänderin ist. Alles scheint sich zu bestätigen als Joyita schwer krank wird, und auch der Arzt nicht recht helfen kann. Erst Joyitas Patentante, Heilkundige und Hebamme des Dorfes, hat mit ihren Mitteln Erfolg. Und auch Joyita selbst macht früh die Erfahrung, daß in ihrem Umfeld merkwürdige Dinge passieren, so werden ihr Steinchen hinterhergeworfen, obgleich niemand zu sehen ist, und sie hört Wispern und Geraune, ohne jemanden in der Nähe zu haben. Eines Tages taucht ein junger Mann namens Federico in Guayacán auf, der unbedingt den Vulkan, an dessen Hang das Dorf liegt, besteigen will. Beim sonntäglichen Paseo, bei dem die Jungen und Mädchen des Dorfes aneinander vorbei defilieren, fällt Federico Joyita auf, und die beiden treffen sich schon am nächsten Tag wieder, um sich zu unterhalten, bevor ein heftiger Regen sie in Federicos Zelt treibt.


    Der junge Mann kehrt von seiner Vulkanbesteigung nicht mehr zurück, die Familie kommt, um den Toten abzuholen. Aber Joyita hat eine bleibende Erinnerung an ihn, und als sichtbar wird, daß sie schwanger ist, werfen ihre Verwandten sie aus dem Haus. Joyita zieht zu ihrer Patentante, von der sie in der Folge vieles über Heilpflanzen lernt. Ihr Sohn Diosdado wird früh vom Pfarrer eingefordert, der dem Jungen eine gute Ausbildung ermöglichen möchte, in der Hoffnung, dieser würde später in den Priesterstand eintreten. Nach dem Tod ihrer Patentante aber wartet die größte Überraschung und Verwirrung auf Joyita. Vier Männer des Dorfes bitten sie zu einem nächtlichen Treffen und eröffnen ihr das Geheimnis der Hüter des Vulkans, da sie Grund zu Annahme haben, daß auch Joyita für diese Aufgabe ausersehen ist ...



    Meine Meinung: Obwohl ich es nicht mit großen Pausen gelesen habe, hat mich die Story etwas verwirrt, aber auf angenehme Art. Dazu hat sicher auch die Struktur der Erzählung beigetragen, denn zum einen tritt der Dorfschreiber als Chronist der Ereignisse sehr regelmäßig hervor und erinnert dadurch an sich selbst und wie er von den Ereignissen erfuhr, zum anderen springt die ohnehin recht kurze Erzählung auch noch durch ihre eigene Chronologie. Das ist aber für dieses Gefühl der Verwirrung nicht das Ausschlaggebende, sondern verstärkt es höchstens. Der eigentliche Faktor sind die Hüter des Vulkans. Was es mit ihnen auf sich hat, worin ihre Aufgabe nun eigentlich besteht und wie sie das im einzelnen tun, das bleibt alles doch eher in der Schwebe, in Andeutungen. Und genauso geheimnisvoll und mysteriös ist dann auch das Ende.


    Normalerweise mag ich es gar nicht besonders, wenn der Erzähler so offensichtlich aus der Erzählung heraustritt, um direkt mit dem Leser „zu sprechen“, aber hier entfaltete es durchaus einen eigenen Charme, zumal der Erzähler und der Autor dabei strikt voneinander getrennt bleiben. Sprachlich wird dadurch eine gewisse Distanz zum Erzählten geschaffen, was anfänglich wegen des Ausmaßes gewöhnungsbedürftig war. Im Grunde bekommt man als Leser hier mit dem Chronisten aber jemanden „an die Hand“, der die ganze Sache genauso wenig versteht wie man selbst, weil die Details im Kreis der Hüter bleiben, der einen jedoch – so weit eben für Außenstehende möglich – hindurch führt. Das ist bei Diosdados Geschichte einfacher und bei Joyitas schwieriger, aber gerade auch in den Unterschieden und Parallelen zwischen den Leben von Mutter und Sohn entfaltet sich ein weiterer Reiz. Jedenfalls rechtfertigt das Geheimnis um die Hüter die Einordnung in eine Reihe mit dem Titel Magische Welten unbedingt.


    4ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen