[Ägypten] Muhammad al-Bissati – Hunger

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    Autor: Muhammad al-Bissati
    Titel: Hunger
    Originaltitel, Jahr: Ğû', 2007
    Übersetzer aus dem Arabischen: Hartmut Fähndrich
    Verlag: Lenos Verlag
    ISBN: 978-3-85787-406-2
    Ausgabe: Hardcover
    Seiten: 140


    Inhalt: Der vierköpfigen Familie geht es nicht gut. Der Mann arbeitet selten, zu selten, und hat er mal eine Tätigkeit gefunden, so ist es immer nur kurzfristig. Die Frau borgt sich bei den Nachbarn, so lange es geht. Sie bekommt eigentlich immer etwas, weil alle wissen, daß sie zurückgibt, sobald mal Geld im Haus ist. Vor allem die beiden Jungen leiden unter der unregelmäßigen und mangelhaften Ernährung, die mit dem Unwillen des Vaters zu geregelter Arbeit einhergeht. Der ältere ergattert schon mal etwas in der Bäckerei, der jüngere ist vorwiegend apathisch. Ab und zu gibt es einen Lichtblick für die Familie, wenn durch karitativ veranlagte Menschen Unterkunft und Verpflegung auf ein besseres Niveau gehoben werden. Aber auf jeden dieser Lichtblicke folgt unweigerlich der erneute Abstieg in das Elend des täglichen Überlebenskampfes.



    Meine Meinung: Viel erzählbare Handlung hat dieser schmale Roman nicht, und so ist auch in den Personen oder ihren Lebensumständen keine wirkliche Entwicklung festzustellen. Fast eintönig kommt die Erzählung daher, und die Kargheit wird von Bissatis spröder Sprache noch unterstrichen. Den einzigen Ausweg aus dem Elend würde eine regelmäßige Arbeit des Vaters darstellen, aber diese scheitert an dessen Unlust, vielleicht aber auch an Umständen, auf die er keinen Einfluß nehmen kann. Das wird von Bissati zwar nicht explizit so dargestellt, schwingt aber untergründig ein bißchen mit.


    Der Kontrast zwischen dem erbärmlichen Leben dieser Familie und dem der Wohlhabenden, die mehr dem Gebot des Almosengebens als einem expliziten Hilfsbedürfnis zu folgen scheinen, wenn sie der Familie helfen, ist immens. Daß dies nicht nur Zufall, sondern auch politisch bedingt ist, wird deutlich, wenn der Mann die Diskussionen der Studenten belauscht. Er versteht zwar nicht (alles), worüber sie reden, fühlt sich aber auf geheimnisvolle Weise angesprochen und macht sich Aussagen zu eigen, ohne sie erläutern zu können. Die Familie lebt zwar in Bezügen zu ihren Nachbarn, deren Umstände ähnlich, wenn auch insgesamt etwas besser sind, aber gleichwohl genau deshalb auch außerhalb der „engeren Zirkel“ dieser Nachbarschaft. Bissati porträtiert hier eine Gesellschaft, die nicht nur extreme Ungleichgewichte toleriert, sogar fördert, sondern bei der Integration, ja schon beim Stützen ihrer Mitglieder in solchen Umständen nahezu völlig versagt – ein recht schonungsloses Bild, das nicht nur auf Ägypten beschränkt ist.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen


    Ein paar formale Angaben ergänzt, Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()