Eduard von Keyserling - Dumala

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    Kurzbeschreibung
    Irgendwo im Baltikum liegt das Dumala dieser Geschichte, ein Dorf mit gleichnamigem Herrenhaus. Dort lebt die attraktive Baronin Karola Werland, die ihren alten Mann pflegt. Für das eintönige Leben entschädigt sie sich, wenn sie die Blicke und Interessen der anderen Männer auf sich ziehen kann. Werland weiß, dass das Heischen nach Bewunderung für Karola bloß ein Zeitvertreib in der Ödnis ist und hat wenig Probleme damit. Doch die, die nicht an Karola herankommen, missgönnen ihr jeden netten Satz und gehen drastisch gegen einen Verehrer vor.


    Erstveröffentlichung 1908


    Meine Eindrücke
    Im Dorf Dumala lebt der Pastor Erwin Werner mit seiner jungen Frau Lene und hütet seine Gemeinde. Just die Herrin des Gutshofs, Baronin Karola, stellt ihn auf eine schwere Probe. Lene bemerkt in ihrer direkten, recht kindlichen Art, dass die Baronin "die Männer verliebt in sich machen will". Und sie spürt, dass auch Erwin zu denen gehört, die dem Charme der Baronin verfallen sind. Karolas Page Pichwitt himmelt seine Herrin an und aus dem Nachbarort kommt Behrent von Rast auffällig oft zu Besuch.


    Keyserling schafft es, auf nur rund 120 Seiten die Atmosphäre in und auf Dumala bestens einzufangen. Der Adel lebt reich und geachtet, ihm fehlt jedoch in dieser Gegend das verbindende soziale Netz. Verständlicherweise sucht sich Karola einen Zeitvertreib und nutzt ihre Schönheit dafür aus - viel Auswahl hat sie für ihr Vergnügen wohl nicht. Je häufiger die Besuche des Herrn von Rast werden, umso eifersüchtiger wird Erwin, der von Karola nur als Pastor wahrgenommen wird und mit ansehen muss, wie Rast mit der Baronin im Herrenhaus fröhlich umher spaziert, während er bloß salbungsvolle Sprüche für den schwer kranken Ehemann finden soll. Die Rast'schen Besuche bleiben aus; kein Wunder, haben sich die Treffen inzwischen doch in die Nacht verschoben. Und so kommt es, dass der liebeskranke Pichwitt von Erwin, dem über alles erhabenen Pastor, ein Einschreiten fordert.


    Doch dem Pastor fällt - selber liebeskrank - nur eine sehr dramatische Lösung ein, die vermutlich der Auslöser ist, dass das heimliche Paar nach Florenz durchbrennt.
    In dem Buch sind alle einsam und damit umzugehen, ist vordringliches Ziel. Angefangen bei der Pastorenfrau Lene, die wenig Gegenüber im Dorf hat und ihren Mann in den Fängen der schönen Baronin sieht, weiter bei Pichwitt, der im einsamen Herrenhaus lebt und sich eine Liebe aussucht, die nie wahr werden kann, dann Erwin, der durch seine Position als Übervater im Dorf gesehen wird und seine typischen Schwächen weder zeigen noch darüber sprechen kann und nicht zuletzt das Paar Werland, die außer einer Eheschließung nichts zusammen hält.


    Die Sprache Keyserlings finde ich sehr sparsam. Er beschränkt sich auf ein Minimum an Geschehen und Worten, vermittelt aber sehr präzise, wie seine Personen leiden, aneinander vorbei leben und in ihren Gefühlen gefangen sind. Selbst dieses sprachliche Minimum lässt spüren, warum sich Erwin so sehr quälen kann, dass er für die Lösung des Ehebruchs fast bis zum Mord gehen würde. Die Einsamkeit ist das eine, das andere, was mir aufgefallen ist, ist das gesellschaftliche Korsett, das an der Situation nicht ganz unschuldig ist. Eine klare Bestandsaufnahme kommt in kleinen Nebenhandlungen, wenn Erwin zum Beispiel einen trinkenden Mann zur Raison bringen will.


    Am Ende steht das bittere Fazit von Erwin: "... da glaubt man, man sei mit einem andern schmerzhaft verbunden, sei ihm ganz nah, und dann geht ein jeder seinen Weg und weiß nicht, was in dem andern vorgegangen ist. Höchstens grüßt einer den anderen aus seiner Einsamkeit heraus."


    4ratten

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa