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Kamila Shamsie - Verbrannte Verse Aus dem Englischen von Anette Grube Bloomsbury Berlin, 2005 (Bloomsbury London, 2005) 427 Seiten |
Inhalt
Aasmaani ist die Tochter einer politisch aktiven Feministin. Neben ihrer Mutter Samina war eine wichtige Bezugsperson "der Dichter", Liebhaber der Mutter und regimekritischer Poet. Beide waren entweder im Land unterwegs oder befanden sich im Exil, weshalb Aasmaani im Wesentlichen bei ihrem Vater und dessen neuer Familie aufwuchs, sich aber immer nach ihrer Mutter sehnte. Als der Dichter ermordet wird, verfällt Samina in Depressionen und verschwindet zwei Jahre darauf. Aasmaani kann auch 14 Jahre später nicht wahrhaben, dass ihr Mutter tatsächlich tot ist, und als entsprechende Hinweise auftauchen, hofft sie, dass ihre Mutter endlich zurückkehrt...
Meine Meinung
Die Geschichte entwickelt einen ganz eigenen Sog, während man immer mehr aus der Vergangenheit von Aasmaani, ihrer Mutter und dem Dichter erfährt. Gleichzeitig erhält man Einblicke in modernes pakistanisches Leben. Außerdem werden zwei Liebesgeschichten erzählt - die von Samina und dem Dichter und die der neu entstehenden Liebe zwischen Aasmaani und Ed. Ed ist der Sohn der ehemals besten Freundin ihrer Mutter und scheint sie als einziger zu verstehen. Er selbst fühlte sich von seiner Mutter vernachlässigt, während sie einer Karriere als Schauspielerin folgte, was das Verhältnis der beiden zueinander bis jetzt beeinflusst.
Anfangs war ich etwas verwirrt, weil man mitten in der Handlung zu landen scheint und Informationen teils nur nachgereicht werden (und ich kein Klappentextleser bin). Außerdem fehlen Anmerkungen, zum einen um Begriffe zu klären, zum anderen um Personen und historische/ politische Zusammenhänge vor- und darzustellen. Da ich mich für ein anderes Buch schon mal über pakistanische Geschichte informiert habe, war das zwar nicht schlimm, aber trotzdem ärgerlich.
Ein ganz großer Pluspunkt ist Shamsies Stil. Sie streut immer wieder trockenen Humor oder poetische Formulierungen ein, und wenn es melancholisch werden soll, bringt die Autorin dies auch sprachlich auf den Punkt. Diesen Satz zum Beispiel habe ich mehrfach gelesen: "Wenn man jemandem beim Sterben zusieht, lernt man auf neue Weise, ihn zu lieben." (S.34) Immer wieder gab es solche Sätze oder Passagen, die ich mir wortwörtlich auf der Zunge zergehen ließ.
Insgesamt hat Shamsie kein spezifisch pakistanisches Buch geschrieben. Es ist vielmehr eine Familientragödie vor politischem Hintergrund, in der Shamsie der Frage folgt, inwiefern politische Ereignisse das Leben beeinflussen können. Es geht um die Verarbeitung von Verlusten und um Trauer, um Liebe und Kunst, um die Macht der Worte.
Viele Grüße
Breña