Patricia Highsmith - Ediths Tagebuch

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    Titel: Ediths Tagebuch
    Autor: Patricia Highsmith


    Allgemein:
    507 S.; Diogenes; 2004


    Meine Rezension bezieht sich allerdings auf die Übersetzung von Anne Uhde die 1978 bei Diogenes erschien


    Inhalt:
    Amerika in den 50er Jahren:
    Eine Idyllische kleine Familie. Edith ist glücklich. Sie schreibt hin und wieder politisch kritische Texte für verschiedene Zeitungen, hat einen kleinen Sohn und ihr Ehemann unterstützt sie in ihren politischen Ansichten, sie diskutieren angeregt und auch der Umzug von New York in einen Vorort in ein nettes Häuschen scheint perfekt. Doch schon am Umzugstag scheint es zu brodeln. Hat etwa Cliffie wirklich versucht die Katze zu töten? Und in ihrem netten Häuschen bröckelt die Familie langsam auseinander... Ediths einzige Stütze ist ihr Tagebuch und so schreibt sie ihre Wünsche und Träume hinein und projiziert eine Wirklichkeit aufs Papier die so niemals existieren wird...


    Meine Meinung:
    Edith ist eine Figur von der ich nicht so ganz weiß ob ich sie mag. Sie lässt sich vieles einfach so gefallen und nimmt einiges hin, obwohl sie innerlich kocht. Vor allem ihr Exmann macht es sich sehr einfach mit ihr. Edith flüchtet sich in die Fantasien ihres Tagebuchs und beschreibt dort eine Traumwelt die vor allem ihren Sohn Cliffie betrifft. Danach fühlt sie sich regelmäßig besser. Dabei ist sie selbst eigentlich eine Frau die sich für Politik interessiert und dazu einiges zu sagen hätte. Immerhin ist sie Journalistin, auch wenn sie kaum noch Artikel veröffentlicht. Eigentlich tut sie mir auch Leid, ich hatte beim Lesen immer wieder das Gefühl das sie eigentlich gerne ausbrechen würde aber nicht stark genug ist sich durch zu setzen. Alles bleibt letztendlich an ihr hängen.
    Doch Ediths Tagebuch ist durchaus an manchen Stellen ein starker Roman. Allein deshalb weil Highsmith es einmal mehr schafft Figuren zu beschreiben die es so sicher gegeben hat und immer noch gibt. Es ist kein aufregender Psychothriller, aber er beschreibt die Menschen so wie sind. Vor allem Ediths Sohn, ist dabei auch irgendwie ein wenig beunruhigend. Man hatte immer wieder das Gefühl das er eine tickende Zeitbombe ist. Das hätte ich irgendwie gerne gehabt, das Cliffie irgendwann durchdreht. Aber leider passiert das nicht. Sicher auch deshalb weil das gezeigt hätte das er doch in der Lage ist einmal etwas aus eigenem Antrieb zu tun, insofern natürlich auch sehr konsequent *g*
    Edith wird von ihrem Mann und auch ihrer Umgebung letztendlich als hysterisch hingestellt. Es scheint als ob sie durch ihre Art nicht mehr in die Gesellschaft passt. Ihr Exmann hat mich schon allein deshalb gestört weil er sich nie um sie gekümmert hat und dann plötzlich daherkommt und alles an sich reißen möchte, eher als ob er ein schlechtes Gewissen hat als aus wirklicher Sorge. Letztendlich ist die Figur gegen Ende des Romans aber irgendwie Stereotyp und auch irgendwie unbefriedigend. Als ob Highsmith nicht wusste was sie mit Edith noch tun sollte. Mag sein das es zu der Zeit als der Roman erschien noch etwas Anderes war, aber ich empfinde es aus heutiger Sicht ein wenig angestaubt und beinah Klischeehaft. Das Bildnis einer Frau die aus ihrer Rolle ausbrechen möchte es aber letztendlich nicht schafft und bleibt was sie ist.
    Insgesamt fand ich Ediths Tagebuch gut geschrieben aber nicht genial.
    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: