H. Nigel Thomas – Spirits in the Dark

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    Inhalt: Jerome Quashee, in den Vierzigern und ohne besondere berufliche Perspektive im öffentlichen Dienst einer Karibikinsel, hat sich einer religiösen Gemeinschaft angeschlossen, die in ihren Initiationsriten einen längeren Rückzug in völlige Dunkelheit vorsieht – eine „Reise“, wie sie sagen, in die eigene Seele, um die persönlichen Ängste und Schuldgefühle zu erkennen und sich ihnen zu stellen. In der dunklen Höhle zieht Jeromes Leben vor seinem geistigen Auge vorbei. Er war zwar ein guter Schüler, aber in der kolonialen Gesellschaft gegenüber seinen weißen Mitschülern wegen seiner Hautfarbe benachteiligt. Der Besuch einiger Austauschschüler aus Ghana vermittelt Jerome vieles über afrikanische Vorstellungen und Sitten, speziell über die der Ashanti, und veranlaßt ihn, sich mit seinem afrikanischen Erbe auseinanderzusetzen. Ein Dumme-Jungen-Streich wird von der Schulleitung genutzt, um ihn von der Schule zu verweisen, auf die Abschlußprüfungen bereitet er sich mit Hilfe eines ihm wohlgesonnenen Lehrers vor. Er kommt im öffentlichen Dienst unter, wird allerdings bei Beförderungen übergangen, da er sich in das System von Gefallen und Gegengefallen nicht einfügt. So konzentriert er sich darauf, seinem jüngeren Bruder eine gute Ausbildung zu bezahlen. All diese Widrigkeiten in Jeromes Leben werden zudem noch überschattet von seiner Erkenntnis, homosexuell zu sein und sich nicht dazu bekennen zu können und wollen.



    Meine Meinung: So recht weiß ich nicht, was für eine Geschichte Thomas hier nun erzählen wollte. Wie Diskriminierung in einer kolonialen Gesellschaft, die sich über „Farbunterschiede“ definiert, funktioniert? Das spielt auf jeden Fall eine Rolle, und es war für mich durchaus (im negativen Sinn) faszinierend zu sehen, wie – völlig unabhängig von der tatsächlichen Weiße/Bräune/Schwärze der Haut plus diverser anderer Äußerlichkeiten – jeder genau weiß, wo auf Grund seines Stammbaums sein Platz in der Gesellschaft ist und wo der der anderen um ihn herum. Ich glaube, man muß in so strukturierten Gesellschaften groß geworden sein, um das im Einzelnen nachvollziehen zu können, auf mich wirkt es immer einigermaßen lächerlich.


    Wenn es also nicht, oder jedenfalls nicht in erster Linie, die kolonial geprägten Gesellschaftsstrukturen sind, was ist es dann? Wie Erziehung und Ausbildung die Chancen jedes einzelnen im Leben beeinflussen? Nicht wirklich originell und auch wenig diskutabel, denn natürlich steigen die Chancen mit besserer Ausbildung. Oder eine Geschichte darüber, sich zu seiner sexuellen Orientierung zu bekennen? Das ist es auch weniger, denn dafür spielt dieser Aspekt in Jeromes Leben – zumindest soweit es hier vor ihm selbst und dem Leser abrollt – einfach keine Rolle, die bedeutend genug wäre. Jerome ahnt zwar früh seine Homosexualität, hat ein, zwei eher verunglückte Erlebnisse mit Frauen, aber das ihn das darüber hinaus belastete – der Eindruck wurde nicht vermittelt. Bleibt noch die Geschichte einer Initiation in eine religiöse Gemeinschaft. Über das Wesen dieser Gemeinschaft erfährt man erst ziemlich zum Ende ein wenig, und mit diesem spirituellen Aspekt kann ich nur wenig anfangen.


    Damit ist aber auch klar, was mein Hauptproblem mit diesem Roman war: Thomas packt zu viele Aspekte in ein einziges Leben, aber nichts davon wird hinreichend tief beleuchtet, auch wenn es Ansatzmöglichkeiten genug gegeben hätte. Und eine besondere Verbindung zwischen all diesen Punkten, die in eine spezifische Gefühlslage oder Lebensbetrachtung führt, wird auch nicht hergestellt. So war der interessanteste Teil des Romans, sich an das Kreol-Englisch zu gewöhnen, das hier von den meisten Insulanern gesprochen wird; laute Aussprache half über manche Verwirrung auf Grund der merkwürdigen Schreibweisen hinweg.


    2ratten


    Schönen Gruß,
    Aldawen