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Manuchehr Irani - Der König der Schwarzgewandeten Shāh-i Sīyāh Pūshān Aus dem Persischen von Zana Nimadi Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998 106 Seiten (mit Anmerkungen) |
Über den Autor: Manuchehr Irani ist das Pseudonym des iranischen Schriftstellers Huschang Golschiri (1937-2000). Golschiri studierte persische Literatur, arbeitete als Lehrer und schließlich als Dozent an der Hochschule der Künste in Teheran. Außerdem war er Redakteur diverser literarischer Zeitschriften. Er setzte sich für Meinungsfreiheit und die Abschaffung der Zensur ein, was zu Haftstrafen sowie Lehr- und Publikationsverboten führte, und unterstützte die Gründung eines unabhängigen Schriftstellerverbands.
Klappentext (gekürzt): An einem Vormittag 1982 sitzt in Teheran ein älterer Schriftsteller allein zu Hause. Ihm fehlt ein schwarzer Anzug für die nächste Trauerfeier. Dabei häufen sich die Anlässe durch Irak-Krieg und Folter. Aber die Revolutionsanhänger tragen Schwarz... Er wird verhaftet, verhört, ausgepeitscht. Im Gefängnis tröstet er Todeskandidaten mit Gedichten der persischen Tradition und eigenen. Eine der alten Verserzählungen berichtet von einem König, der in eine chinesische Stadt gerät, in der alle Bewohner schwarz gekleidet sind. Der König versucht hartnäckig, den Grund herauszufinden - und wird schließlich wunderbar und schmerzlich belehrt ...
Anfangs habe ich mich schwer getan, in das Buch hinein zu finden, denn es ist offenbar für Leser geschrieben, die sich mit dem Iran und seiner Geschichte auskennen. Zwar gibt es zahlreiche interessante Anmerkungen am Ende des Buches, aber das Nachschlagen störte den Lesefluß doch arg. Außerdem wußte ich die Geschehnisse lange nicht zeitlich einzuordnen und zu allem Überfluß konnte ich die Personen nicht auseinander halten.
Der erzählende Dichter kämpft gegen eine Schreibblockade. Die Worte würden ihm nicht mehr helfen, die sich häufenden Trauerfeieren und ganz allgemein die Mißstände im Land zu verkraften, somit bleiben die Seiten weiß. Trotzdem wird er eines Tages verschleppt und in ein Gefängnissloch geworfen, wo er sich zwischen Verhören und Folter an einen vorherigen Gefängnisaufenthalt erinnert. Das Rezitieren der persischen Gedichte bildet dabei einen scharfen Gegensatz zum Haftalltag, und auch wenn Folter und Hinrichtungen sehr distanziert geschildert werden zeichnet Golschiri so ein Bild mit zwei Extremen. Die Stimmung schwankt zwischen der grausamen Realität des Gefängnisses und der Verträumtheit persischer Dichtung, in die sich die Gefangenen flüchten. Und auch wenn eine Handlung als solche kaum vorhanden ist, diese Stimmung ist sehr eindringlich.
Eine bedrückende Lektüre, die ihre Wirkung wahrscheinlich vor allem daraus zieht, dass sie authentisch erscheint. Golschiris Biografie legt nahe, dass er in seiner Erzählung eigene Erfahrungen verarbeitet hat. Er zeigt auch, dass es nicht notwendig ist, Gräuel detailliert zu beschreiben, um sie dem Leser eindringlich vor Augen zu führen.
Der Buchtitel spielt übrigens auf einen Epos von Nezāmi aus dem 12. Jahrhundert an: Die sieben Geschichten der sieben Prinzessinnen. Die sieben Prinzessinnen erzählen ihrem Gemahl, König Behram, jeden Abend eine Geschichte. Jede stammt aus einem der Reiche der bewohnten Welt, jeder ist eine Farbe und ein Gestirn zugeordnet. Die erste Geschichte, "Die schwarze Saturnkuppel", wird von der indischen Prinzessin Bahram erzählt und handelt vom König der Schwarzgewandeten.
Viele Grüße
Breña
P.s. Auf FAZ.net gibt es einen interessanten Artikel zu Golschiri, der zumindest mir Lust auf seine anderen übersetzten Werke macht.