[Nigeria] Olatoun Williams – Lagos Heat

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    Inhalt: In einer kleinen Mietwohnung in Lagos haben Blue, Oxford, Johnny und A.K ihr Hauptquartier. Die vier jungen Männer, obwohl aus sehr unterschiedlichen Familien und Verhältnissen stammend, bilden eine Clique, ohne deswegen jedoch ständig zusammenzuhängen. Und die gemeinsamen Aktivitäten sind in der Regel kriminell. Aber den größten Coup plant Blue, der Kopf der Gruppe, gerade erst. Seine Eltern haben ihn vor einiger Zeit rausgeworfen und nachdem Blue nun auch erfahren hat, daß sie ihn zugunsten seines jüngeren Bruders (den er allerdings abgöttisch liebt) enterben wollen, reift in ihm der Plan für einen Mord. Dabei müssen aber nicht nur die Eltern dran glauben, sondern auch noch ein Onkel in den USA, der von den Testamentsplänen des Vaters weiß. Die Vorbereitungen werden getroffen, die Aktion klappt wie am Schnürchen. Blue, oder jetzt wieder mit seinem richtigen Name Ladi Crowther, kehrt in sein Elternhaus und zu seinem Bruder Sam zurück. Und alles könnte gut sein, wenn nicht einem Journalisten eines Tages eine Erzählung zugespielt würde, die kaum verschlüsselt die Geschichte der Crowther-Morde enthüllt ...



    Meine Meinung: Fast war ich versucht, das Buch in der Kategorie Krimi einzustellen, aber letztlich ist diese Mordgeschichte nur der Aufhänger für etwas ganz anderes. Alle vier Gruppenmitglieder werden recht ausführlich mit ihren Biographien vorgestellt, so daß man von jedem einzelnen weiß, wie er an den Punkt kam, an dem der Roman einsetzt. Gerade wegen der Verschiedenheit ihrer Herkunft ist das der eigentlich spannendste Teil. Ladis Familie ist nicht nur ziemlich reich, sein Vater ist auch ein hochangesehener Rechtsanwalt, seine Mutter wird allgemein geschätzt. Oxfords Vater ist zwar ein halber Analphabet, hat aber im Ölboom auf nicht ganz saubere Weise ein Vermögen gemacht, das er genauso gründlich wieder verloren hat – mit entsprechenden Folgen des sozialen Absturzes für die gesamte Familie. Johnny wurde von einem Lehrer zu einer Drogenkarriere verführt, aus der er nicht mehr herausfindet. Und A.K schließlich ist Kongolese, hat angeblich auf Seiten von Kabilas Rebellen gekämpft, vor allem aber seine Mutter verlassen, die sich von ihrem Zuhälter nicht lösen kann und will.


    Aus unterschiedlichen Gründen fühlen sich die drei anderen Blue verpflichtet, und zudem glauben sie nicht, mit dem Verbrechen etwas zu verlieren zu haben. Aber alle haben natürlich eine Vorstellung, was sich für sie ändert, wenn Blue wieder Ladi wird und über das Vermögen verfügen kann. Das Ergebnis war mir dabei trotzdem schon relativ früh klar, was aber nicht störte, weil insbesondere die Charakterstudien der vier Jungs noch die ein oder andere Überraschung bereithielten, besonders im Hinblick auf Oxford. Das Geflecht aus Abhängigkeiten, Wünschen und enttäuschten Hoffnungen war durchaus bedrückend. Ich hatte auch den Eindruck, daß derartiges genauso in anderen, ähnlich strukturierten Ländern (bezogen auf die Macht und Kompetenz der Staatsorgane) passieren könnte. Und auch wenn ich solche Universalität manchmal durchaus schätze, so wäre mir etwas mehr Lagos-Bezug schon recht gewesen, dafür reichen ein paar Straßennamen dann doch nicht aus. Und Abzüge gibt es auch für den etwas arg unverbunden dastehenden Prolog. Ich habe zwar einige Vermutungen darüber, aber er wirkte im Gesamtkontext des Romans doch eher als Fremdkörper.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß
    Aldawen