J.V. Hart - Die wilden Abenteuer des jungen Capt'n Hook

  • Meine erste Rezension hier - ich hoffe, das passt so! :zwinker:


    J.V. Hart: Die wilden Abenteuer des jungen Capt’n Hook


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    Rowohlt Taschenbuch Verlag; 352 Seiten


    Klappentext: „Der 15-jährige James Hook ist etwas ganz Besonderes: Er sieht besonders gut aus, ist besonders intelligent, stammt aber aus besonders zweifelhaften Familienverhältnissen. Grund genug für den arroganten Arthur Darling, dem neuen Schüler des Eliteinternats Eton das Leben zur Hölle zu machen! Doch Hook lässt sich nicht unterkriegen. Ein unheimlicher Racheplan beginnt in seinem Kopf Gestalt anzunehmen und die Idee zu einer abenteuerlichen Flucht über die Meere, um sein erträumtes Paradies Nimmerland zu finden.“


    Der Autor: J.V. Hart hat sich in der Vergangenheit vor allem als Drehbuchautor einen Namen gemacht; so zeichnet er sich unter anderem für die Skripts zu bekannten Filmen wie „Hook“, „Bram Stoker’s Dracula“ oder „The Muppet Treasure Island“ verantwortlich. Das Jugendbuch „Die wilden Abenteuer des jungen Capt’n Hook“ ist sein erster Roman.


    Der erste Satz: „Es waren seine Augen.“


    So war’s: Eines vorneweg: Etikettenschwindel ist pfui. Immer und ohne wenn und aber. Denn wenn mir ein Autor wilde Abenteuer und Capt’n Hook verspricht, bezahle ich ihn nicht, weil ich gerade lustig bin oder zu viel Geld habe, sondern dafür dass ich genau das lesen möchte. J.V. Hart scheint das jedoch anders zu sehen. Oder aber er hält eine schnarchlangweilige Internatsgeschichte nach Schema F für „wilde Abenteuer“. Keine Ahnung.


    „Die wilden Abenteuer des jungen Capt’n Hook“ beginnen jedenfalls betont einfallslos: James Matthew B., Halbwaise und Bastard eines angesehenen Lords, wird dank des Einflusses seines Vaters im Eliteinternat Eton aufgenommen. Als äußerst wohl gehütetes Geheimnis des Lords will sich James zunächst (d.h. während der ersten zwei Seiten) bedeckt geben und hat sogar Bedenken, seinen Nachnamen Preis zu geben. Doch weil scheinbar ohnehin jeder darüber Bescheid weiß, wer sein Vater ist, lässt James die Vorsicht bald fahren und wird rasch ins Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit katapultiert, indem er sich beispielsweise mit dem berüchtigten Arthur Darling anlegt und sich ihn zum Feind macht.
    Abgesehen von seinem Intimfeind findet James außerdem: einen besten Freund, seinen love interest (nicht irgendwer, oh nein!, eine Sultanin!), eine hochintelligente Giftspinne, seine Leidenschaft für Segelschiffe und viele Anhänger unter seinen Mitschülern – und das auf nicht einmal ganz sechzig Seiten.


    Die folgenden 260 Seiten können dagegen leider nicht anstinken. Denn auch wenn James im weiteren Verlauf der Handlung sogar ein illegales Sklavenschiff befreit, sind die ersten paar Seiten der spannendste Teil dieses Buches. Das heißt: Man kann sie lesen, ohne nach jedem zweiten Satz gähnen zu müssen. Müsste ich den Spannungsbogen dieses Buches mathematisch beschreiben, so lautete die Gleichung aber dennoch nur f(x)=1 (und das „=1“ ist sogar noch großzügig gewählt).
    Eine Menge wenig intelligenter Anspielungen (James Matthew B. ist nur eine davon!) und zahllose Ungereimtheiten zerstören das (nennen wir es der Einfachheit halber einmal) Lesevergnügen dann endgültig, sodass nur noch eine Option sinnvoll erscheint, nämlich das Buch in die Ecke zu werfen und zu vergessen.


    Ich habe es wegen James dennoch nicht getan. Zu sehr war ich fasziniert davon, wie der Autor ihn nach und nach zur Überfigur modelliert: Zunächst hat James nur eine eigentümliche Lockenmähne und veilchenblaue Augen, in denen, wenn er zornig war, stechend rote Punkte zu sehen waren. Danach gesellen sich noch gelbes Blut (kein Witz!) und die Fähigkeit mit Spinnen zu reden dazu. Auch lernt James in Windeseile das Segeln und kann, obwohl er lange versteckt bei seiner Tante gelebt hat, wundervoll fechten. Seine Schulnoten sind so (positiv) herausragend wie sein Äußeres und obwohl er fest im Internatsalltag eingebunden ist, hat James noch Zeit eine Mini-Guillotine zu bauen, um sich an Arthur Darling zu rächen.
    Ja ja, ihr seht schon: James kann und weiß alles – und das, was er noch nicht beherrscht, lernt er in Windeseile und natürlich schneller als jeder andere. Ich gehe jede Wette ein, dass Hart ihm sogar das Fliegen beigebracht hätte, wenn das irgendwie in die Handlung gepasst hätte…


    Einer von James erklärten Lieblingssätzen lautet: „Das hat Stil.“
    Ich kann dazu nur sagen: Nö, James. Du nicht.




    :marypipeshalbeprivatmaus: - und die auch nur wegen der zwei, drei hübschen Illustrationen, die sich im Buch befinden.