B. Traven – Ein General kommt aus dem Dschungel (Caoba-Zyklus 6)

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    Inhalt: Die Caoba-Arbeiter haben nach ihrer Rebellion in der Monteria den Dschungel verlassen. Unter der Führung des Ex-Sergeanten der Bundesarmee, von allen General genannt, und des früheren Lehrers, Profesor gerufen, machen sie sich auf den Weg, die Rebellion weiter ins Land zu tragen und sich damit auch anderen gleichgesinnten Gruppen überall in Mexiko anzuschließen. Erstes Ziel der indianischen Rebellen ist es, Waffen zu gewinnen, denn nur damit kann man dauerhaft etwas gegen die Bundesarmee und vor allem gegen die Rurales, eine Art Miliz oder Landsturm, der für die besonders grausame Niederschlagung von Streiks und Aufständen bekannt ist (und womit sich das reguläre Heer nicht die Hände schmutzig machen will), unternehmen kann. General beweist schon früh sein außerordentliches taktisches Geschick, als sich der Haufen einer besonders großen Hazienda nähert, wo mit einquartierten Truppen sowie Verstärkung durch die Finqueros der Umgebung zu rechnen ist. Nur wenige der Soldaten entkommen der Falle, aber selbst das überzeugt die Armeeführung nicht davon, es hier mit einem echten Gegner zu tun zu haben. Gestützt auch von der Arroganz der Offiziere, die die Indianer per se nicht ernst nehmen, läuft ein überheblicher Divisionsgeneral prompt in die nächste Falle ...



    Meine Meinung: Obwohl auch dieser Band wieder an den Vorgänger anschließt und man alte Bekannte wiedertrifft, unterscheidet er sich doch vor allem inhaltlich, aber auch in der erzählerischen Struktur von den übrigen Bänden des Zyklus. Die Handlung ist im wesentlichen eine Abfolge geschickter militärischer Operationen der Rebellen unter ihrem General, und wie dieser Ex-Soldat und Deserteur aus seiner Kenntnis dessen heraus, wie die Offiziere „ticken“, diese immer wieder vorführt, das war schon ausgesprochen vergnüglich und entlockte mir eine Menge Schadenfreude. Dabei geht es alles andere als zartfühlend zu, wie der ein oder andere Offizier schmerzlich erfahren muß.


    In der erzählerischen Struktur fehlt hier weitestgehend die Kritik an den ökonomischen Verhältnissen, die Travens Werk sonst so oft und diesen Zyklus bis hierhin durchgehend ausgezeichnet hat. Diese wird ersetzt durch eine Kritik an einem Regime und dessen Vertretern, die sich auf uniformierte und kräftig nach unten tretende Speichellecker stützen. Dieser Band ist 1940 erstmals erschienen, und man hat Traven auch eine Kritik am Nationalsozialismus hineininterpretieren wollen. Ich halte das für zu weit hergeholt, denn Traven lebte wohl seit 1924 in Mexiko und hatte sicher vor allem die mexikanischen Verhältnisse für diesen Zyklus vor Augen. Daß er die Ereignisse in Deutschland verfolgt hat, ist sicher anzunehmen, dafür spricht vor allem, daß er schon 1933 der gleichgeschalteten Büchergilde in Deutschland die Rechte an seinen Werken entzogen und diese der Exil-Büchergilde in der Schweiz übertragen hatte. Aber als unmittelbaren Auslöser oder Inspirationsquell für diesen Roman kann ich mir Deutschland nicht vorstellen.


    Im übrigen ist dies auch der einzige Band des Zyklus, der nicht bei der Büchergilde erstveröffentlicht wurde, da man darin wohl nur eine Indianer- und Räuberpistole sah, Traven aber eine Überarbeitung ablehnte. Im Vergleich zu den übrigen Bänden des Zyklus ist diese Charakterisierung nicht einmal völlig aus der Luft gegriffen, aber gleichwohl bildet dieser Band einen würdigen und – besonders sofern man sich durch alle Bände gelesen hat – sehr befriedigenden Abschluß, weil die Verhältnisse umgekehrt und die Reichen ihres Besitzes, den sie nicht selbst erarbeitet, sondern durch Ausbeutung aufgehäuft haben, so gründlich beraubt werden. Der Grund dafür ist auch ganz einfach, denn:


    Rebellen müssen leben, wenn sie eine Rebellion gewinnen wollen; und wenn sie keine Industriebarone und Bankdirektoren finden, die ihnen das Geld für eine Rebellion leihen, dann muß sich eine Rebellion eben selbst bezahlen. So oder so. Aber Rebellionen müssen sein, wenn die Welt vorankommen soll.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß
    Aldawen