[Südgeorgien] Nan Brown – Antarctic Housewife

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    Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln bilden ein subantarktisches britisches Überseegebiet, das bis in die 1960er Jahre Walfangstationen aufwies. Diese sind inzwischen sämtlich aufgegeben, die Insel hat nur noch zwei dauerhafte Einwohner, die Großbritannien dort vertreten, ansonsten tummeln sich dort nur temporär anwesende Forschungsteams und vereinzelte Touristen. Nan Brown hat Mitte der 1950er Jahre zweieinhalb Jahre auf der Insel gelebt, weil ihr Mann dort den Posten des Funkers angenommen hatte. In ihrem Buch berichtet sie über diese Zeit, mit kurzen Ausblicken auf die An- und Abreise.


    Entgegen des merkwürdigen Titels geht es dabei aber weniger um die Beschwerlichkeiten, einen Haushalt unter solchen extremen, klimatischen Bedingungen und der Abgelegenheit zu führen. Zwar berichtet sie durchaus auch von den Problemen mit der Frischgemüseversorgung, der Verwendung von Pinguineiern in der Küche und dem Aufwand beim Wäschewaschen, aber all das hält sich sehr im Rahmen. Stattdessen erfährt man viel über die damals herrschenden Strukturen in den kleinen Dorfgemeinschaften, die von ein paar Verwaltungsleuten, ein paar Handwerkern und vielen Walfängern gebildet werden. Vor allem über die Arbeit der letzteren erfährt man viel, und zartbesaiteten Menschen und ausgewiesenen Tierfreunden wird die detaillierte Schilderung der Wal- und Robbenjagd Probleme bereiten. Nan und ihr Mann George haben die einen wie die anderen auf ihren Jagdzügen begleitet und so wird hier aus direkter Anschauung berichtet. Auch die Verarbeitung der Walkadaver in der Fabrik zur Gewinnung des Öls wird beschrieben. Und auch die Freizeitgestaltung mit allen Arten von Wettkämpfen zwischen den Gemeinden nimmt einigen Raum ein.


    Das Alter des Berichts merkt man an vielen Kleinigkeiten. Wenn Nan sich Gedanken darüber macht, ob bei irgendwelchen Kletteraktionen die Kleidung denn auch schicklich bleibt, so entlockt das ein Schmunzeln. Weniger lustig ist die Beschreibung der Abfallentsorgung, denn alles, was nicht an die paar Inselschweine verfüttert oder verbrannt werden kann, wird kurzerhand ins Meer gekippt. Ich möchte nicht wissen, was da alles am Meeresboden bis heute vor sich hin rottet. Während Nan dies aber überhaupt nicht hinterfragt, macht sie sich Sorgen um die ölverschmierten Pinguine und richtet für diese eine Pflegestation ein. Die ölverschmutzten Gefieder sind ein Nebeneffekt der Tatsache, daß die Tankschiffe mit Dieselöl u.ä. nach Südgeorgien zur Versorgung kommen, dies aber vollständig abgepumpt und ausgewaschen werden muß, bevor das Walöl eingefüllt werden kann. Und wohin pumpt man das Öl? Natürlich ins Meer.


    Alles in allem ist es sicher kein Buch, das man unbedingt gelesen haben muß, aber wenn man sich für die verschwundenen Zustände auf der Insel oder für die Inselflora und -fauna interessiert, dann kann man es durchaus mit Interesse zur Kenntnis nehmen.


    3ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen