[El Salvador] Manlio Argueta – Tage des Alptraums

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    Inhalt: Einen Tag aus dem Leben der Bäuerin Guadalupe Fuentes umfaßt dieser Roman. Ein Tag, an dem Guadalupe sich an ihr bisheriges Leben zurückerinnert, an die schwierigen Lebensbedingungen der Campesinos und an die politische und genossenschaftliche Arbeit vieler ihrer Familienmitglieder, einschließlich ihres Mannes José. Der Sohn Justino hat sein Engagement bereits mit dem Leben bezahlt, andere Verwandte sind verschwunden und wahrscheinlich tot. Ein Tag, an dem die Enkelin, die sich zu ihrer Sicherheit bei den Großeltern aufhält, weil sie an einer Protestkundgebung gegen das Regime teilgenommen hat, nun von der Garde trotzdem an diesem Ort gesucht wird. Und ein Tag, der für die Familie noch einen weiteren, viel größeren Schrecken bereit hält.



    Meine Meinung: Diesem Roman liegen sehr reale Ereignisse zugrunde, Argueta hat Augenzeugenberichte und Gespräche, die er geführt hat, verwendet, um dieses Buch zu schreiben. José Fuentes hat seine Entsprechung in dem salvadorianischen Bauernführer Justo Mejias, wie das Nachwort erläutert. Hintergrund bildet die Militärdiktatur Ende der 1970er Jahre, bevor 1979/80 ein zwölfjähriger Bürgerkrieg begann. Die Ereignisse und Muster, die letztlich zu diesem Krieg führten, werden hier deutlich aufgezeigt. Und die üblichen Verhaltensmuster von diktatorischen Regimen finden sich auch hier: willkürliche Verhaftungen, Verschwindenlassen von Menschen, Folterungen, Unterdrückung und Demütigung aller Art. Dabei kommen die ausführenden Soldaten aus dem gleichen Milieu wie ihre Opfer, sollten also eigentlich besser wissen, was von den Indoktrinationen der Führung zu halten ist. Aber auch hier siegen Machtgefühle oder so simple Dinge wie eine Position mit gesichertem Auskommen über Solidarität, wiegen schwerer als selbst Loyalität mit der Verwandtschaft.


    Wie Guadalupe als einfache Bäuerin mit den Soldaten umgeht, hat vor diesem Hintergrund durchaus etwas Pfiffiges, denn es ist eine Gratwanderung, Ablehnung zu zeigen, ohne sich selbst zu gefährden. Ihre Enkelin Alfonsina geht, schon allein auf Grund ihres Alters, anders damit um, steht aber natürlich auch ganz anderen Gefährdungen durch die Soldaten gegenüber. Das Leben der Landbevölkerung wäre ohnehin schon schwer, das zeigen die Alltagssorgen, die Guadalupes Gedanken durchziehen, ganz deutlich. Das repressive Klima verschärft die Probleme noch zusätzlich. Daß unter diesen Umständen überhaupt noch so etwas wie Freude, Liebe, Achtung und Solidarität möglich ist, ist einerseits verblüffend, andererseits beruhigend. Und wenig überraschend ist auch, daß Argueta als Kritiker gut 20 Jahre in Costa Rica im Exil leben mußte.


    4ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen