Donata Elschenbroich: Die Dinge...

  • ... Expeditionen zu den Gegenständen des täglichen Lebens

    Donata Elschenbroich: Die Dinge: Expeditionen zu den Gegenständen des täglichen Lebens


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    Habe ich heute nach in einem Zug durchgelesen. :smile:


    Das Buch ist *eigentlich* ein Bericht über die Beziehung von Kindergarten- bis Grundschulkindern zu den "Dingen des täglichen Lebens", aber dann schlägt es doch dabei einen großen Kreis:
    Zum Erinnerungswert von Gegenständen,
    zur Bedeutung von Gegenständen für Kinder, Erwachsene mittleren Alters und ältere Menschen,
    dazu, wie man Kindern "Dinge" näher bringt, wie man "Fragen an die Dinge stell",
    dazu, wie man Kinder und ältere Menschen wahrnimmt, wenn sie z.T. die gleichen Probleme haben (das Kind, dass wackelig seinen Puppenwagen um die Ecke schiebt, finden wir niedlich, die ältere Dame, die auf der anderen Straßenseite das Gleiche mit ihrem Rollator tut, nicht),
    dazu, wie "Dinge" wahrgenommen werden von Kindern, Erwachsenen mittleren Alters (Elscenbroichs Ausdruck) und älteren Menschen (Kinder und ältere Menschen sind sich dabei oft eher einig und interessanerweise offener für Kreativität als Erwachsene mittleren Alters, die für ist ein Zahnarztspiel ein Zaharztspiegel und nur vom Zahnarzt zu gebrauchen),


    Wie immer plädiert Elschenbroich für das Ausporbieren (lassen) und gegen die frühe Autoritätsmeinung (Väter: "Ich zeige dir mal, wie man das richtig macht!").
    Historische Exkurse werden eingestreut, etwa über (Vitrinen in den) Wunderkammer(n) von August Hermann Francke im 17. Jhd.).


    Sie hat Workshops mit Erwachsenen gemacht, die einen Gegenstand mitbringen sollten, der ihnen etwas bedeutet.
    Fast immer war das etwas aus ihrer Kindheit und oft etwas, mit dem sie die Erinnerung an einen (damals) älteren Menschen verknüpften.


    Und dann hat Frau Elschenboich einen interessanten Stil, der ein wenig die Grenze zum "Magischen" überschreitet:


    "Für die zweijährige Schwester wird der Raum zwischen dem Selbst und der Welt nicht durch ein Kuscheltuch überbrückt; ein Affe aus abgewetztem Samt macht das für sie. Der sagt ihr jeden Abend vor dem Einschlafen in die Handfläche hinein, dass sie sich keine Sorgen zu machen braucht, so, wie sie ist, ist es okay. Aus der Sicht des Affen allerdings ist das Bündnis mit seiner Besitzerin nicht stabil. Nur abends ist seine Stunde gekommen. Tagsüber wird er vergessen. Wenn das Ding wieder mit dem Gesicht im Staub unterm Schuhregal gelandet ist, bringt es die Mutter nicht über sich, das Übergangsobjekt ihrer Tochter auf der Nase liegen zu lassen. Sie wird sich bücken, das Stofftier ans Tageslicht holen, es an die Regalwand lehnen. Und vielleicht murmelt der dankbare Affe etwas Beruhigendes auch in ihre Hand hinein."
    (S. 77)


    Ein Buch einerseits für Kindergartenerzieher, Vorschul- und Grundschullehrer, aber auch, wie ich finde, für alle Erwachsenen zum Nachdenken und Erinnern "für kalte Tage und lange Abende". :zwinker:


    Für Eltern mit vielen interessanten Ideen, wie sie ihren Kindern "die Dinge" näher bringen können, wie sie mit ihnen über Gegenstände ins Gespräch kommen können, wann sie sich dabei besser zurückhalten sollten und was die Beziehung zu "Dingen" den Kindern in diesem Alter bedeutet.


    5ratten


    LG von
    Susan