Conrad Ferdinand Meyer - Die Hochzeit des Mönchs

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    Inhalt
    Der Dichter Dante erzählt abends am Herdfeuer des Cangrande eine Geschichte: In Padua passiert auf einer Hochzeitsfahrt über den Fluss Brenta ein Unglück. Das Schiff kentert und der Bräutigam sowie seine drei Söhne ertrinken. Die Braut Diana überlebt und wird von dem Bruder des Bräutigams, dem Mönch Astorre, zu seinem Vater gebracht. Dieser verlangt, dass Astorre sein Gelübde widerruft und Diana heiratet. Ansonsten werde sein eigenes Geschlecht aussterben. Durch eine List gelingt es dem alten Vater schließlich, Astorre von seiner religiösen Bestimmung abzubringen und ihn für das weltliche Leben zu gewinnen. Damit nimmt das Unglück seinen Lauf.


    Meine Meinung


    "Wer mit freiem Anlaufe springt, springt gut; wer gestoßen wird, springt schlecht." (Cangrande zu Dante)


    Dieser Ausspruch umreißt eigentlich ziemlich treffend die komplette Handlung der Novelle. Astorre ist für ein Leben als Mönch geboren, er ist barmherzig und fühlt sich unter seiner Kutte mehr als wohl. Doch gewisse Umstände und die Heimtücke seines Vaters zwingen ihn dazu, seine Bestimmung hinter sich zu lassen und ein Leben zu führen, für das er nicht geschaffen ist. Dass das nur schlimm enden kann, ist vorherzusehen.


    Mir persönlich hat diese Novelle sehr gut gefallen, vor allem nachdem ich noch ein wenig Sekundärliteratur darüber gelesen habe. Das fängt schon bei der Rahmenhandlung an. Der Dichter Dante, gemeint ist Dante Alighieri, wurde aus Florenz verbannt und sucht nun Unterschlupf bei dem Fürsten Cangrande (Ergänzung: della Scala). Dort soll der große Dichter eine Geschichte zum Thema "Plötzlicher Berufswechsel" erzählen. Meyer, der eigentliche Autor der Novelle, legt somit einer historischen Persönlichkeit, deren Charakter und Worte Meyer selbst erfindet, die Erzählung in den Mund. Dante wiederrum erfindet auch wieder eine Geschichte, die sich um historische Persönlichkeiten, wie z.B. Ezzelino da Romano, rankt. Als Leser fühlt man sich dadurch immer weiter in die Vergangenheit zuürckversetzt. Ich persönlich fand diesen Aspekt sehr spannend, allerdings erst, nachdem ich mich damit genauer auseinandergesetzt hatte.


    Außerdem hat man das Gefühl, dass Dante die Geschichte wirklich gerade erst erfindet. Immer wieder unterbricht und verbessert er sich bzw. diskutiert mit den Anwesenden darüber, ob die Ereignisse wirklich so geschehen sein könnten. Für Diskussionsstoff sorgt auch noch die tatsache, dass Dante seine Charaktere so gestaltet, dass sie zu jeweils einem der Zuhörer passen. Diana sieht z.B. aus wie die Gattin von Cangrande und Cangrande selbst findet sich in der Person Ezzelins wieder. Nur der Mönch Astorre bzw. Dante selbst haben keinen Gegenpart ... was natürlich zu Spekulationen anregt.

    Verknüpfungen und "Zufälle" gibt es jede Menge. In Novellen spielt das Schicksal immer eine große Rolle, Meyer scheint sich aber besonders darauf konzentriert zu haben. Ezzelin selbst sagt, dass man seinem Schicksal nicht entkommen kann, und Astorre bekommt diese Prophezeiung zu spüren. Manchen mögen diese Zufälle irgendwann zu viel werden. Ich persönlich empfand sie, als einzelne Komponenten des Schicksals, als logisch und konsequent.


    Wer übrigens tiefgehende Charaktere sucht, wird es hier schwer haben. Die meisten Personen stellen quasi eine Eigenschaft dar, die sie die ganze Erzählung über innehaben. Astorre ist der Barmherzige, Ezzelin der Gerechte, Diana die Emotionale, ... . Mich hat es nicht gestört, da es einfach viele Personen gibt und dadruch auch ein gewisses Spektrum an Charakteren zur Verfügung steht.


    Wie gesagt, ich fand diese eher unbekannte Novelle schon nach dem ersten Durchlesen ganz gut, nachdem ich aber noch einiges darüber recherchiert habe, fand ich sie noch besser.


    4ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()