01 - Léon und Louise - Seiten 1 bis 81 / Kapitel 1 bis 6

Es gibt 24 Antworten in diesem Thema, welches 7.221 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tammy1982.


  • Ich befürchte auch, dass es bei Louise in der Vergangenheit unschöne Erlebnisse diesbezüglich gab.


    Ja, die Befürchtung habe ich auch! Das würde auch ihre schroffe Art und Weise sehr gut erklären! Hoffe, dass wir da noch ein bisschen etwas erfahren!



    Ich frage mich, inwiefern Léon bisher tatsächlich mit dem Krieg in Berührung gekommen ist, auf mich wirkt seine Einstellung dazu auch eher wie ein großes Abenteuerspiel. Droht ihm in seinem Alter nicht auch, eingezogen zu werden? Die Verluste in der Verwandtschaft lassen ihn auch seltsam kalt, aber auch das habe ich mir damit erklärt, das eigene Leben so normal wie möglich führen zu wollen.


    Ich habe mich auch etwas gewundert, wieso Léon nicht eingezogen wurde? Er ist doch so um die 18 Jahre alt, oder? Für mich gefühlt, sieht er den Krieg auch als großes Abenteuer an. Er sammelt Fundstücke und macht auch noch einen kleinen Gewinn damit, hat aber noch keine Vorstellung, wie es den Soldaten ergeht und was es heißt jemanden zu verlieren, der einem nahe steht. Sein Vater wurde ja auch nicht eingezogen und daher kennt er auch die Angst nicht, um jemanden, der im Krieg ist!


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Ich bin ein wenig hinterher, weil sich bei uns ein paar bürokratische Dinge dazwischen gedrängelt haben. Inzwischen habe ich zwei weitere Kapitel geschafft. Langsam ernährt sich die Schnecke.


    Mir gefällt der Stil nach wie vor. Es ist humorig, obwohl Capus immer wieder dezent darauf hinweist, was nur wenige Kilometer weiter weg passiert. Mit dezent meine ich nicht solche Formulierungen wie "ganze Jahrgänge junger Männer erschossen, vergast oder durch den Fleischwolf gedreht". Sondern ich finde, er streut solche Dinge sehr spärlich in den Text. Das visualisiert vermutlich gleichzeitig sehr gut die Situation der Menschen in Saint Luc. Ich schätze, dass sich die Menschen, die nicht direkt vom Krieg betroffen waren, tatsächlich möglichst schnell arrangiert haben und dann so gelebt haben wie Léon. Der macht sich überhaupt keine Sorgen, lebt in den Tag, macht sich keine Zukunftspläne, obwohl er das mit 17 ruhig mal tun könnte und sippt jeden Abend seinen Wein.


    Als im der Wirt die Gerüchte über Louise erzählt, müsste da ein Körnchen Wahrheit drin stecken. Ein junges Mädchen fällt nicht einfach vom Himmel oder zieht alleine in ein Dorf. Entweder sie hat einen Posten angenommen wie Léon, oder aber sie kommt aus einer Gegend, in der der Krieg tobt bzw. tobte. Ich vermute letzteres. Vielleicht kommt noch heraus, was passiert ist.



    Für mich gefühlt, sieht er den Krieg auch als großes Abenteuer an. Er sammelt Fundstücke und macht auch noch einen kleinen Gewinn damit, hat aber noch keine Vorstellung, wie es den Soldaten ergeht und was es heißt jemanden zu verlieren, der einem nahe steht. Sein Vater wurde ja auch nicht eingezogen und daher kennt er auch die Angst nicht, um jemanden, der im Krieg ist!


    Das sehe ich wie Ihr. Für Léon ist das alles ein Abenteuer und die verhärmte Tante nimmt er nicht als Leidende wahr. Sie will auf ihr Schicksal sicher auch nicht angesprochen werden und Léon wäre ohnehin der Letzte, der das nachvollziehen könnte. Dafür hat er viel zu sorglos gelebt und wie mir scheint, war der Krieg auch in der Familie kein grosses Gesprächsthema.

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  • Fasziniert bin ich auch davon, dass bis zum Ende des Abschnitts vom Krieg quasi nichts zu spüren ist und dann bricht er mit aller Gewalt über die beiden frisch verliebten herein!


    Das ging mir ganz genauso, obwohl es ja, wie ihr auch schon gesagt hab, einige deutliche Einstreuungen gab, in welcher Zeit wir uns befinden, aber nichtsdestotrotz ist es wie Breña sagte



    Capus schafft es mit einer verblüffenden Leichtigkeit, mich als Leserin in eine behagliche Lesestimmung zu versetzen, wodurch die Momente, in denen der Krieg durchbricht, umso fiesere Spitzen in der ansonsten fast idyllischen Realität sind. Ich hatte in solchen Momenten fast ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich dabei erwischte, bis dahin lächelnd gelesen zu haben.


    genau das, was den Krieg in gewisser Weise während des Lesens in den Hintergrund gedrängt hat.
    Ich kam mir am Ende des 6. Kapitels vor als hätte... nun wollte ich schreiben, eine Bombe eingeschlagen, aber genau das ist es eigentlich. Der Effekt, den dieser Stimmungswechsel auf mich hatte, ist also vergleichbar mit der Szene.
    Das ist, was ich von einem guten Buch erwarte - Eindrücke zu hinterlassen und mitreißen zu können.
    Bisher gelingt das Herrn Capus sehr gut, und wo ich nun schon ein paar Kapitel weiter bin, werde ich mich gleich weiter der Lektüre widmen :klatschen:


    Louise gefällt mir mehr und mehr, ihre Ausdrucksweise, ihr Auftreten, frech, kokett, auf den Punkt. Man möchte schon in ihrem jungen Alter den Hauch einer Grande Dame sehen. Mehr davon :)

    :leserin: Ozzy Osbourne - I Am Ozzy<br /><br /><br /><br />Never trust anything that can think for itself, if you can&#39;t see where it keeps its brain

  • Dem Buch nach zu urteilen, geht Léons erste Begegnung mit dem Krieg erstaunlich spurlos vorbei. Kapiert er, was in den Verwundetentransporten los ist? Es stinkt, es wird gewimmert und bevor er mehr mitbekommt, scheuchen ihn seine Arbeitgeber davon. Hängen bleiben wird es sicher, aber bis er sich einen Reim darauf machen kann, wird wohl noch einiges an Wasser den Rhein runterfließen.


    Auch, wenn das offtopic sein könnte: Ich frage mich bei solchen Szenen immer wieder, inwieweit da irgendwelche Schutzfunktionen im Kopf arbeiten.



    Louise gefällt mir mehr und mehr, ihre Ausdrucksweise, ihr Auftreten, frech, kokett, auf den Punkt. Man möchte schon in ihrem jungen Alter den Hauch einer Grande Dame sehen. Mehr davon :)


    Louise hat eine ganz bestinmmte Reife. Vielleicht durch Erfahrungen, vielleicht ist sie einfach so ein Typ. Sie gefällt mir auch.


    Irgendwas hat Léon ja für sie, wenn sie nicht nur damit anfängt, seinen Kontakt zu suchen, sondern sich nach einigen beruhigenden Worten auch darauf einlässt, mit ihm ans Meer zu fahren. Wobei sie - klug wie sie ist - wohl schon ahnt, wohin das führen kann, wenn sie beide wollen.


    Was wohl auf genau dem Zettel stand? Ich frage mich das besonders deshalb, weil Léon das speziell für Louise geschrieben zu haben scheint - als hätte er gewusst, dass sie neugierig gucken würde. Woher ahnte er das? So neugierig erscheint sie mir gar nicht bis zu diesem Zeitpunkt. Als sie von ihrer Stippvisite "zum Konditor" zurückkehrte, wusste schließlich Léon sofort, wo sie war und was sie getan hatte.

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  • Dem Buch nach zu urteilen, geht Léons erste Begegnung mit dem Krieg erstaunlich spurlos vorbei. Kapiert er, was in den Verwundetentransporten los ist? Es stinkt, es wird gewimmert und bevor er mehr mitbekommt, scheuchen ihn seine Arbeitgeber davon. Hängen bleiben wird es sicher, aber bis er sich einen Reim darauf machen kann, wird wohl noch einiges an Wasser den Rhein runterfließen.


    Auch, wenn das offtopic sein könnte: Ich frage mich bei solchen Szenen immer wieder, inwieweit da irgendwelche Schutzfunktionen im Kopf arbeiten.


    Ja, ich denke aber das sind fast automatische Schutzfunktionen, die wir auffahren, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Wir möchten unseren ganz normalen Alltag beibehalten und nichts Schreckliches oder Grausames erleben. So blenden wir einfach Dinge, die nicht in das Bild passen aus. Léon müsste sich bewusst damit beschäftigen, was er gesehen hat und was das bedeutet. Aber sein Kopf ist voll mit Louise und seinem Leben und alles andere, was den Frieden quasi stören könnte, wird von ihm ausgeblendet. Wie gesagt, denke ich nicht, dass wir uns dieser Mechanismen überhaupt bewusst sind, sondern die ganz automatisch passieren!


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

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