Jay Rubin - Murakami und die Melodie des Lebens

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    Originaltitel:Haruki Murakami and the Music of Words


    Jay Rubin arbeitet sich in diesem Buch chronologisch durch Murakamis Veröffentlichungen und erläutert sie in Bezug auf Murakamis Lebenssituation, am Ende gibt es noch diverse Anhänge zu Übersetzungen und Lektoraten sowie ein umfassendes Literaturverzeichnis. Ich bin recht zufällig auf dieses Buch gestoßen und da ich Murakami sehr gerne lese, daran hängen geblieben. So ganz sicher war ich mir dann aber doch nicht, ob ich wirklich zu meinem Vergnügen ein Sachbuch über einen Autor lesen will, welches scheinbar primär Interpretationsansätze seiner Werke und nicht Interessantes aus seinem Leben zum Thema hat. So schlimm war es aber nicht. Insgesamt fand ich das Buch interessanter als ich befürchtet hatte, auch wenn längst nicht alles gleich interessant war und ich ab und zu auch einen Abschnitt nur überflogen habe. Um etwas mit Rubins Buch anfangen zu können, sollte man schon so ziemlich alles von Murakami gelesen haben, was bis zu diesem Buch erschienen war. Bei mir haperte es da vor allem an meiner Erinnerung an einzelne Kurzgeschichten und teilweise daran, dass Rubin auch über Kurzgeschichten referiert, die nur auf Englisch erschienen sind.


    Zum einen erläutert Rubin einige stilistische Mittel, die Murakami im Original zu etwas Besonderem machen und wie die Übersetzer versuchen, diesen Effekt auch in der Übersetzung nachzuahmen, auch wenn sie dazu teilweise völlig andere Mittel benutzen müssen. So benutzt Murakami beispielsweise in „Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt“ im Original für die Darstellung der beiden parallelen Ich-Erzählungen zwei verschiedene Wörter für „ich“, die unterschiedliche Konnotationen tragen.


    Auf der anderen Seite erfährt man so einiges über Murakamis literarischen Werdegang und auch über den japanischen Kulturbetrieb im Allgemeinen. Rubin bietet über den Umweg Murakami zudem durchaus faszinierende Einblicke in die japanische Gesellschaftsstruktur. Im Abschnitt über „Mister Aufziehvogel“ wird Japan von Murakami als ein Land kritisiert, dass seine Bewohner bereits vor und im 2. Weltkrieg als Verbrauchsmaterial behandelt hat und daraus nichts gelernt hat, sondern das immer noch tut. Ein Gesichtspunkt, der ein interessantes Licht auf die kürzlich erfolgte Atomkatastrophe wirft.


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