Andrea Röpke/Andreas Speit - Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.565 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Ich kann mich nicht erinnern, dass mir eine Buchrezension schon einmal so schwer gefallen ist wie bei diesem Buch (es ist also wirklich gemäß dem Monatsrundenmotto "ein schwerer Brocken"). Einerseits ist es ein sehr wichtiges und gut geschriebenes Buch, andererseits ist der Inhalt einfach nur ekelerregend:


    Andrea Röpke und Andreas Speit geben in "Mädelsache!" einen detailreichen Überblick zum Thema "Frauen in der Neonazi-Szene" (letzteres ist auch der Untertitel).


    Soviel Rassismus, Biologismus und Sexismus, die in der NPD und in NPD-nahen Frauenorganisationen wie dem "Ring Nationaler Frauen" oder der "Gemeinschaft Deutscher Frauen" gang und gäbe sind, wird hier demaskiert, dass es einem schlecht werden kann.


    Mein Exemplar ist auf fast jeder Seite mit vielen Unterstreichungen und Ausrufezeichen versehen, deswegen greife ich nur drei Beispiele von den vielen auf, die mich beschäftigt haben:


    Vor dem Lesen habe ich kurz durch das Buch geblättert, um mir die Fotos anzuschauen, und besonders eines ist mir ins Auge gestochen: da hat eine Mutter ein kleines Mädchen auf dem Arm, das ein Oberteil mit der Zahl 28 trägt (2 steht für den Buchstaben B, 8 für H und zusammen ist das der Code für "Blood and Honour": http://de.wikipedia.org/wiki/Blood_and_Honour). Wahnsinn! Was aus solchen Kindern wohl mal wird?


    Außerdem machen es die Nazistinnen sehr geschickt: sie engagieren sich in Elternbeiräten, (Sport-) Vereinen u.ä. und sind dabei "bestrebt, rechtsradikale Politik unter dem Deckmantel von sozialen Themen wie Naturheilkunde, Ökologie, Kindergeld und Hartz IV auf kommunaler Ebene durchzusetzen" (Zitat vom Klappentext). Erschreckend, wie oft es schon passiert ist, dass auch Arbeitgeber (angeblich) nichts vom rechten Engagement ihrer Angestellten gewusst haben (ich sage nur Erzieherinnen und Lehrerinnen!) und das erst zum Thema in der Presse werden musste, bis man solche Leute nicht mehr auf Kinder losgelassen hat.


    Oder der Nachbar, der sich nicht etwa von der Neonazi-Siedlung, sondern von den häufigen Polizeikontrollen derselben gestört fühlt, weil er findet, dass diese Familien doch so "nett" sind.


    "Mädelsache! Frauen in der Neonazi-Szene" sollte in der Oberstufe Pflichlektüre sein. Und auch für PolitikerInnen, die dann hoffentlich etwas tun, um die NPD endlich zu verbieten.


    :tipp:



    Mehr über das Buch und den Autor und die Autorin:
    http://www.wdr.de/tv/frautv/se…ege/2011/0331/thema_2.jsp


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    Einmal editiert, zuletzt von Anja ()

  • Ich habe mal vor ein paar Jahren einen Fernsehbeitrag gesehen der sich mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Schon damals dachte ich mir, das es schon so ist das man in radikalen Gruppierungen von außen betrachtet die Frauen immer wieder unterschätzt. Das sie ebenso ihre Netzwerke spinnen wird gerne mal übersehen. Und dabei ist gerade die Frau als Mutter und Stütze des Mannes eines der Merkmale der Ideologie - auch heute noch! Ich habe mich dann noch etwas näher damit auseinander gesetzt und bin auf einschlägige Seiten... was da dann so geboten wurde lies mir die Haare zu Berge stehen. Vor allem unter dem Mantel der Verhütung und "Hygiene".


  • Ich habe mich dann noch etwas näher damit auseinander gesetzt und bin auf einschlägige Seiten... was da dann so geboten wurde lies mir die Haare zu Berge stehen.


    Ja, so ging es mir auch. Bin schon sehr gespannt, wie der Prozess gegen die Betreiber einer dieser Seiten ausgeht:
    Bericht aus der SZ
    Bericht aus der Zeit


    Nur leider sind die Neo-Nazis auch für Prozesse bestens vernetzt und gerüstet: es gibt, wie ich durch "Mädelsache!" gelernt habe, sowohl einen "Verein zu Rehabilitierung der wegen Bestreitung des Holocaust Verfolgten" als auch eine "Hilfsgemeinschaft für nationale Gefangene"... :kotz:

    Einmal editiert, zuletzt von Anja ()

  • @Anja
    Es gibt auch noch eine für "politische" Gefangenge... diese haben sich vor zwei Jahren sogar auf der Leipzigerbuchmesse rumgetrieben und eifrig ihre Flyer verteilt. Ich glaube eigentlich nicht das sie das mit Genehmigung gemacht haben... Gerade die NPD selbst setzt ja auch verstärkt auf scheinbare Diskussion und weniger auf Gewalt - das schadet dem Image...