Karim El-Gawhary - Tagebuch der arabischen Revolution

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    "Jahrzehntelang war die arabische Welt wie ein in der Garage geparktes Auto. Jetzt ist sie erstmals auf einer aufregenden Spritztour unterwegs, und zwar mit den Bürgern auf dem Fahrersitz."
    So ein Satz im dem Kapitel "Der Blick in die arabische Kristallkugel" zur Zukunft der arabischen Länder. Wer auf dem Beifahrersitz diese Spritztour begleiten möchte sollte dieses Buch lesen. In Form eines Tagebuchs mit gesammelten Zeitungs-, Internet- und Fernsehberichten liefert der Journalist Karim El-Gawhary ein Zeitzeugnis zu den Revolutionen der arabischen Welt, die alle überrannt haben.
    Wer wie ich schon seit Beginn Karims Arabesken tazblog und jetzt auch seine Facebookseite besucht, wird viele Beiträge schon kennen, was dem Buch jedoch keinen Abbruch tut. Aufgearbeitet, teilweise mit Kommentaren versehen, begleitet der Leser den Journalisten bei seiner, oftmals gefährlichen Berichterstattung, in die einzelnen Länder der Revolutionen. Hilfreich weiß er dabei die modernen Medien wie Facebook, Twitter, etc. zu nutzen.


    Erklärt werden dabei die Auslöser (bzw. Tropfen die die Fässer zum Überlaufen brachten) der Revolution, wie die Selbstverbrennung des tunesischen Gemüsehändlers Mohammed Bouazizi und der von ägyptischen Polizisten in der Öffentlichkeit im Sommer 2010 zu Tode geprügelte Khaled Said. In den westlichen Medien wurden diese Auslöser verschlafen, weil Weihnachten war, oder weil kein Islamist beteiligt war?
    Anders als in seinem Blog verzichtet die Buchausgabe auf die Fotos welche die ganze Brutalität der diktatorischen Regime kennzeichnen. Wie ich meine zu Recht, diese Bilder wären hier falsch positioniert.


    Was für mich diesen Journalisten und dieses Buch aber so wichtig und besonders macht ist die Tatsache, dass er als Kind eines Ägypters und einer Deutschen, in Kairo lebt. Er ist ein Tänzer zwischen den Welten, was man seinen Berichten anmerkt. Wo die deutsche Berichterstattung noch den islamistischen Teufel an die Wand malt, freut sich Karim erst einmal für Entwicklungen in Tunesien, Ägypten und Libyen, ohne die rosarote Brille aufzusetzen.
    Natürlich kann keiner in die Zukunft blicken, aber Karim El-Gawahry bekommt auch kleinste Veränderungen in Ägypten mit, erkennt wo sich die Muslimbruderschaft verändert, wo das Militär an seine Grenzen stößt, wo sich Muslime mit Christen vereinen, wo es vielleicht doch zu "Problemen"kommen kann.
    Spannender, aktueller und auch lockerer im Tonfall kann Geschichte nicht erlebt werden.



    5ratten