John von Düffel - Goethe ruft an

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    Zum Inhalt:
    Der Erzähler ist ein mehr oder weniger vor sich hin dümpelnder Autor. In seinem Dunstkreis gibt es ihn, den Großen, den Unerreichbaren, den Erfolgreichen: von ihm nur „Goethe“ getauft. Dass man im Vergleich mit Goethe eine Schreibblockade entwickelt, ist nicht verwunderlich. Das Erstaunlich ist, dass Goethe dem Erzähler anbietet, ihn bei einem Schreibseminar zu vertreten. Natürlich nur, weil Goethe nach China reist, um seinen neuesten Bestseller zu promoten. Von Goethes Assistentin erhält er handschriftliche Aufzeichnungen des Meisters, die die Geheimnisse des Schreibens enthalten. Leider verlegt der Protagonist dieses heilige Werk und muss sich nun irgendwie durch das Seminar durchlavieren. Eine heikle Aufgabe, den die Teilnehmer/innen sind Stammgäste bei Goethes Seminaren: Das Ehepaar, das jedes Wort mitschreibt und ganz nach Vorschrift vorgehen möchte, Herr Schwamm, ein gefürchteter Literatur-Kritiker und „Hedwig“ (vom Erzähler nach Courths-Maler benannt), eine attraktive, sinnliche Frau, die eigentlich eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin ist, ihren Erfolg jedoch seichten Unterhaltungsromanen verdankt und nun endlich lernen möchte, wie man ernsthafte Literatur schreibt.


    Meine Meinung:
    Allein dieser Titel ist ein Grund das Buch zu lesen! Die Sprache und den Wortwitz von John von Düffel liebe ich. Mehrheitlich besteht der Roman aus Dialogen, ist aber konsequent aus der Sicht des Protagonisten geschrieben. Das heißt, wir erfahren von den anderen Handlungsfiguren nur das Geäußerte. Innere Beweggründe sind unwesentlich, weil die Figuren überzeichnet sind und offensichtlich eher Typen als Personen darstellen sollen. Allerdings: Worum es eigentlich in diesem Buch geht, im Sinne irgendeiner Kernaussage, ist mir schleierhaft geblieben. Gelesen habe ich es trotzdem gerne und mit Genuss, insofern passen Inhalt und Form ja wieder zusammen. Interessanterweise wirkt auch die Literaturkritik etwas ratlos und bescheinigt dem Werk Witz, Ironie und karikaturistischen Unterhaltungswert bei gleichzeitiger Inhaltsarmut. Ernst Osterkamp resümiert in der FAZ vom 26.08.2011, „dass sich nicht recht erschließt, auf welches Problem der satirische Gestus des Romans eigentlich reagiert: die deutsche Trennung von E und U, die Opposition von Fläche und Tiefe, wachsender Dilettantismus und Einfallslosigkeit im literarischen Mainstream und eine damit einhergehende Fixierung der Leserschaft auf alte Meister“. Schade um diese verschenkten Themen...
    3ratten

    Ich bin ein trockener Workaholic. (Vince Ebert)