Beiträge von hilde

    hilde
    Woher weisst du denn, dass wir U40 sind? :zwinker:


    Das Buch über Romy Schneider hab ich auch schon gelesen. Ebenso lesenswert sind die Bücher von Alice Schwarzer über Marion Dönhoff und Simone de Beauvoir.


    Das finde ich auch. Überhaupt ist Marion Dönhoff eine beeindruckende Frau.
    U 40 - da hab ich von einigen auf alle geschlossen. Sorry!

    Hallo!


    Als Ü40 freut es mich sehr, dass sich jüngere Frauen mit diesem Thema beschäftigen. Gleichzeitig finde ich es erschreckend, wie wenig sich in den letzten 20 Jahren geändert hat. Okay, wir haben eine Bundeskanzlerin. Aber wir sind in Deutschland immer noch weit davon entfernt, Familien- und Berufsarbeit ausgewogen auf beide Geschlechter zu verteilen. Geschlechtsspezifische Berufswahl und ein damit verbundenes niedrigeres Einkommen von Frauen sind immer noch weit verbreitet und leisten ihren Beitrag dazu, dass Frauen sich für Teilzeitstellen entscheiden. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist immer noch ein "Frauenproblem". Das kann man auch daran ablesen, dass in der öffentlichen Debatte Karrierechancen im Beruf sehr schnell mit Betreuungsmöglichkeiten für Kinder verbunden werden, z. B. hier: http://www.zeit.de/2010/05/C-Muetter-Mobbing
    Bei so einem Artikel stelle ich mir die Frage: Haben diese erfolgreichen Frauen denn keine Partner (= Kindsväter), die ein Jahr in Elternzeit gehen können? Und wenn nein: Warum wird das nicht thematisiert?


    Zurück zum Thema. Hier sind noch ein zwei Buchvorschläge, für alle, die sich für Alice Schwarzer und ihr Werk interessieren.
    Dünnebier/Paczensky: Das bewegte Leben der Alice Schwarzer.

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    Alice Schwarzer: Romy Schneider. Mythos und Leben

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    Auch ich als Sonst-nie-Krimi-Leserin bin von Tana French begeistert. Und das, obwohl der Plot, wie ihr schon schreibt, unrealistisch bis an den Haaren herbeigezogen ist. Macht nichts, die Figuren sind so authentisch und überzeugend, dass man mehr über ihr Wesen, über ihren Charakter erfahren möchte. Wer der Mörder ist, das wird zur Nebensache.

    So ähnlich ging es mir auch, aber mich hat wie gesagt der Schreibstil bei der Stange gehalten. Hast du das Buch denn abgebrochen oder liest du es noch weiter?


    Sorry, Cuddles, ich hatte Deine Frage übersehen. Ich habe das Buch letztes Jahr beim Weihnachts-Schrott-Wichteln verschenkt. Bekommen habe ich einen laut tickenden Wecker zum Aufziehen. Den kann ich natürlich genauso wenig brauchen, aber die Schrott-Wichtelei ist witzig, kann ich empfehlen.


    Verdingen? Frau Rowling ist Dollar-Milliardärin und reicher als die Queen.


    Quelle: Auffermann, Verena u.a. : Leidenschaften. 99 Autorinnen der Weltliteratur. München 2009 (3. Aufl.). S. 468

    Gedichte gibt es, weil so etwas:


    Allein bedenkt, der Berg ist heute zaubertoll
    Und wenn ein Irrlicht euch die Wege weisen soll
    Dann dürft ihr`s so genau nicht nehmen.


    nur in lyrischer Sprache so ausgedrückt werden kann, dass es nicht nur wunderschön klingt, sondern auch in seiner Mehrdeutigkeit die Phantasie des Lesers/der Leserin auf Reisen schickt.


    Und bitte sagt jetzt nicht, das ist doch gar kein Gedicht, das ist aus dem Faust. Der allgemein bekannte Osterspaziergang ist auch aus dem Faust.

    Sehr positiv besprochen wurde der Roman zum Beispiel in diesem Radio-Feuilleton:
    "...Er erzählt vom Verbrechen, in das alle verstrickt sind, das mitten im Leben nistet: als Regel, nicht als Ausnahme. Von der ganz alltäglichen Gewalt, die Kinderseelen, Vatergefühle, Liebe zerstört, angesichts der eine Tötung jede sensationelle Aura verliert. Milena Moser hat einen Adlerblick und ein Katzengehör für eine Gegenwart, in der sich Vergangenheit und Zukunft verheddern und entwirren lassen. "Montagsmenschen" ist ein sehr ernster Roman, gerade weil er einen mit seiner Komik zwingt, die Dinge des Lebens gefälligst selbst in die Hand zu nehmen. Auch so eine Yoga-Weisheit."
    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/1696418/



    Natürlich würden mich auch die von Dir erwähnten kritischen Rezensionen interessieren, Jari, kannst Du was verlinken? (jenseits von amazon, ich glaube, das versteht sich von selbst)


    Heiße Magister, heiße Doktor gar,
    Und ziehe nun schon an die zehen Jahr
    Herauf, herb und quer und krumm


    Meine Schüler an der Nase herum –
    Und sehe, dass wir nichts wissen können!
    Das will mir schier das Herz verbrennen.
    (...)
    Es möchte kein Hund so länger leben!
    Drum hab ich mich der Magie ergeben.
    (...)


    Allein dieser Monolog in Fausts Studierzimmer enthält so viel Wahrheit und zeitlose Gültigkeit, dass ich ihn immer wieder lese.
    Dann erst der Dialog Mephistos mit dem Schüler Fausts!


    M: Zwar ist´s mit der Gedankenfabrik
    Wie mit einem Weber-Meisterstück,
    Wo ein Tritt tausend Fäden regt,
    Die Schifflein herüber hinüber schießen,
    Die Fäden ungesehen fließen,
    Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt.
    Der Philosoph, der tritt herein
    Und beweist Euch, so müsst es sein:
    Das Erst wär so, das Zweite so,
    Und drum das Dritt und Vierte so
    (...)
    Das preisen die Schüler allerorten,
    Sind aber keine Weber geworden.
    (...)


    S: Kann euch nicht eben recht verstehen.


    M: Das wird demnächst schon besser gehen,
    Wenn ihr lernt alles reduzieren
    und gehörig klassifizieren.


    Wissenschaftskritik und ein Plädoyer für geistige Freiheit in so viel Sprachwitz und Ironie zu kleiden, ist alleine schon ein Meisterstück.


    Den Faust sollte man auf der Bühne sehen, das finde ich auch. In einer traditionellen, gut besetzten Inszenierung ohne Firlefanz. Es ist ein Genuss.

    Milena Moser – Montagsmenschen

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    Die Montagsmenschen versammeln sich jeden Montag in Nevadas Yoga-Kurs. Und jeder von ihnen hat seinen Grund, Yoga zu machen, sich etwas davon zu versprechen. Nevada selbst lebt für Yoga. Sie übt täglich, ernährt sich streng vegan, hält sich an einen geregelten Tagesablauf. Ihre Kurse sind beliebt, ihre Kolleginnen respektieren sie. Dann gehorcht Nevadas Körper nicht mehr, sie wird krank. Sie versteht nicht, wieso sie ihren Körper nicht unter Kontrolle hat, sie macht doch alles richtig. In der Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit setzt Nevada sich auch mit ihrer Vergangenheit auseinander und mit der Welt, in der sie lebt. Hinter der Fassade der spirituell interessierten Yoga-Lehrerinnen, die an sich und ihrem Karma arbeiten, steckt eine gute Portion Kaltherzigkeit und Egoismus.


    Meine Meinung:
    Milena Moser erzählt Nevadas Geschichte in bittersüßer Tonart. Wie nebenbei entrollt sie die Schicksale von Kursteilnehmer/innen: Ted, der geschiedene Lehrer und Vater, der um seine Tochter kämpft, Poppi, die auf ihr Leben blickt und nur persönliches Versagen sieht, Marie, erfolgreiche und respektierte Ärztin, die nach außen hin glücklich sein sollte und an ihrer Partnerschaft verzweifelt. Alle suchen ihren eigenen Weg, stoßen auf Hindernisse, straucheln, und alle haben am Ende gewonnen: an Erfahrung, an Lebensreichtum.
    Ich schätze Milena Mosers ungeschönten Blick auf das Leben mit seinen unterschiedlichsten Facetten, ihre authentische Darstellung von Charakteren, die Fehler machen, zweifeln und verzweifeln, aber immer weiter ihren Weg gehen, der von außen sonderbar und umständlich erscheinen mag – aber es ist ihr eigener Weg.
    :tipp:

    Laut Klappentext handelt es sich um ein „herrlich böses Buch“, einen Krimi. Das würde ich so nicht sagen. Ich hatte vielmehr das Gefühl, eine unterhaltsam geschriebene, recht alltägliche Geschichte zu lesen, die sich jederzeit in meinem Umfeld ereignen könnte. Das bedeutet entweder, dass ich selbst ziemlich böse bin und meine Bekannten und Verwandten einer kritischen Prüfung unterziehen sollte, oder dass anderleuts Beurteilung eines Buches sich einmal mehr mit meiner eigenen Einschätzung überhaupt nicht deckt. Die Meinungen bei Amazon gehen allerdings auch recht weit auseinander.


    Nachdem ich das Buch nun zum zweiten Mal gelesen habe, kam es mir auf eine hintergründige Weise "böser" vor als beim ersten Lesen. Die tragische Verkettung der Ereignisse, die für Anja schließlich ein glückliches Ende nimmt, wird durch Anja selbst ausgelöst, wenn auch unbewusst. Ihr Motor ist Neid. Dass Anja für uns trotzdem ganz normal wirkt und uns als Leserinnen sogar sympathisch ist, spricht für das erzählerische Geschick von Ingrid Noll. Oder für eine gewisse Durchtriebenheit den Leserinnen gegenüber :zwinker:
    Anja ist zwar nicht im juristischen Sinn schuldig, aber ihre Verstrickung ist ihr bewusst. Das Gedicht von Ricarda Huch, das den Roman beendet, finde ich sehr berührend:
    Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle/ die Welt wird ein Blütenmeer./Aber in meinem Herzen ist eine Stelle, /da blüht nichts mehr.


    ... dieses Buch ist dermaßen seicht und oberflächlich. Mir hat daran fast gar nichts gefallen. Angefangen bei der unsympathischen, eigentlich fast dämlich zu nennenden Protagonistin Iris (ich mag es gar nicht, wenn Frauen in Büchern ausschließlich als kleine Dummchen dargestellt werden), über die magisch-phantastischen Elemente (die elektrische Tante - oje! :entsetzt:, die sich verfärbenden Johannisbeeren und die Reifebeschleunigung durch Sex unterm Apfelbaum - wäre praktisch, wenn man weltweit auf diese Art die Apfelernte steuern könnte :breitgrins:) bis hin zur angedeuteten, dann aber nicht weiter von Bedeutung seienden Nazi-Vergangenheit des Großvaters: nichts, aber auch gar nichts hat bei diesem Buch Tiefe.


    Stimme Dir voll zu! Außerdem: Worum geht es bei diesem Buch mal wieder? Iris verliebt sich. Und mit dem Mann ihrer Träume lebt sie dann glücklich und zufrieden, wenn auch leicht melancholisch an die Vergangenheit denkend.

    Der menschliche Makel, Demütigung, Das sterbende Tier - eine kurze Recherche zu Roth befördert in kürzester Zeit drei Werke zutage, die sich mit dem Thema "Alter Mann hat Affäre mit junger Frau" beschäftigen.


    @Holden
    Mich würde interessieren, ob diese Thematik in "Der menschliche Makel" - du schreibst, sie sei hier eher nebensächlich - Deiner Meinung nach klischeebelastet oder sonstwie nervig dargestellt wird.


    LG
    hilde

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    Zum Inhalt:
    Maravan, ein in der Schweiz lebender Tamile, arbeitet als Küchenhilfe. Seine eigentliche Profession, das Kochen, lebt er privat. Die Kunst der ayurvedischen Küche hat er von seiner Großmutter gelernt, und auch deren Wirkung, einschließlich der aphrodisierenden. So gelingt es Maravan, die schöne Kellnerin Andrea zu verführen. Sie ist von der Wirkung so beeindruckt, dass sie gemeinsam mit Maravan das Catering „Love Food“ gründet. Anfangs ein Service für Ehepaare, vermittelt durch eine Paartherapeutin, wandelt sich „Love Food“ zu einem Dienstleister für einen Escort-Service. Dies verstößt gegen Maravans traditionelle tamilische Moralauffassung, aber es bringt Geld, und das benötigt Maravan dringend: Er wird von den tamilischen Befreiungskämpfern, der LTTE erpresst. Die Armee Sri Lankas geht brutal gegen die tamilische Bevölkerung vor. Die LTTE kämpft gegen die Armee, aber sie rekrutiert auch Kindersoldaten, unter anderem Maravans Neffen. Es ist unter den in der Schweiz lebenden Tamilen trotzdem üblich, die LTTE und damit den Befreiungskampf finanziell zu unterstützen. Maravan hat sich daran nicht beteiligt, da er keinen Sinn darin sieht, auf Krieg mit Krieg zu reagieren. Doch als es um seinen Neffen geht, hat die LTTE ein Druckmittel.

    Als Nebenhandlung erzählt der Roman von dem Geschäftsmann Dalmann, der durch die Bankenkrise 2008 viel Geld verloren hat und sich nun auf dubiose Geschäftspraktiken einlässt, um seine Kasse aufzubessern. Im Gegensatz zu Maravan hat er keine moralischen Bedenken. Durch Dalmanns Vermittlungen werden Waffen aus der Schweiz in die USA verkauft, die dann über mehrere Kanäle in Sri Lanka landen.



    Meine Meinung:
    Diese hochspannende Geschichte greift die aktuelle Globalisierungsthematik auf und zeigt die Verstrickungen des Westens in sogenannte „Drittweltkriege“ durch Waffenverschiebungen. Gleichzeitig vermittelt sie einen Einblick in sogenannte Randbereiche unserer Gesellschaft. Dass es dabei nicht ganz ohne Klischees zugehen kann – die attraktive, aber lesbische Kellnerin, der moralisch über allem stehende und hochbegabte Asylant, der korrupte, aber impotente Geschäftsmann, die insgesamt degenerierte Wohlstandgesellschaft gegenüber den kulturellen Traditionen der Tamilen – kann ich hier verschmerzen. Der Roman wirkt authentisch und gut recherchiert, die Figurenzeichnung ist lebendig. Die Schwächen in der Form werden durch den Inhaltsreichtum mehr als wettgemacht.
    Einziges Manko und damit leider Abzug einer Ratte: Der Schluss ist niveaulos.
    4ratten

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    Zum Inhalt:
    Der Erzähler ist ein mehr oder weniger vor sich hin dümpelnder Autor. In seinem Dunstkreis gibt es ihn, den Großen, den Unerreichbaren, den Erfolgreichen: von ihm nur „Goethe“ getauft. Dass man im Vergleich mit Goethe eine Schreibblockade entwickelt, ist nicht verwunderlich. Das Erstaunlich ist, dass Goethe dem Erzähler anbietet, ihn bei einem Schreibseminar zu vertreten. Natürlich nur, weil Goethe nach China reist, um seinen neuesten Bestseller zu promoten. Von Goethes Assistentin erhält er handschriftliche Aufzeichnungen des Meisters, die die Geheimnisse des Schreibens enthalten. Leider verlegt der Protagonist dieses heilige Werk und muss sich nun irgendwie durch das Seminar durchlavieren. Eine heikle Aufgabe, den die Teilnehmer/innen sind Stammgäste bei Goethes Seminaren: Das Ehepaar, das jedes Wort mitschreibt und ganz nach Vorschrift vorgehen möchte, Herr Schwamm, ein gefürchteter Literatur-Kritiker und „Hedwig“ (vom Erzähler nach Courths-Maler benannt), eine attraktive, sinnliche Frau, die eigentlich eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin ist, ihren Erfolg jedoch seichten Unterhaltungsromanen verdankt und nun endlich lernen möchte, wie man ernsthafte Literatur schreibt.


    Meine Meinung:
    Allein dieser Titel ist ein Grund das Buch zu lesen! Die Sprache und den Wortwitz von John von Düffel liebe ich. Mehrheitlich besteht der Roman aus Dialogen, ist aber konsequent aus der Sicht des Protagonisten geschrieben. Das heißt, wir erfahren von den anderen Handlungsfiguren nur das Geäußerte. Innere Beweggründe sind unwesentlich, weil die Figuren überzeichnet sind und offensichtlich eher Typen als Personen darstellen sollen. Allerdings: Worum es eigentlich in diesem Buch geht, im Sinne irgendeiner Kernaussage, ist mir schleierhaft geblieben. Gelesen habe ich es trotzdem gerne und mit Genuss, insofern passen Inhalt und Form ja wieder zusammen. Interessanterweise wirkt auch die Literaturkritik etwas ratlos und bescheinigt dem Werk Witz, Ironie und karikaturistischen Unterhaltungswert bei gleichzeitiger Inhaltsarmut. Ernst Osterkamp resümiert in der FAZ vom 26.08.2011, „dass sich nicht recht erschließt, auf welches Problem der satirische Gestus des Romans eigentlich reagiert: die deutsche Trennung von E und U, die Opposition von Fläche und Tiefe, wachsender Dilettantismus und Einfallslosigkeit im literarischen Mainstream und eine damit einhergehende Fixierung der Leserschaft auf alte Meister“. Schade um diese verschenkten Themen...
    3ratten