Beiträge von hilde

    Mir geht es ähnlich wie Marilu: Ich denke, dass der Inhalt des Romans nicht hält, was die Form verspricht.
    Die Idee, Zitate und reale oder fiktive Literaturangaben mit einer Romanhandlung zu verweben, ist originell und passt zum Plot. Die Referathuberei und Eindruckschinderei im Bildungswesen wird dadurch auf gelungene Weise konterkariert.
    Doch Blue und ihr Dad sind für mich keine authentischen Romanfiguren. Ich hätte mir mehr innere Entwicklung als äußere Handlung gewünscht. Die vielen Wendungen im Ablauf lenken davon ab, dass der Roman an vielen Stellen oberflächlich bleibt.
    Blues Reaktion auf den Verlust ihres Dads, ihrer wichtigsten Bezugsperson, ist für mich verstörend distanziert und flach dargestellt. Wo stürzt sich Blue denn ins pralle Leben, wie es der Klappentext verspricht? Ich sehe sie vielmehr in einer starren Beobachterrolle, ohne echte Bindung und damit auch ohne wirklichen Lebensbezug.

    Ich bin im Prinzip der gleichen Meinung wie Üzrün. Corinne Hofmanns Bücher sind sprachlich keine Meisterleistung und inhaltlich teilweise so oberflächlich, dass die Beweggründe für ihr Handeln nicht wirklich klar werden. Dennoch: Auch ich habe alle drei Teile gelesen (bzw. lese gerade den dritten Band), weil ich einfach das Thema faszinierend finde. Corinne Hofmann teilt ihre unmittelbaren Erfahrungen mit uns Leser/innen, und wir bekommen wertvolle Einblicke in eine für uns fremde Welt. Dabei bleibt vieles unreflektiert und subjektiv. Daher kommt es meiner Meinung nach, dass Corinne Hofmann Eurozentrismus und Fremdenfeindlichkeit vorgeworfen worden sind. Das sehe ich jedoch nicht so. Wie tief sie ihre Erfahrungen geprägt haben und wie sehr sie dem Leben und den Menschen in Afrika verbunden ist, veranschaulicht vor allem der dritte Band. Also: literarisch nichts Besonderes - aber thematisch umso interessanter!

    Hallo!


    Heute habe ich das Buch beendet, und da einige von euch noch am Lesen sind, spoilere ich lieber mal den ganzen Beitrag.


    [quote="Spoiler"] Hier wurde ja schon einmal über Wasser als Leitmotiv gesprochen. Auch bei Clarissas Gesellschaft taucht dieses Bild wieder auf. Peter Walsh vergleicht Clarissa mit einer Nixe; später wird eine der Ladies durch das Bild des Seelöwen charakterisiert. Die Menschen in Clarissas Haus erscheinen einem wie Boote, die aufeinanderzutreiben und wieder auseinanderdriften. Niemand wirft einen Anker, niemand findet Halt.

    Auch ich finde des Figur des Septimus sehr interessant. An Septimus zeigt sich das Problem von Freiheit und Selbstbestimmung besonders deutlich, da er ja gerade darin beschnitten wird. Ich denke, es gibt keine echten Behandlungsalternativen für ihn, und das ist auch das, was Virginia Woolf zeigen möchte: Jedem Denken und Handeln werden von außen Grenzen gesteckt. Wer sich nicht in diesem Rahmen bewegt oder, wie es im Buch so schön heißt, den Sinn für die Proportionen verliert, muss von der Gesellschaft isoliert werden.
    Auch bei Clarissa fragt man sich beim Lesen immer wieder: Wie selbstbestimmt hat sie ihre Entscheidungen getroffen? Was sind beispielsweise die tieferliegenden Gründe dafür, dass sie nicht Peter, sondern Richard geheiratet hat? Sehr spannend finde ich, wie immer wieder etwas in diese Richtung angedeutet wird und der Leser allmählich ein Bild von der Qualität der Beziehung von Clarissa und Richard erhält.

    Hallo!
    Nach einigen Startschwierigkeiten bin ich jetzt von dem Buch begeistert. Anfangs hatte ich einige Mühe, den kunstvoll verschachtelten, langen Sätzen zu folgen. Außerdem hatte ich mit der Vielzahl an Figuren, die gleich zu Beginn vorgestellt werden - jede sowohl von der Außen- als auch von der Innenperspektive her - etwas zu kämpfen. Inzwischen bin ich auf Seite 80, und die Zusammenhänge wurden nach und nach klar. Mich fasziniert, wie reichhaltig Virginia Woolf die Innenwelt jeder einzelnen Figur ausstattet und wie eklatant die Unterschiede dieser Innenwelten zu dem sind, was jede Figur nach außen darstellt. Besonders bei Peter, aber auch bei Clarissa wird deutlich: Die Brüche zwischen Innen und Außen machen sich die Charaktere selbst nicht bewusst. Sie sind damit beschäftigt, ihr Selbstbild mit dem Außenbild in Einklang zu bringen. Die Innenwelt hat aber ihre eigenen Gesetze.


    lg
    hilde