Bernard Cornwell - Der Schattenfürst (Die Artus-Chroniken 02)

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.410 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Morwen.

  • Direkt anschließend an den ersten Teil lese ich den zweiten (ich werde wohl die Reihe in einem Rutsch lesen)


    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext
    Nach der großen, überaus blutigen Schlacht von Lugg Vale hat Arthur endlich die zerstrittenen Stämme Britanniens im Kampf gegen die germanischen Eindringlinge vom Festland geeint. Die Erfüllung seines großen Traums von Gerechtigkeit und Ordnung in Britannien scheint greifbar nahe. Aber etwas hat der Kriegsherr über seinen kühnen Visionen vergessen - die alten Götter. Nur einer entsinnt sich noch ihrer grausamen Herrschaft über das Menschengeschlecht: Merlin, der Druide, der Schattenfürst.


    Meine Meinung
    Die Geschichte geht nahtlos am Ende des ersten Bandes weiter - genauso fesselnd wie das erste Buch. Derfel muss eine schwere Entscheidung treffen und verschiedene Personen versuchen ihn dabei in ihrem Sinn zu beeinflussen.
    Die (bisher) ausbleibenden Folgen seiner Entscheidung haben mich ein bisschen überrascht, aber wahrscheinlich holen ihn die Konsequenzen noch irgendwann ein....?


    EDIT: Betreff angepasst. LG, Saltanah

    Liebe Grüße<br />Junifee

    Einmal editiert, zuletzt von Saltanah ()

  • Inzwischen bin ich in der Mitte des Buches angelangt. Nach wie vor schafft Cornwell es den Spannungsbogen hoch zu halten und die Geschichte interessant zu gestalten.


    Derfel wird mir immer sympathischer. Er hat seine Entscheidung getroffen und hätte sie auch durchgezogen, wenn ihm nicht ein anderer die Möglichkeit genommen hätte.


    Machmal bin ich ein wenig "genervt" von den Charakteren, die so ganz anders sind als ich sie kenne. (Ich spoilere das mal lieber, damit ich nicht zu viel verrate)


    In diesem Band soll es ja um Merlin gehen, seine Auftritte sind bisher allerdings relativ kurz. Er ist ebenfalls so ganz anders als in meiner Vorstellung - hauptsächlich kümmert er sich um seine eigenen Interessen, um sein "höheres" Ziel und (be-)nutzt die anderen in seinem Sinn. Ansonsten interessiert ihn das Schicksal der anderen nur wenig.

    Liebe Grüße<br />Junifee

  • Das Lesen hat mangels freier Zeit doch länger gedauert als ich dachte.


    Abschließend finde ich die Geschichte zwar nicht seitenumblätternd-fesselnd, aber unterhaltsam, vielschichtig und eine schöne Alternative zu der üblichen Erzählung.
    Entgegen meiner Erwartung, die durch den Klappentext geweckt wurde, spielt Merlin in diesem Band der Chronik nur eine Nebenrolle.
    Sehr geschickt finde ich die Magie verpackt - sie ist da, allgegenwärtig wenn sie gebraucht wird, aber der Autor beschreibt nie etwas konkretes - ein Zitat aus dem Buch "Jeder Narr kann einen sächsischen Zauberer besiegen...Man spuckt sie einfach an, verdreht die Augen und wedelt mit einem Hühnerknochen..." Genau so erscheint mir die ganze Magie, die gewirkt wird - ein bisschen hin und hergehüpfe, viel Glaube und Aberglaube. Aber es scheint zu wirken :smile: Die Crux bei der Geschichte ist immer, dass die Gegner eben auch Magie beherrschen.


    Die Charaktere bleiben sich die ganze Geschichte über treu und überzeugen in ihrem Handeln. (Trotzdem bin ich von manch einem genervt :zwinker: )


    Der Schluß des Buches hat mir gut gefallen - mir gefällt, dass die "Bösen" eine gerechte Strafe bekommen.


    Für diesen Band der Geschichte vergebe ich 8/10 Punkten

    Liebe Grüße<br />Junifee

  • Uff, ein hartes Stück Arbeit, möchte ich fast sagen ...


    Dies ist definitiv keine Wohlfühl-Fantasy mit strahlenden Helden und damsels in distress, dies ist eher "König Artus meets Game of Thrones": Liebe und Hass, Treue und Verrat, blood and gore - und alles bis zum Anschlag. Cornwell hat die bekannte Artus-Sage mit vielen der bekannten Figuren (Merlin, Lancelot, Guinivere, Galahad u.a.) genommen, hat sie in die spätantike/frühmittelalterliche Welt Englands nach Abzug der Römer und während der frühen Sachsen-Einfälle gestellt und und tief in Blut, Schweiß und Tränen getaucht. Dabei hat er weder den Fehler gemacht, es mit der historischen Genauigkeit zu übertreiben - er hat sich durchaus einige Freiheiten und Anachronismen erlaubt, die im Buch aber völlig natürlich und organisch wirken; noch hat er nur wieder die n-te Nacherzählung des Artus-Stoffes nach heutigen Genre-Strickmustern geliefert.


    Wer Cornwells Saxon Chronicles kennt (die Uhtred Saga), der kennt Ton und Machart dieser Bücher. In beiden Fällen haben wir einen alten Kämpfer, in seiner Zeit nah am Zentrum der Macht, der jetzt als alter Mann zurückblickt und seine Geschichte erzählt, wobei diese Rahmenhandlung hier stärker ausgebaut ist, als bei Uhtred. Und in beiden Fällen sind die Protagonisten halb Fremde im eigenen (?) Land. Uhtred ist Angelsachse, wurde aber von Wikingern, den Feinden des 7. JH großgezogen; Derfel ist gebürtiger Sachse, kämpft aber für Arthur und die britannische Sache. Dieser Kunstgriff verhindert eindeutige gut/böse Zuordnungen und ermöglicht komplexe Loyalitätskonflikte. Dies ist überhaupt eine der absoluten Stärken von Cornwells Büchern: wie er es schafft, die Mentalität und Gesellschaftsstruktur dieser fernen Zeit zu schildern, ohne in gegenwärtige Klischees zu verfallen. Dies sind keine "Barbaren" a la Conan, aber auch keine kostümierten Bürger des 21. JH. Wir werden vermutlich nie wissen, wie man im 5. JH gedacht und gefühlt hat, aber Cornwell schafft es immer wieder, absolut glaubwürdige und komplexe Charaktere zu schaffen, ohne die Fremdheit einem "Hollywood-Mittelalter"zu opfern.


    Ein weiterer interessanter Aspekt in diesem Buch ist die Rolle der Religion und besonders des frühen Christentums in Britannien. Die Christen kommen hier selten gut weg, es sind meistens geifernde Fanatiker und machtgierige Bischöfe, die das angestammt Heidentum und die alten Götter ausrotten wollen. Aber trotzdem schreibt Derfel seine Erinnerungen in einer Klosterzelle, denn seine Welt des heidnischen Britannien ist untergangen. Dieser elegische Ton des ultimativen Verlustes der eigenen Kultur durchzieht diese Bücher und macht sie bisweilen sehr düster. Aber trotzdem, und auch trotz der oft extrem brutalen Kampfszenen, bleiben diese Bücher doch zutiefst menschlich.


    Wie viele mittleren Bände von Trilogien hatte dieses Buch gelegentliche Tempoprobleme und meine Gedanken wanderten gelegentlich zu anderen Büchern auf meinem SuB, trotzdem gibt es wohlverdiente 4 Punkte, lediglich mit gerinegn Abzügen in der B-Note (Cornwell kann einfach nicht schlecht schreiben)

    "What we remember is all the home we need."

    Roberet Holdstock, Avilion


    Mein SuB: Link<br />Mein Goodreads-Account