Tanja Weber - Oberland

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    Nach „Sommersaat“ ist „Oberland“ nun der zweite Kriminalroman der Autorin Tanja Weber.


    INHALT
    Der Postbote Johannes Stifter, der schon im 1. Band Hauptfigur war, hat sich nach den Ereignissen im kleinen Dorf Germerow in Brandenburg nach Oberbayern versetzten lassen.
    Nun lebt er in Lohdorf, einer gemütlichen oberbayerischen Kleinstadt in der Nähe von München mit vielen wohlhabenden Rentnern und Pensionären, die dort ihrem wohlverdienten Lebensabend entgegensehen. Stifter hat sich gut eingelebt in seiner Wahlheimat. Er genießt die Beschaulichkeit des bayerischen Landlebens und der Natur, nimmt am Familienleben seiner netten Vermieter teil und entspannt sich abends bei Bier und Jazzmusik.
    Doch allmählich beginnt er bei seinen Touren aufmerksamer hinter die idyllischen Fassaden zu blicken, entdeckt Armut und Verfall und merkt immer deutlicher, dass viele Bewohner Lohdorfs etwas zu verbergen haben. Vor allem bei seiner Begegnung mit der feindseligen alten Adligen Gudrun von Rechlin und ihrer hilflosen, alkohol- und tablettensüchtigen Tochter Annette wird er unfreiwillig mit deren erschreckenden und deprimierenden Einzelschicksalen konfrontiert. Verdächtige Vorgänge und merkwürdige Beobachtungen rund um die Villa der von Rechlins häufen sich und erwecken Stifters Interesse. Was versucht Gudrun Rechlin vor den Augen aller nur so vehement zu verbergen?
    Ohne es zu wollen gerät Stifter immer tiefer in einen Strudel aus finanziellem Ruin, Verzweiflung, ungeahntem Hass und abstoßender Habgier und kommt schließlich einem unglaublichen Verbrechen auf die Spur.


    MEINE MEINUNG
    Sehr stimmungsvoll und unaufgeregt entwickelt sich die vielschichtige Kriminalgeschichte, die aus verschiedensten Perspektiven erzählt wird und erst langsam an Kontur gewinnt. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven lernt der Leser die Motive und Hintergründe der jeweils handelnden Personen kennen und kann sich damit auseinandersetzten. Allmählich und mit unglaublichem Fingerspitzengefühl fügt die Autorin die unterschiedlichen Handlungsstränge mit seinen verschiedenen Charakteren zu einem Gesamtbild zusammen. Ein schockierendes und deprimierendes Gesamtbild, denn „Oberland“ ist kein unterhaltsamer amüsanter Regional-Krimi, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.
    Die globalen Finanzkrise, ihre menschlichen Opfer und deren Verzweiflungstaten – die in diesem packenden Kriminalroman angesprochene Thematik stimmt den Leser sehr nachdenklich. Mutig beschreibt die Autorin Gewaltexzesse ihrer Protagonisten und führt uns eine schockierende Verrohung einer Generation vor Augen, die eigentlich andere Werte vermittelt bekommen hat, nun aber nichts mehr zu verlieren hat. Die unfassbaren Abgründe der menschlichen Existenz, die sich vor dem bayerischen Idyll auftun, machen uns in ihrer Intensität und ihrem Ausmaß sehr betroffen.
    Doch neben diesen Schattenseiten gibt es in diesem Kriminalroman auch besondere Highlights.
    Immer wieder blitzen sehr humorvolle Episoden auf, die die an sich sehr tragische Stimmung auflockern.
    Insbesondere die einfühlsame, detaillierte Figurenzeichnung der so unterschiedlichen Charaktere bis hin zu den Nebenfiguren ist hervorragend gelungen. So sind auch die Senioren in ihrer Verzweiflung und Ohnmacht sehr lebendig und authentisch beschrieben, und ich konnte mich bei einigen gut in ihre Emotionen hineinversetzen.
    Meine Lieblingsfiguren waren neben dem Postboten Stifter der sensible bayerische Ex-Kommissar Thalmeier und die weltoffene Bauernhof-Familie Lanz mit dem pubertierenden Sohnemann.
    Herausragend ist der sympathische Protagonist Stifter gezeichnet, der mir als absolut liebenswerter Charakter sehr rasch ans Herz gewachsen ist. Er bekommt als offener und aufmerksamer Beobachter auf seiner Tour alles mit und interessiert sich für seine Mitmenschen und seine Umwelt in einer unaufdringlichen Art. Er schaut eben nicht weg wie die meisten im Ort, sondern macht sich viele Gedanken und bringt sich ein. Passend zu seinem Naturell stellt er auch keine eigentlichen Ermittlungen an, wie uns der Buch-Untertitel das suggerieren möchte.
    Trotz der Schwere der Thematik lässt sich die Geschichte leicht und angenehm lesen. Der Autorin ist es durch den Wechsel der Erzählperspektiven hervorragend gelungen, mich zu fesseln und in den Strudel der Geschehnisse hineinzuziehen, so dass ich das Buch gar nicht mehr weglegen mochte und dem Ausgang gespannt entgegenfieberte.
    Ich würde mich über ein baldiges Wiedersehen mit Postbote Stifter und seinem Freund Thalmeier vielleicht dann als Ermittlerduo freuen.


    FAZIT
    Spannungsreich, aufwühlend und berührend! Ein Regionalkrimi der etwas anderen Art – sehr lesenswert wie ich finde!


    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

    Einmal editiert, zuletzt von bookstars ()