Marchesa Colombi - Ein Bräutigam fürs Leben

  • „Ein Bräutigam fürs Leben" von Marchesa Colombi


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    Bereits im Jahre 1885 schrieb die Italienerin Marchesa Colombi den Roman „Ein Bräutigam fürs Leben“, der nun beim Verlag edition fünf in neuer Übersetzung erschienen ist.


    INHALT
    Die hübsche, junge Denza wünscht sich nicht sehnlicher, als endlich dem todlangweiligen, ereignislosen Alltag in ihrem kleinbürgerlichen Elternhaus durch eine Heirat zu entkommen. Einen anderen Ausweg gab es zu jener Zeit im 19. Jahrhundert für junge Mädchen nicht. Schon bald verliebt sich Denza unsterblich in einen Verehrer, den sie zunächst noch gar nicht persönlich kennt. Sie träumt von einem besseren Leben an der Seite ihres künftigen Ehemanns und weiß bereits vor dem ersten Treffen mit ihrem wohlhabenden Traummann, dass es die große Liebe ist. Doch ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, denn voller Ungeduld muss sie schon viel zu lange auf den längst überfälligen Heiratsantrag warten . . .


    MEINE MEINUNG
    Anhand von Denza, einer jungen Frau aus kleinbürgerlichem Hause, portraitiert die Autorin exemplarisch ein Frauenleben Mitte des 19. Jahrhunderts in der italienischen Provinz Piemonts.
    Der Roman beginnt mit dem viel sagenden Satz der Protagonistin Denza: „Eine eintönigere, ödere und freudlosere Jugend als meine kann man sich eigentlich kaum vorstellen.“
    Sehr einfühlsam und eindringlich gelingt es der Autorin, uns die pragmatische Betrachtungsweise und nüchterne Gedankenwelt sowie den freudlosen Alltag der Hauptfigur nahe zu bringen. So hatte ich schon bald eine Vorstellung von den Lebensbedingungen der damaligen Zeit, der Protagonistin und ihrer Familie vor Augen. Vor allem erstaunlich ist es, wie rasch mich der Roman in seinen Bann ziehen konnte. Auch wenn die geschilderten Lebensverhältnisse doch kaum noch mit unserem heutigen Leben vergleichbar sind und einem sehr fremd erscheinen, üben sie eine ungeheure Faszination auf den Leser aus.
    Im Mittelpunkt all ihres Denkens steht für Denza das Thema Heirat, denn zur damaligen Zeit gab es keine andere Möglichkeit, ihrer ausweglosen Situation zu entkommen. So ist es auch kein Wunder, dass sie sich immer häufiger aus dem ereignislosen Alltag wegträumt und sich einen Märchenprinzen herbeiwünscht, der sie rettet.
    Sehr amüsant ist es zu lesen, dass Denza sich voller Inbrunst in einen heimlichen Verehrer verliebt hat, der zwar aus wohlhabenden Elternhaus stammt, doch sich bei genauerem Hinschauen als eher monströs und recht charakterschwach erweist. Die Autorin schildert sehr fesselnd und gekonnt, auf welch harte Geduldsprobe Denza gestellt wird, bis hin zu der bitteren und schockierenden Erkenntnis, dass sie sich hoffnungslos in ihre Traumwelt verrannt hat.
    Sehr gut gefallen hat mir die sehr feinsinnige Ironie der Autorin, die trotz des eher nüchternen Schreibstils zwischen den Zeilen zu lesen ist.
    Hervorzuheben ist die sehr gelungene Neuübersetzung des Romans, die sich sprachlich angenehm und flüssig lesen lässt, und in der Ausdrucksweise genau den richtigen Ton trifft.
    Sehr lesenswert ist auch die dem Roman vorangestellte Einführung der italienischen Autorin Natalia Ginzburg, die dieses faszinierende literarische Kleinod von 1885 Mitte der 1970er entdeckte und es erneut veröffentlichen ließ. Hierin erläutert sie uns ausführlich, welchen ungeheuren Einfluss dieses Büchlein auf sie und ihre späteren schriftstellerischen Werke hatte.
    Durch das insgesamt eher schlichte Design wirkt das Buch sehr edel und kann in seiner hohen Qualität mit seinem roten Leineneinband mit Prägung, passendem Lesebändchen und einer Geschenkbanderole überzeugen.


    FAZIT
    Ein aufgrund seiner thematischen Zeitlosigkeit interessanter, sehr lesenswerter Roman!
    Durch seine hochwertige Gestaltung auch hervorragend als Geschenk eignet!


    4ratten

    Einmal editiert, zuletzt von bookstars ()