Sophie Weiss - Stolz und Demut

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    Kurzbeschreibung:
    Sophie Weiss bewegt sich in einer Szene, von der nur wenige wissen: der Welt des S/M. Die Wahrheit über das, was dort passiert, ist pikant, pervers, schockierend und verlockend zugleich. "Stolz und Demut" ist ihre Geschichte. Eine Geschichte zwischen Lust und Schmerz, Erotik und Abgründigkeit. Mit 26 glaubt Sophie Weiss, alles über Sex zu wissen, alles über das, was zwischen Männern und Frauen passieren kann. Dann lernt Sophie die Welt des S/M kennen: Auf einer Sklavenversteigerung begegnet sie Richard. Er ist ein prominenter Wirtschaftsboss und kennt sich bestens aus in der diskreten Welt des SM. Sie ist noch blutige Anfängerin. Richard führt sie in exklusive Kreise ein, sie treffen sich in Hotels und zu privaten Orgien. Sophie verliebt sich in ihn, der Familie hat und seine Frau mit großer Selbstverständlichkeit betrügt. Als er merkt, dass ihre Beziehung außer Kontrolle gerät, will er die Affäre beenden... Erbarmungslos offen erzählt Sophie Weiss aus der Welt des S/M - »Stolz und Demut« ist ein autobiografischer Roman über sexuelle Abhängigkeit, die irrwitzige Gratwanderung zwischen Dominanz und Lust, Schmerz und Liebe. Explizit und authentisch.

    Meinung:

    Dieses Buch ist beschreibbar als reinstes Kräftemessen zwischen moralischen Werten und sexuellen Idealen wie man sie sich teilweise in den geschlossenen Kreisen vorstellen kann.
    Ich hatte ein offenes, ehrliches, teils abstoßendes aber auch fesselndes Buch erwartet das die Nebelschleier zwischen den Welten der schmerzvollen Hingebung, der sexuellen Grenzüberschreitung und der offenkundig gelebten sozialen Gesellschaft lüftet und damit für einen Moment nachvollziehbare und individuell wirkende Rhythmen im eigenen Denken und Erleben umlenkt. Offenheit für eine neue, abstoßende aber auch anziehende Welt der körperlichen und auch geistigen Nähe sollte hierbei jedoch Voraussetzung sein, eine Basis ohne die das Buch nur auf Unverständnis und ein schnelles beiseite Legen stoßen wird.
    Das kleine Büchlein ist sehr dünn, was bei mir jedoch dazu führte, das sich die Erwartungen erhöhten. Klare Worte in einer für den Außenstehenden unklaren und nicht verständigen Welt – die im Inneren der Kreise jedoch als festes Gesetz und als Ankerpunkt zu gelten haben.
    Codewörter, geplante, abgesicherte aber dennoch nicht vollends erwartbare sexuelle Erniedrigung, das Kräftemessen zwischen einem alten Hasen der Branche und einem von sich selbst überzeugtem jungen Mädchen das zwischen Scham, Moral und dem Wunsch des Angekommenseins stets ihre Grenzen überschreitet, sie meist nicht mal die Frage nach den eigenen Grenzen gestellt zu haben scheint.
    Der Inhalt des Buches verspricht dem Leser einen tiefen Konflikt zwischen eigenen Werten und deren Aufgabe, dem Wunsch nach Schmerz und Kontrollverlust als Basis für höhere und tiefere sexuelle Gefühle im Kontrast zum menschlichen Ehrgefühl. Für mich der Grund aus dem ich mich für dieses Buch interessiert habe – psychologische statt physiologische Grenzen im Einklang mit Selbstliebe und Selbsthass. Da sich das Buch auf die Erfahrungen der Autorin selber stützt, erscheint so der Rückhalt, die Grundsubstanz für die Austragung dieses Konflikts vorhanden. Und auch beim Lesen erscheinen an vielen Stellen gerade diese Zweifel in dem Mädchen.
    Provokation, Befehle die ausgeführt werden trotz der massiven Grenzüberschreitung die ihr die eigene Psyche aufzeigt. Die sexuelle Findung von sich selber durch eine beinahe vollständige Willensbrechung.
    Doch gelingt es der Autorin diesen Konflikt – die eigentliche Basis der SM – nicht nachvollziehbar herüber zubringen.
    Ein solches Buch kann entweder eine psychologische Offenbarung und Diskussion über diese Werte oder aber eine niedergeschriebene Pornografie sein. Beides zusammen wäre aus meiner jetzigen Sicht ein Meisterwerk der sexuellen Phantasie. Leider gelingt diesem Buch keins von beidem.
    Die Sprache ist klar, emotionslos aber dennoch auf eine bestimmte Art fesselnd. Der Sprachstil zieht an, lässt den Leser nicht ganz unbeteiligt sein aber vermag keine anhaltende Spannung zu erzeugen. Die geschilderten Szenen (v.a am Anfang des Buches) bei denen es um Grenzklärung, Grenzüberschreitung und Willensbrechung geht erscheinen für mich noch mit Planung und einem bestimmten Stilwunsch der sich aber schnell verflüchtigt.
    Das Buch gleicht nach und nach einer Szenenbeschreibung – ohne menschliches Verständnis und v.a auch ohne Schilderung dessen was in den Protagonisten abläuft, ohne Auseinandersetzung mit den psychischen Folgen. Eine Vorstellung über gewisse Abläufe in der Branche des SM hat vermutlich jeder von uns. Dieses Buch greift diese Vorstellung recht gut auf und vermittelt teils im Gedächtnis bleibende Bilder dazu, aber mehr leider nicht. Wem dies ausreicht um einen ersten Blick in diese Welt zu werfen, wird an dem Buch auf seine Weise seine Freude haben.
    Ich hatte allerdings mehr Tiefgang und einen offeneren Umgang mit Konflikten und Grenzen dieser Szene erwartet.


    3ratten

    Ich bin, was du träumst.<br />Ich wache immer über dich.<br />Ich bin, was deine Hand lenkt.<br />(gez. Seele)