[Märchen/Kurdistan] M. Emin Bozarslan - Gulê och Sino

  • Schwedisches Cover


    Der seit Jahrzehnten in Schweden lebende kurdische Schriftsteller Mehmed Emin Bozarslan hat neben vielen anderen Büchern auch eine Serie mit Märchennacherzählungen herausgegeben, von denen eines auch ins Schwedische übersetzt wurde. Da ich gerne Märchen lese, vor allem "exotische", konnte ich dieses Buch nicht ignorieren.


    Ein König hat eine wunder-, wunderschöne Tochter, bei deren Anblick alle jungen Männer schwache Knie bekommen und in Ohnmacht fallen. Natürlich möchten alle sie heiraten, aber ihr Vater stellt 3 schwere Aufgaben, die der zukünftige Schwiegersohn erfüllen muss. Gelingt ihm das nicht, droht die Hinrichtung. So kommt es, dass niemand um die Hand der Prinzessin anhält.


    Bis Dlêr, "Der Mutige", auf den Plan tritt. Auch er wird ohnmächtig, als ihm die Prinzessin vor Augen kommt, aber im Gegensatz zu allen anderen Männern stellt er sich todesmutig den Aufgaben, nämlich dem König den weinenden Granatapfel und die lachende Quitte zu verschaffen, die goldene Nachtigall in ihrem goldenen Käfig zu finden, sowie die Geschichte von Gulê und Sino zu erfahren und dem König zu erzählen.


    Er galoppiert los und trifft auf den "Mann der Tage und der Nächte", der ihm nicht nur bekannt gibt, wo Quitte und Granatapfel zu finden sind, sondern auch erklärt, wie er die von 40 Ifrits bewachten Früchte klauen kann. Dies gelingt ihm natürlich, er bringt die früchte dem König und macht sich aufs Neue los zweckt Nachtigall und Käfig. Wiederum bekommt er vom Mann der Tage und der Nächte Anweisungen und kann so dem König bald auch diese beiden Gegenstände überreichen.


    Schwerer wird es mit der Geschichte von Gulê und Sino. Hier muss der Mann der Tage und der Nächte passen; Die beiden wohnen auf einer Insel inmitten eines Meeres jenseits des unüberwindbaren Berges Qaf. Die einzige Möglichkeit, die Insel zu erreichen, wäre mit Hilfe des riesigen Enqavogels, der, wenn er denn dazu bereit wäre, Dlêr über Berg und Meer tragen könnte. Dies will er, beziehungsweise sie, denn Dlêr rettet ihre Jungen vor einer Schlange, die jedes Jahr die Jungen des Enqavogels verzehrt.


    Also fliegen sie zu besagter Insel, wo Dlêr aus Sino trifft, der ihm seine Geschichte erzählt. Nun noch schnell zurückgeflogen, dem König die Geschichte erzählt und die Hochzeit kann stattfinden.


    [hr]


    Das Märchen "Gulê und Sino" ist recht lang. Knapp 200 Seiten umfasst diese Ausgabe, allerdings mit vielen platzraubenden Illustrationen versehen und mit großen Buchstaben gedruckt, was für einen Teil der übertriebenen Seitenzahl verantwortlich ist. Ein weiterer Teil der Länge ist den unendlich vielen, ermüdenden Wiederholungen zu schulden. Natürlich weiß ich als erfahrene Märchenleserin, dass zu Märchen die Wiederholung bestimmter Handlungselemente, gerne drei mal, gehört, aber hier wurden die Wiederholungen doch etwas übertrieben, sowohl im Kleinen

    Zitat

    Er bedankte sich bei dem alten Mann:
    "Vielen Dank, alter Mann."


    wie auch im Großen. Auch in einem Märchen möchte ich nicht erst lesen, wie jemand einem anderen genaue Handlungsanweisungen gibt und dann die Beschreibung der Durchführung. *Gähn*


    Wenn das dann auch noch in einer ungeschickten, zu nahe am Original klebenden Übersetzung geschieht, nimmt meine Geduld ein Ende. Ich war nahe am Abbrechen, als schließlich das dritte, titelgebende Abenteuer begann. Hier wurde es doch tatsächlich spannend und das Märchen begann tatsächlich, wie im Vorwort der Übersetzerin versprochen, etwas über die menschliche Natur zu erzählen.


    Nur wegen dieses gelungenen Teils vergebe ich noch
    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Wir sind irre, also lesen wir!