William Stuart Long - Die Siedler

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 2.771 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von yanni.

  • Die Australien-Saga von William Stuart Long ist in zwölf Bänden im Weltbildverlag erschienen. Ich habe mir für dieses Jahr vorgenommen jeden Monat ein Buch zu lesen und somit im Dezember eine meiner SUB-Mammutleichen im Gelesenen-Regal ein Plätzchen zuweisen zu können.
    Passend zum Monatsthema lese ich den zweiten Band der Saga. Die Siedler.
    Für Interessierte hier die Reihenfolge:


    Die Verbannten
    Die Siedler
    Die Verräter
    Auf den Spuren der Väter
    Die Abenteuerer
    Das weiter Land
    Die Goldschürfer
    Dornige Pfade
    Die Gründerväter
    Die Seefahrer
    Die Rebellen
    Die Machtbesessenen


    William Stuart Long ist das Pseudonym von Vivian Stuart Long und Victor Sondheim.


    Klappentext:
    In der Wildnis Australiens versuchen die Verbannten, sich und ihren Kindern ein neues Leben aufzubauen. Aber die Schwierigkeiten sind groß, und nicht nur die Natur des Landes scheint ihnen feindlich gesonnen. Jenny Taggart, die schon als Kind in die Verbannung geriet, ist herangewachsen. Und sie trifft John Broome wieder, der als freier Mann in das Land zurückkehrt, aus dem er einst als Sträfling floh. Er ist der Vater von Jennys Sohn Justin ...



    Nachdem die Lektüre von Band 1 keineswegs lange her ist, war ich mir sicher das gesamte Personal noch in Erinnerung zu haben, daher war ich durch obigen Text erst mal in Verwirrung gestürzt und befürchtete bereits, dass es sich hier um eine dieser Übersetzungen handle, bei denen in jedem Band lustig die Namen verändert wurden. Das hatte ich schon einmal und es hat mich sehr verärgert. Denn besagter John Broome hieß in Teil 1 noch Johnny Butcher. Glücklicherweise klärte sich dies nach einiger Zeit auf. Broome war sein richtiger Name, wie man im Laufe des Buches erfährt. Doch nun zum Inhalt.


    Im Prolog begleitet man Kapitän Edwards auf dem Weg nach England. An Bord sind entflohene Strafgefangene und Meuterer von der Bounty, denen der Prozess gemacht werden soll. Wer Band eins kennt, ahnt schon, wenn er da nach England bringen wird.


    Kleiner Rückblick für alle, die Band 1 nicht kennen oder vergessen haben.


    Nachdem Gouverneur Phillip nach England zurückkehrte übernahm Major Gose dessen Posten. Und wie man sich bereits denken konnte, nicht gerade in dessem Sinne. :rollen: Macarthur ist Kommandant des Neusüdwaleskorps und treibt florierenden Handel mit Alkohol, auf den die Offiziere ein Monopol haben.
    Zwei von Jennys Eingeborenenfreunden sind mit Collins nach England gefahren und werden dort herumgereicht. Justin, Jennys und Johnnys Sohn, ist inzwischen fast zwei Jahre alt und Watt ist für ihn sein Großvater. Die schlimmsten Jahre des Hungers scheinen hinter ihnen zu liegen. Aber die Gier der Offiziere ist ungebrochen. Denn inzwischen herrscht Krieg zwischen England und Frankreich und sie sehen es als ihr gutes Recht an, wenn sie sich schon nicht im Kampf hervortun können, hier wenigstens ihre Taschen zu füllen. Sie teilen sich mehr Land zu, als ihnen eigentlich zusteht. Missbrauchen die Sträflinge als ihre Farmarbeiter und verdienen sich eine goldene Nase am Alkohol.


    Während in der Anfangszeit brachten die Schiffe den Abschaum aus den Gefängnissen, nun zeigen sich auch Freie Siedler interessiert an dem neuen Land. Unter ihnen befindet sich Timothy Dawson, der Pferde züchten möchte und ganz nebenbei ein Auge auf Henriette Spence, die Tochter eines ehemaligen Mitarbeiters der Ostindiengesellschaft, geworfen hat. Diese lässt ihn aber schnell links liegen, als sie Lieutenant Brace kennenlernt. Sehr zum Missvergnügen ihres Vaters.


    Während Jenny mit Überfällen zu kämpfen hat, die man den Eingeborenen zuschreibt, kommt eine Gruppe irischer Gefangenen nach Sydney und Parramatta. Unter ihnen ist Francis O'Riordan, die mehrmals bei Jenny Unterschlupf findet und zum Spielball von Lieutenant Brace wird, der sich nur schwer für Henriette entscheiden kann.
    Als Tim Dawson mit dem Leben kämpfend in Jennys Hütte liegt, er wurde von einer Schlange gebissen, ereignet sich wieder ein Überfall und Watt schießt mit Tims Gewehr einen der Männer nieder. Seltsamerweise ist es ein Soldat und daraufhin wird Watt zur Verbannung auf die Norfolk Insel verurteilt. Dies und die Einbußen durch die Überfälle treiben Jenny an den Rand des Ruins. Da kommt ihr Dawsons Angebot gerade recht. Sie verkauft ihr Land und arbeitet für ihn.


    Ein neu angekommener Gouverneur, der Gose ersetzt, ändert nur schleppend etwas an den herrschenden Verhältnissen. Auch auf Norfolk kommt es zur Krise wegen des Neusüdwalskorps. Watts Einsatz dabei bringt ihn zurück zu Jenny.


    In zeitlich unterschiedlichen Sprüngen zieht das Leben der Siedler, Sträflinge und Regierungsangehörigen an einem vorbei. Alte Bekannte aus dem ersten Teil tauchen wieder auf oder man erfährt was aus ihnen geworden ist. Jenny zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, aber sie ist nicht die alleinige Hauptfigur. Viel mehr soll anhand einiger Personen und ihrer Nachfahren die Besiedelung Australiens geschildert werden.
    Die Norfolkinsel, auf die Watt verbannt wird und die gleichzeitig besiedelt wurde, vermutete ich eigentlich ziemlich in der Nähe und musste dann mit Blick in den Atlas feststellen, dass sie gut 1500 km entfernt liegt.
    Erstaunt war ich auch über die Route, die von den Schiffen genommen wird. England - Rio - Kapstadt - Australien. Da zeigt sich wohl, dass ich überhaupt keine Ahnung von der christlichen Seefahrt habe. Ich nehme an, dass es mit den Strömungen zusammenhängen wird.


    So, nun bin ich gespannt, ob John Broome noch erfährt, dass er Vater ist. Gesehen hat er seinen Sohn ja schon und wurde dabei von seinen Freunden aufgezogen, dass der Junge aussehensmässig von ihm stammen könnte. Gut 100 Seiten sind noch zu lesen.

  • Die restlichen Seiten waren gefüllt mit den persönlichen Rückschlägen von Jenny Taggart und dem Dauerproblem des Neusüdwaleskorps und seinem ehemaligen Angehörigen Macarther. Das letzte große Ereignis für die Kolonie bestand im Wechsel des Gouverneurs. Kein anderer als William Bligh wurde auf diesen Posten berufen und damit hat man einen ebenbürtigen Gegner für das NSW-Korps gefunden. Zusammen mit Bligh kam auch ein anderer Mann nach Australien, der Jennys weiteren Lebensweg sicher nachhaltig beeinflussen wird.




    Auch der zweite Teil dieser Saga war wieder interessant zu lesen. Mit historisch korrekten Daten wurde anhand der Protagonisten der Werdegang der Strafkolonie und die Besiedlung Australiens weitererzählt.
    Anders als in Band eins, der ja einen Großteil in England und auf dem Transportschiffen spielt, gab es in Band zwei teils sehr große Zeitsprünge. Sicher, es soll ja nur über wichtige Ereingisse ausführlich berichtet werden, aber manches Mal hätte ich mir die Gewichtung etwas anders gewünscht. Das Dauergejammer der einzelnen Gouverneure über das Neusüdwaleskorps und auch die ewigen Beteuerungen seitens John Broomes, was für eine wunderbare Frau er mit Jenny gewonnen hätte, fand ich auf Dauer eher ermüdend und teils auch ärgerlich, da ich andere unbeschriebene Ereignisse vermisste. Da wird ausführlich über Gespräche in London geschrieben und die Hochzeit von Henrietta berichtet, aber wie die Hochzeit von Jenny ablief, erfährt man nicht. Auch Francis hätte mich wesentlich mehr interessiert.
    Die Ereingnisse werden zwar sehr gerafft erzählt, aber nichts wichtiges weggelassen und im Grunde kann man sich weggelassene Dinge aus dem weiteren Verlauf der Geschichte zusammenreimen. Dass die Geschichte in Bezug auf einzelne Personen nicht sehr in die Tiefe geht, habe ich ja bereits erwähnt.