James Nice - Shadowplayers

  • The Rise and Fall of Factory Records


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    Der Titel "Shadowplayers" ist in Anlehnung an das Lied "Shadowplay" von Joy Division (Unknown Pleasures).


    Das Buch beschreibt sehr detailliert genau das, was der Untertitel verspricht, Aufstieg und Fall des Labels Factory Records von 1978 bis 1992. Es ist nicht nur die Geschichte des Labels (plus angeschlossener Unternehmungen wie des Clubs Hacienda) und eine Anleitung, wie man ein Wirtschaftsunternehmen so unwirtschaftlich wie nur irgendwie möglich führt, sondern auch die Geschichte der Factory-Künstler mit den zweifellos bekanntesten wie Joy Division, New Order und Happy Mondays, aber auch die aller anderen, zB A Certain Ratio, Durutti Column, Stockholm Monsters und vieler, vieler anderer.


    Die Geschichte wird chronologisch erzählt und man erfährt ziemlich detailliert, wer wann wo aufgetreten ist, was aufgenommen hat, wie die Covers ausgesehen haben (ohne Bildmaterial) und was die Musikpresse dazu gesagt hat. Außerdem erfährt man, warum es eigentlich keine gute Idee ist, eine solche Unternehmung mit seinen "mates" aufzuziehen und was es aus diesen Freundschaften gemacht hat. Zusätzlich zeichnet es ein sehr schönes Bild von der Manchester Musikszene dieser Zeit, die, wie ich mir sagen habe lassen, eine gewisse Faszination auf manche Leute ausübt. :zwinker:


    Das Buch ist durch o.a. detaillierte, chronologische Erzählweise nicht unbedingt einfach zu lesen. Wahrscheinlich hilft es, wenn man wirklich vertieftes Wissen über besagte Szene, Zeit und Bands hat oder sich zumindest sehr dafür interessiert. Ich bin auch nach ca. 2 Jahren Interesse immer noch ein ziemlicher Rookie. Eine Art Personenregister, wer zu welcher Band gehört, wäre zB nicht unbedingt ein Fehler gewesen oder eine Chronologie/Discographie aller Künstler. Aber das allein hätte wohl ein ganzes Buch gefüllt. Ein bisschen Vorwissen schadet auf gar keinen Fall. In meinem Fall vor allem durch die Bücher von Deborah Curtis ("Touching from a distance") und Peter Hook ("The Hacienda - How not to run a club" & "Unknown pleasures").


    Trotzdem, speziell weil ich auch noch eine eher ungeduldige Leserin bin und eine gefühlte Ewigkeit an dem Buch gelesen habe, habe ich nie daran gezweifelt, dass es eine sehr gute Entscheidung war, es endlich zu kaufen und zu lesen, denn es hat sich trotzdem mehr oder weniger von selbst gelesen. Es hilft natürlich, dass es nicht staubtrocken ist, sondern oft mit dem schönen, typischen, bissigen, englischen Humor geschrieben. Außerdem ist Nice, wie mir scheint, ziemlich objektiv. Dass er fasziniert ist, versteht sich von selbst, sonst hätte er das Buch kaum geschrieben. Aber er idealisiert nicht und wertet nicht, er lässt die Ereignisse für sich sprechen. Und die Ereignisse, die haben eine Menge zu erzählen.


    Gleich noch mal so viel Spaß macht es, wenn man ein wenig "Soundtrack" dazu hat. Wenn man Musikbücher liest, gibt es nichts schöneres als aufzuspringen und, so vorhanden, das Album aufzulegen, von dem gerade die Rede ist. Das Buch regt auf jeden Fall sehr dazu an, die Musik, von der hier die Rede ist, zu erforschen. Oder war es bei mir doch umgekehrt?


    Die Bewertung stand auf jeden Fall schon sehr bald fest:


    5ratten