Frederic Morton - Wetterleuchten 1913/1914

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    Verlag: Überreuter
    Format: Gebunden
    Erscheinungsdatum: 1990
    Originaltitel: Thunder at twilight


    Klappentext:


    In "Wetterleuchten 1913/1914" hebt Frederic Morton den Vorhang über einem apokalyptischen Ballsaal: Wien in den letzten zwanzig Monaten vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Mitwirkende bei dem Tanz in den Untergang: Kaiser Franz Joseph und Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand, Sigmund Freud und C.G. Jung, Hitler, Stalin Trotzki - und ein junger bosnischer Nietzsche-Anhänger, der mit seinem Schuss auf den habsburgischen Thronfolger die Lawine auslöst.
    Mortons Chronik einer Zeitenwende, die sich spannend wie ein Roman liest, stellt eine faszinierende Rekonstruktion einer Ära dar.


    Zum Autor:


    Frederic Morton wurde 1924 als Fritz Mandelbaum in eine reiche, jüdische Eisenwarenfabrikantenfamilie im Wiener Hernals geboren. Mit dem Anschluss Österreichs 1939 emigrierte die Familie nach London und von dort aus nach Amerika. In New York, dem neuen Lebensmittelpunkt der Familie, änderte sein Vater den Familiennamen in Morton. Einige seiner Werke drehen sich um seine Geburtsstadt Wien.


    Meine Meinung:


    Der Klappentext verspricht viel und hält es auch. Frederic Morton gelingt es gekonnt, in einer lebendigen Erzählweise dem Leser nüchterne historische Fakten näher zu bringen. Anhand von kleinen Beschreibungen unterschiedlicher historischer Persönlichkeiten webt er ein dichtes atmosphärisches Zustandsbild der damaligen Gegebenheiten. Diese Episoden wirken niemals fragmentarisch, sondern sind im Gegenteil sehr geschickt miteinander über den eigentlichen Hauptdarsteller Wien verknüpft. Die Stadt Wien ist Dreh- und Angelpunkt seiner Rekonstruktion, von ihr geht er aus und zu ihr kehrt er am Ende wieder zurück. Der scheinbar gemütliche, fast behäbige Beginn seiner Beschreibung steigert sich im späteren Verlauf crescendoartig bis zu seinem (leider) furiosen Finale.


    Als Leser spürt man förmlich, wie sich überall in Europa über die Menschen eine drückende Schwüle legt. Nicht nur im Habsburgerreich gärt und arbeitet es an allen Ecken und Enden, wenn auch im Vielvölkerreich die Oberfläche vielleicht scheinbar am besten in der Gestalt des alten Kaisers übertüncht ist. Denn Franz Joseph ist der Kitt dieses monströsen sich selbst überlebten Konstrukts, das mehr vom Schein als vom Sein lebt. Die Machthabenden dieser Zeit hatten schon längst nicht mehr die Zügel in der Hand und wurden genauso wie ihre Bevölkerung von den Ereignissen überrollt. Am Ende kulminieren sie in einem traurigen Höhepunkt: den von den Menschen als reinigendes Gewitter begrüßten Ersten Weltkrieg.


    Gefehlt hat eigentlich nur ein ausführliches Personenregister mit den wichtigsten Eckdaten im Anhang. Bei derart vielen Mitwirkenden kann es mitunter schwierig sein, den Überblick zu behalten. Schade, dass dieses Buch vergriffen ist, es hätte sich eine Neuauflage im Gedenkjahr zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren verdient.


    4ratten