Colum McCann - Der Tänzer

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.836 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Heidi Hof.

  • Hallo Leute,
    hier ein Tip für eine Biographie für alle Balletratten und sonstige Rudolf Nurejew Fans.Colum McCann hat die Nurejew Biographie aus der Sicht bestimmter Personen geschrieben die Nurejew auf seinem Lebensweg begleitet haben wie seine erste Ballettlehrerin,eine Zimmerwirtin oder seine Pflegerin im Endstadium seiner Aidserkrankung.Durch diese Personen bekommt man ganz verschiedene Einblicke in Nurejews Leben und das Buch ist wirklich toll zu lesen.
    Hier noch eine Leseprobe
    Du mußt tanzen, als ob alles noch einmal aufs Neue ausgedrückt werden müßte.Sascha sagt, das Bekannte weist den Weg zum Unbekannten.Und
    auch, das es das Unbekannte ist. das uns schließlich zum Bekannten zurückführt.Du bist nur für einen Teil deines Lebens ein Tänzer.In der restlichen Zeit, sagt er, läufst du herum und denkst darüber nach! Diejenigen, die auf dich angesetzt sind, um dich zu beobachten
    Colum McCann/Der Tänzer/469 Seiten/rororo Verlag


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  • Hallo Morgenfee!


    Oh ja- ein ganz großes Buch! Mir hat besonders die ungeschminkte Art gefallen, in der McCann diese Geschichte erzählt hat. Für mich hat er den facettenreichen Charakter Nurejews hervorragend dargestellt. Meine Bewertung für dieses herrliche Buch ist 5ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Huch, diesen Thread sehe ich ja jetzt erst.
    Ich habe das Buch auch gekauft und schon hier liegen :klatschen:
    Habe es schon mal angelesen, fängt ja gleich heftig an :entsetzt:
    und kann gar nicht abwarten das Buch endlich richtig zu lesen. Aber ich will mir dafür Zeit nehmen und am 15.Januar geht ja "Die Teerose" Leserunde los. Aber danach ist gleich "Der Tänzer" dran.


    Rudolf Nurejew find(fand) ich super toll, obwohl ich gar kein Ballet -Fan bin,muß Mann/Frau :zwinker: aber auch garnicht sein um dieses Genie toll zu finden.


    Ich habe ihn 1990 noch einmal auf der Bühne,in London, erleben dürfen
    und obwohl schon von Krankheit gezeichnet und auch nicht mehr tanzend,
    war eher eine Art Theater mit Tanzeinlagen, sehr modern halt, hat dieser Mann,alleine durch seine Anwesenheit, alle in seinen Bann gezogen.


    Wenn ich das Buch gelesen habe schreibe ich denn noch mal meine Meinung dazu, aber dieses Buch würde ich auch ungelesen schon jetzt zu meinen Jahreshighlights zählen.
    Und Eure guten Meinungen bestätigen mich da ja nur.
    :knuddel:


    LG Flor

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Hallo morgenfee,


    nur eine Frage wäre das Buch nicht besser unter sonstige Belletristik aufgehoben, hier geht es doch schnell unter, ich zum Beispiel hätte hier nie danach gesucht. :knuddel: ?


    LG Flor


    [size=9px] edit fairy: Thread von Fach- und Sachbücher nach Sonstige Belletristik verschoben [/size]

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    So, ich habe das Buch gestern abend beendet und stehe immer noch unter der Droge, die da heißt Der Tänzer :anbet:


    Ich möchte hier noch einige Auszüge aus dem Klappentext zitieren, weil ich schriftstellerisch leider nicht so fähig bin.


    Dieses Buch nähert sich einem berühmten Mann mit den Mitteln der Kunst, also der Lüge und Invention. Und der Umschreibung: Der Mann ist der Tänzer Rudolf Nurejew, Lichtgestallt des modernen Balletts, kaum sichtbar in all seinem Glanz.Die Lebensdaten sind bekannt, doch McCann interessieren sie nur am Rande. Er lässt den Menschen vor dem Hintergrund seiner Zeit erstehen.
    Dies ist die Verwandlung einer Legende in eine greifbare Person durch die Mittel des Romans: poetisch, kraftvoll in Ausdruck und Bewegung, glanzvoll schillernd.


    Meine Meinung:
    Ein geniales Buch über einen genialen Menschen.
    Es ist keine Biografie im klassischen Sinne, nein, es ist mehr. Eine Liebeserklärung des Autors an den Tänzer.
    Das Leben Nurejews wird aus der Sicht von Menschen erzählt, die ihm nahe standen.
    Das Tempo ist hoch, die Erzähler wechseln schnell ohne großartige Absätze zwischen den einzelnen Personen.
    Dies erfordert vom Leser eine stärkere Aufmerksamkeit, führt aber dazu, dass man sich dem Buch völlig widmet.
    Wie bereits gesagt das Buch ist keine Biografie, dafür werden zu viele Stationen und Geschehnisse seines Lebens ausgelassen, oder nur angedeutet. Z.B wird seine Aids-Erkrankung nicht erwähnt, sondern es wird nur geschrieben, dass er Tabletten gegen eine Erkrankung nehmen muss.


    Der Autor versucht uns den Menschen Nurejew näher zu bringen, wie er gefühlt haben mag, was er für eine Person zu sein schien.
    Ein sehr lebendiges Buch, mit teilweise deftiger Sprache, das bei mir viele Emotionen freigesetzt hat. Ich habe mich geekelt, gelacht und zum Schluß geweint.
    An seine Abschiedsvorstellungen 1991 in England kann ich mich noch gut erinnern. Ich habe damals in London gelebt. Seinen Auftritt in Wembley habe ich gesehen, das hat mich sehr bewegt.


    Ich denke aber schon, dass man sich schon etwas für entweder Ballett im allgemeinen oder Nurejew im besonderen
    interessieren sollte. Zumindest schadet es nicht, vor Lesen dieses Buches, zumindet die Eckdaten Rudolf Nurejews Lebens im Kopf zu haben.


    5ratten
    Liebe Grüße
    Flor :sonne:

    Einmal editiert, zuletzt von Flor ()

  • Hab das Buch schon ne Weile hier liegen, nach dieser Welle der Lobpreisung und Begeisterung werde ich es aber sofort in Reich- und Leseweite legen und mich demnächst dranmachen. Freu mich schon. :klatschen:

  • Fiktion und authentische Darstellung eines russischen Tänzers verschmelzen in diesem Roman zu einer Einheit.


    Der berühmte Tänzer Rudolf Nurejew ist die tragende Figur in diesem Werk. Dieser Tatar wurde in Ufa zur Stalinzeit, Russland, geboren, und durch dieses starre System zum Balletttänzer ausgebildet. Sein Charakter ist wild und ungezügelt, und sein Tanz ist etwas zu grob, doch er fesselt die Massen. Als junger Mann kommt er nach Leningrad, wo er innerhalb kürzester Zeit zur Lichtfigur des russischen Balletts wird. Mag seine Technik auch etwas ungehobelt sein, kein Mensch kann sich seinem Charme entziehen.


    Bei einem Auftritt in London 1961, setzt sich dieser begabte Tänzer ab, und verbleibt im Westen. Fortan tritt er auf den Bühnen der Welt auf, und erntet überall riesigen Applaus. Sein zügelloser Charakter, seine Lebenssucht, kombiniert mit seinem Größenwahn, lassen ihn die Siebziger im Rausch von Alkohol, Drogen und Partys erleben. Doch unter dieser scheinbar leichten Hülle verbirgt sich auch ein melancholischer und nachdenklicher Geist, der oft an seine Familie, seine Mutter, denkt.


    Der Protagonist selber kommt erst spät in diesem Roman zu Wort. Meist sind es andere Figuren, die ihn beschreiben oder ein kleines Stück des Weges begleiten. Dadurch erreicht McCann, dass sich der Leser ein genaues Bild von diesem Tänzer machen kann. Auch wird die Zeit durch diese verschiedenen Blickwinkeln, sowie unterschiedliche Orte (West und Ost), prägnant dargestellt. Der Kalte Krieg wird aus beiden Perspektiven beschrieben.


    Manche Abschnitte im Buch haben einen sehr abgehackten Stil, vieles wird angedeutet, und lose aneinandergereiht. Hier spiegelt sich das Leben des Tänzers wieder. Doch manchmal waren mir diese Passagen ein wenig zu lang, 50 Seiten in dieser schnellen und heftigen Sprache zu lesen, ist ermüdend.
    Aber insgesamt ist das Buch eine brillante Beschreibung des berühmten Balletttänzers Rudolf Nurejew, welches ich gerne gelesen habe.


    4ratten