Beiträge von Kirsten

    Meine zweite Meinung


    Fangen wir mit dem Fazit an:

    Die Geschichte ist sehr spannend erzählt, doch der Schluß konnte mich leider nicht vollständig überzeugen.

    Das war auch dieses Mal so. Die verschiedenen Erzählebenen haben mir gut gefallen, dadurch wirkten die Ereignisse in der Gegenwart und Vergangenheit authentischer. Karen Pirie kommt in ihren Ermittlungen bei beiden Fällen nur stückchenweise voran, weil sie von beiden Seiten Steine in den Weg gelegt bekommt. Bei den Ermittlungen um den verschwundenen Enkel von Brodie Mclennan kann ich das noch verstehen, weil ich bei ihm früh das Gefühl hatte, er sei weniger auf Aufklärung und mehr auf Rache für den Tod seiner Tochter aus. Dass Mishas Mutter die Ermittlungen verzögert, konnte ich dagegen nicht verstehen, schließlich ging es um das Leben ihres Enkels.


    Das Rätselraten war spannend, aber gegen Ende haben die Dinge, die mir vorher gefallen haben, angefangen zu stören. Die Kapitel mit den Rückblenden waren mir zu kurz und haben den Lauf der Handlung mehrmals unterbrochen. Einzelne Charaktere fand ich gegen Ende nicht mehr stimmig. Auch die Auflösung der Fälle fand ich ein wenig weit hergeholt. Für mich war es kein passendes Ende.


    Das kann auch daran liegen, dass ich diesen Teil als letzten der Reihe gelesen habe. Die späteren Teile waren im Vergleich zu diesem homogener. Außerdem haben die Charaktere im Lauf der Reihe eine Entwicklung durchgemacht, die mir hier gefehlt hat.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Der junge Archibald McCandless trifft bei einem Besuch bei seinem Bekannten Godwin Baxter eine faszinierende junge Frau. Auf den ersten Blick wirkt Bella auf ihn wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Im Verlauf des Abends muss Archibald erfahren, wie nah sein erster Eindruck der Wahrheit kommt. Godwin und er lagen in der Vergangenheit immer wegen ihrer unterschiedlichen Auslegungen der Grenzen der Wissenschaft im Streit und Bella ist der Beweis, dass Baxter diese Grenzen weit überschritten hat.


    Darf ein Mensch Gott spielen? Godwin Baxter hat das getan. Der verzweifelte Wunsch, endlich eine Gefährtin zu finden, findet in der Erschaffung von Bella seine Verwirklichung. Aber auch wenn sein Wunsch in Erfüllung geht, tut er das nicht so, wie Baxter es erwartet hat. Sein Geschöpf, anfangs noch so unbedarft wie ein neugeborenes Baby, wird nach und nach erwachsen. Dabei entwickelt sie nicht nur den Verstand, den ihr Schöpfer sich von ihr erhofft hat, sondern auch eigene Wünsche und Bedürfnisse. Die sind noch die eines Kindes, aber für das Umfeld kommen sie von einer erwachsenen Frau, was für ihr Umfeld gleichzeitig verstörend und faszinierend ist. Auch Archibald erliegt dieser Faszination, was für Godwin einem Verrat gleichkommt.


    Ich habe mich mit den Charakteren schwergetan, denn Alasdair Gray hat keinen von ihnen wirklich sympathisch dargestellt. Archibald hat sehr hohe Moralvorstellungen, aber er schiebt sie beiseite, wenn es seinem eigenen Vorteil zugutekommt. Godwin Baxter rechtfertigt die Erschaffung Bellas mit seiner großen Einsamkeit und der Tatsache, dass er ihr Leben gerettet hat. Bella selbst benimmt sich wie ein verwöhntes Kind, das sich nimmt, was es will. Auf der einen Seite ist sie das auch. Auf der anderen Seite lernt sie aber auch schnell und hat einen scharfen Blick auf ihre Umgebung. Den benutzt sie aber nur zu ihrem Vorteil. Sie wirkt im größten Teil der Erzählung kalt und egoistisch.


    Es ist unvermeidlich, dass irgendwann Gegenwart und Vergangenheit aufeinandertreffen. Dieses Treffen hätte spannend sein können, war es für mich aber nicht.


    Archibald hat sich am Anfang der Geschichte gefragt, wie weit man im Dienst der Wissenschaft wirklich gehen darf. Diese Frage finde ich wichtig und interessant, aber wie Alasdair Gray sie umgesetzt hat, hat mir nur bedingt gefallen.

    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Dass die letzten Bände durchwachsen waren, kann ich bestätigen. Zumindest beim Vorgänger habe ich mich zwar nicht gequält, aber wirklich flüssig ging mir das Lesen nicht von der Hand. Ich kann mich sogar erinnern, dabei eingeschlafen zu sein. Das mag vielleicht auch am anstrengenden Wochenende gelegen haben und daran, dass die Bank sehr bequem war, aber überzeugt hat mich der 7. Teil nicht.


    Ich habe gesehen, dass meine Bücherei den 8. Teil hat, allerdings ist der ausgeliehen und würde erst in m einem Urlaub frei werden. Da muss ich mich mit dem Vorbestellen noch etwas gedulden.

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    Wales in den frühen 1920er Jahren: Augustine lebt ein isoliertes Leben auf dem Landsitz seiner Familie mit nur wenig Kontakt zu den Menschen in der Gemeinde. Als er die Leiche eines jungen Mädchen findet, wendet sich der Verdacht schnell gegen den jungen Mann, der kaum jemand kennt. Augustine flüchtet, erst nach London, später zu Verwandten nach Bayern. Aber auch dort findet er nicht die Ruhe, nach der er sich sehnt.


    Es war interessant, die Ereignisse in München mit Augustines Augen zu sehen, der die Dinge ganz anders wahrnahm, als sie wirklich waren. Aber das ist auch das einzig Gute, was ich über das Buch sagen kann. Augustine ist ein junger Mann, der in einer isolierten Umgebung aufgewachsen ist den Umgang mit anderen Menschen nie wirklich lernen konnte. Im Münchener Trubel ist er schnell überfordert und die Personen in seiner Umgebung sind ihm keine große Hilfe, sich zurecht zu finden. Ich fand die Charaktere durchweg oberflächlich. Was um sie herum vorging, hat sie nicht interessiert. Im Gegenteil: die Ereignisse in München waren für sie ein Abenteuer und sie hatten keinerlei Weitsicht, wie sich die Dinge entwickeln könnten. Augustine sucht in diesem Trubel seinen Weg, aber er hat bei seinen neuen Freunden keine Hilfe. Auch als er sich verliebt, wird er zum Spielball einer zutiefst oberflächlichen Clique.


    Der Klappentext klang vielversprechend, aber das Buch hat nichts davon halten können.

    :flop:


    Liebe Grüße

    Kirsten

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    Von und über ihn wurde schon viel geschrieben. Deshalb war ich gespannt, ob ich in seinem neuen Buch auch etwas Neues über Reinhold Messner erfahren würde. Tatsächlich konnte er mir nur wenig Neues erzählen. Aber das ist auch schwer bei einem Menschen, der so in der Öffentlichkeit präsent ist.


    Ungewöhnlich ist seine Herangehensweise. Reinhold Messner sucht sich bewusst Situationen aus seinem Leben aus, in denen er den im Titel erwähnten Gegenwind erlebte. Für den Bergsteiger ist dieser Gegenwind der Anlass, um sich besonders anzustrengen, um es seinen Kritikern zu beweisen. Das, was er erreicht hat, gibt seinem Vorgehen recht.


    Manche Themen werden mehr als einmal angesprochen und so unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet. Die Tragödie am Nanga Parbat und der jahrelange Streit darüber, was wirklich passiert ist. Hier kann man spüren, wie viel Kraft ihn das gekostet hat. Auch die Geschichte mit dem Yeti kommt zur Sprache, die ihm viel Spott eingebracht und sich auch verselbständigt hat. Hätte man die Sache anders angehen können? Wahrscheinlich schon, aber dazu hätte man sich aus der Situation heraus begeben und sie neu betrachten müssen.


    Das ist etwas, was ich in diesem Buch vermisst habe. Reinhold Messner reflektiert nicht, Er schreibt von den Widerständen, denen er sich ausgesetzt sieht, aber er überlegt nicht, woher sie kommen. Vielleicht trifft ihn deshalb manche Kritik besonders hart. Aber ich war auch von dem Ton überrascht, der in manchen Artikeln und Interviews, die in Messners Buch zu lesen waren, herrschte. Stellenweise hatte ich den Eindruck, als ob es zum guten Ton gehörte, gegen ihn zu sein.


    Reinhold Messner schreibt, dass er die Kritik, den Gegenwind brauchte, um weiterzukommen. Sie waren für ihn der Ansporn, immer weiterzumachen. Seine Erfolge geben seinem Vorgehen Recht, aber man kann auch zwischen den Zeilen herauslesen, wie viel Kraft ihn manche Kämpfe gekostet haben. Sein Buch ist ein Rückblick auf ein Leben, aber mir fehlt ein wenig die Auseinandersetzung damit.

    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Ich glaube ich hatte dann doch die Hoffnung das mich die Autorin am Ende noch ein klein wenig überraschen könnte.

    Das ist der Grund, warum ich keine Bücher mehr abbreche. Bei meinen gelesenen Büchern gibt es tatsächlich mehr angenehme Überraschungen als Totalausfälle. Und falls es doch einer wird, gibt es immer die Möglichkeit zu einem schönen Verriss.

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    Im Lebenslauf von Mickey Haller klafft eine Lücke. Ein Jahr lang hat er sich aus persönlichen Gründen zurückgezogen. Jetzt ist er wieder zurück und bekommt gleich eine Aufgabe zugewiesen, die sich als der spektakulärste Fall seiner Karriere erweisen könnte. Ein Anwalt ist ermordet worden und wenn das passiert, werden seine Fälle an einen Kollegen übergeben. In diesem Fall ist es Mickey und der brisanteste Fall ist die Verteidigung des Medienmoguls Walter Elliot, der in wenigen Tagen wegen des Mords an seiner Frau und deren Geliebten vor Gericht gestellt wird. Ein schwieriger Fall, nicht nur wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit, sondern auch wegen des ermittelnden Beamten, der den Ruf hat unbequem zu sein: Harry Bosch.


    Mickey will keinen der Fälle seines toten Kollegen übernehmen und schon gar nicht diesen. Weder der Angeklagte noch sein ehemaliger Anwalt waren ihm sympathisch, was keine gute Voraussetzung ist, wenn man den Mann verteidigen muss. Auf mich kommt es über weite Strecken so vor, als ob die beiden nicht miteinander, sondern gegeneinander arbeiten. Mickey ist sicher, dass sein Klient ihn belügt und verbringt mehr Zeit damit, diese Lügen aufzudecken als sich wirklich mit seiner Verteidigung zu beschäftigen. Es ist ein Katz- und Mausspiel und je länger es dauert, desto deutlicher wird, dass Elliot schuldig ist, aber an was? Seine Kontakte reichen bis in die obersten Ebenen der Gesellschaft und Mickey muss aufpassen, dass er niemand auf die Zehen tritt.


    Auch wenn er nur eine kleine Rolle spielt, ist Harry Bosch allgegenwärtig. Wenn man seine Fälle kennt, ist es spannend, ihn von einer anderen Seite aus zu sehen. Mickey hat große Probleme mit damit, dass Bosch ein Einzelgänger ist und niemand in seine Ermittlungen einbeziehen möchte. Aber die beiden Männer haben auch keine Scheu davor, jemand vor den Kopf zu stoßen, wenn es der Wahrheit dient, was ihnen eine Basis zumindest für eine Art von Zusammenarbeit bietet, denn Mickey hat erkannt, dass er Harry Bosch auch für seine Verteidigung braucht. Der Tod des Anwalts war kein Zufall, sondern nur ein Zug in dem Spiel, das er gegen einen unbekannten Gegner spielt.


    4ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Thomas Lynley wird von einem alten Freund um Hilfe gebeten: einer der Schüler aus seinem Internat ist verschwunden. noch während er sich überlegt, wie er ihm am besten helfen kann, wird der Junge tot aufgefunden. Für Lynley ist diese Ermittlung eine Reise in die Vergangenheit: er wurde auch auf einem Internat unterrichtet und muss feststellen, dass ihm die strengen Regeln und Traditionen, die ihm damals das Leben auf der Schule schwer machten, ihm jetzt die Ermittlungen erschweren.


    In diesem alten Fall gefällt mir Thomas Lynley gut. Er wirkt nicht so überheblich, wie ich ihn in anderen älteren Teilen erlebt habe. Das mag daran liegen, dass er sich wieder an seine Internatszeit zurück erinnert, die alles andere als glücklich war. Aus dem Ermittler wird zu gewissen Teilen wieder der Internatsschüler von früher und der behindert den Polizisten bei seiner Arbeit.


    Dieser Teil der Reihe ist sehr verwickelt und auch wenn er stellenweise ein bisschen altmodisch ist, hat mich die Autorin doch bis zum Ende rätseln lassen. Mir hat auch gut gefallen, wie sie auch die Nebencharaktere beschrieben hat: die Trauer der Eltern, die so greifbar war und auch die Gefühle der Internatsschüler und der Lehrer, die nicht immer wussten, auf welche Seite sie sich stellen sollen. Sie hat sich dieses Mal auch auf wenige Charakter beschränkt und sich mehr auf den Fall konzentriert, das hat es für mich übersichtlicher gemacht.

    4ratten

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    Martas Verhältnis zu ihrem Vater war nicht einfach. Seit er sie und ihre Mutter verlassen hatte, war jeder Besuch von gegenseitigen Erwartungen geprägt, die Vater und Tochter nicht erfüllen konnten. Als sie dreißig ist, stirbt der Vater. Welche Fragen sie auch immer an ihn hatte, sie würden nicht mehr beantwortet werden. Dann stößt sie bei ihrer Mutter auf eine alte Gerichtsakte ihres Vaters. Was sie darin liest, könnte über einen Unbekannten geschrieben worden sein. Marta muss erkennen dass es einen Teil im Leben ihres Vaters gab, von dem sie bis jetzt nie etwas wusste.


    Dass ihr Vater für die Mitgliedschaft in einer linksextremen Gruppierung vor Gericht stand, hatte Marta erst aus den Akten erfahren. Aber was das letztendlich bedeutete, fand sie erst durch eigene Nachforschungen heraus. Die Suche nach dieser neuen Wahrheit bestimmte lange ihr Leben. Stellenweise lähmte es sie fast, denn sie war sich nicht sicher, ob sie diesen Mann dann noch lieben konnte. Aber je weiter sie sich in die Vergangenheit ihres Vaters und damit auch in ihre eigene begab, desto mehr liebevolle Erinnerungen an ihn wurden.


    Marta Barone begibt sich auf ihrer Suche weit in die Vergangenheit ihres Vaters. Manchmal ist die Suche mühsam, denn in den Akten gibt es wenig zu finden. Oder vielleicht auch zu viel, denn es geht nie nur um ihren Vater, sondern auch um eine bestimmte Tat und alle, die daran beteiligt waren. Ich muss zugeben, dass mir gerade das manchmal ein bisschen zu weit weg war von Martas Vater. Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich auch wichtig, um ein Gefühl für die Zeit zu bekommen. Denn zumindest ich kenne mich in diesem Teil der Geschichte Italiens nicht aus.


    Spannend fand ich die unterschiedlichen Blickwinkel auf ein und dasselbe Ereignis und die beteiligten Personen, wie Marta bei den Gesprächen mit alten Freunden feststellen musste. Viele Weggefährten trifft sie allerdings nicht mehr, denn viele von ihnen sind bereits tot. Aber wie sie selbst sagt: manchmal kehren die Toten zurück und man muss sich mit ihnen an einen Tisch setzen.

    3ratten:marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

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    Für die Schriftstellerin und Journalistin Annabel Abbs war das Laufen langer Strecken schon immer eine Selbstverständlichkeit. Ihre Familie hatte kein Auto und lebte außerhalb der Stadt, deshalb. Wer nicht die ganze Zeit im Haus bleiben wollte, der lief eben. Aber im Lauf der Jahre veränderte sich ihr Leben: Heirat, Kinder und einfach auch die Zeit, die verging entfernten sie immer mehr von der Person, die sie damals war. Auch wenn sie in diesem Leben glücklich war, fehlte ihr auch dieses Mädchen. Was, wenn sie wieder wandern würde? Würde sie das Mädchen dann wiederfinden?


    Auf ihrer Suche begibt sich auf die Spuren berühmter Frauen. Das tut sie nicht im übertragenen Sinn, sondern sie wandert wie Wege, die die Frauen vor Jahren selbst gewandert sind. Ob wie Daphne du Maurier entlang der Rhone oder Gwen John entlang der Garonne, wie Georgia O'Keeffe in den Weiten von Texas oder Nan Shepherd in den schottischen Cairngorms: mit jeder Wanderung erfährt sie viel über die Frauen, in deren Schuhen sie unterwegs ist, aber noch mehr über sich selbst.


    Bücher über Männer, die wandern gab es schon immer. Erst in den letzten Jahren sind immer mehr Bücher über, aber hauptsächlich von wandernden Frauen dazugekommen. Lange glaubte man oder besser: wurde den Frauen eingeredet, dass sie nicht so wandern könnten, wie es die Männer taten. Selbst wenn sie körperlich in der Lage waren, wurde doch von ihnen erwartet, dass sie zuerst ihre Pflichten erfüllten, bevor sie sich auf den Weg machen konnten.


    Von Nan Shepherd hatte ich bereits gelesen und wusste, was ihr ihre Berge bedeuteten, aber dass Simone de Beauvoir fast schon fanatisch in den Bergen der Provence unterwegs war, war mir neu. Auch von Daphne du Maurier wusste ich nicht, dass sie wanderte. Für die Künstlerin Georgia O'Keffee war das Wandern mehr als nur ein Zeitvertreib: sie brauchte die Weite wie die Luft zum Atmen.


    Die Autorin hat eine gute Wahl getroffen, was die Frauen angeht, über die sie schreibt. Sie schafft es, sie mir in den kurzen Kapiteln näher zu bringen. Nur die Autorin selbst blieb mir überraschend fern, obwohl sie mir am meisten erzählt hat.

    4ratten

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    Honora war in ihrem Dorf die Außenseiterin. Schon ihre Geburt stand unter keinem guten Stern, denn als ihre Mutter in den Wehen lag, flog ein Vogel ins Zimmer. Aber dieses schlechte Omen war nicht der einzige Grund, warum die Menschen auf Abstand zu ihr gingen. Honora war nicht wie sie: immer ein bisschen aufmerksamer, immer ein bisschen schlauer und immer draußen unterwegs- so benahm sich keine ehrbare junge Frau. Als sie den Sohn eines der angesehensten Farmers der Gegend heiratete, schien sie endlich angekommen zu sein. Aber die Zeiten waren hart und ihr Glück war nicht von langer Dauer.


    Honoras Geschichte beginnt scheinbar am Ende. Sie hat Irland verlassen und ist nach Amerika gegangen, hat dort aber nicht das große Glück gefunden. Sie muss als Prostituierte ihren Lebensunterhalt verdienen. Aber vielleicht kann sich ihr Schicksal wenden, denn einer ihrer Freier hat sich in sie verleibt und will sie heiraten.


    Die Geschichte ist nicht neu, aber die Autorin macht etwas Besonderes daraus. Der kleine Vogel, der bei ihrer Geburt ins Zimmer flog, ist ein Sinnbild für ihr unbeständiges Wesen. Immer wieder fühlt sie sich von den Umständen eingesperrt und will weiterziehen, wie es der kleine Vogel gekonnt hätte. Aber oft muss sie bleiben und kann sich erst später auf den Weg machen.


    Ihr Weg ist hart. Er führt sie mit ihrem Dorf über den Doolough Pass, wo sie die einzige Überlebende ist. Dann aufs Schiff, das sie nach Amerika bringt und von New York in den Westen. Dort scheint ihr Weg zu Ende zu sein. Aber der Vogel kann immer wieder weiterflattern, bis sie endlich an ihrem Ziel ankommt.


    Honora oder Nell, wie sie sich in Amerika nennt, muss lernen, dass sie sich nur auf sich selbst verlassen kann. Immer wieder wird sie von den Menschen in ihrer Umgebung enttäuscht. Manchmal habe ich auch schon vor ihr gesehen, wie sich Beziehungen entwickeln würden. Das ist der einzige Kritikpunkt, den ich an der Geschichte habe: die Handlung war stellenweise ein wenig vorhersehbar. Auf der anderen Seite hat mir die Beschreibung der Lebensumstände, gerade in Irland zu Zeiten des großen Hungers und Nells Leben als Frau eines Farmers im amerikanischen Westen, sehr gut gefallen. Schön fand ich auch den Vogel, der nicht nur im Titel steht, sondern auch durch Nells Geschichte flattert. Der Vergleich zwischen ihm und dem Mädchen bzw. der Frau haben die Geschichte für mich zu etwas Besonderem gemacht.

    4ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    (und dass die Mehrheit, eine überwältigende dazu, nichts unternommen hat und nicht im Widerstand war, stimmt auch).

    Ich finde, gerade bei dieser Mehrheit macht es sehr viel aus, dass sie nichts unternommen hat. Solange man nicht offen dagegen war, war man dafür. Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, aber letztendlich ändern sie auch nichts: die schweigende Mehrheit hat nichts dagegen unternommen.

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    Die Welt von Alasdair und Rachel ändert sich dramatisch, als der Vater nach dem Tod der Mutter sie zu ihrem Großvater auf die Hebrideninsel Lewis abschiebt. Alles dort ist ihnen fremd: sie kannten den Großvater nur aus den Erzählungen ihrer Mutter, das Haus der Großeltern ist ganz anders als die Wohnung in Glasgow und die Menschen sprechen eine andere Sprache. Es dauert lange, bis die beiden Kinder sich auf der unwirtlichen Insel zuhause fühlen.


    Die Geschichte hat viele Handlungsstränge. Zum einen die der beiden Geschwister, die in winzig kleinen Schritten ihr neues Zuhause als solches akzeptieren und eine Beziehung zu ihrem Großvater aufbauen können. Der hat selbst eine tragische Vergangenheit: als junger Mann war er einer der wenigen Überlebenden des Untergangs der Iolaire, bei der am 1. Januar 1919 über 200 Kriegsheimkehrer ums Leben kamen. Tormods Geschichte selbst teilt sich in verschiedene Teile: die Erlebnisse während des Kriegs und danach, als er seine große Liebe verlor und danach eine reine Zweckehe eingehen musste.


    Tormod spricht nie über das, was ihm zugestoßen ist. Weder mit seinen Enkeln noch mit seiner Frau. Die Ehe der Beiden, die anfangs auf Respekt beruht haben mag, wird nur noch durch Resignation und Verbitterung zusammengehalten und die Beiden sind darin gefangen. Alasdair und Rachel bringen ein wenig Licht in das trübe Leben, aber das ist nur von kurzer Dauer.


    Der Autor hat es mir schwer gemacht, das Buch wirklich zu mögen. Jeder der Handlungsstränge wäre eine eigene Geschichte wert gewesen, aber auf den etwas über 200 Seiten war nicht genug Platz, um sie stimmig zu erzählen. Gerade in der Entwicklung der Kinder gab es Lücken und über Tormods Erlebnisse im Krieg hätte ich gerne mehr erfahren. Ein paar Mal hatte ich das Gefühl, dass eine Idee angerissen wurde, aber die Ausführung mittendrin abbrach. Die Erzählung hatte viel Schönes, aber es hat sich für mich nicht zu einem Ganzen verbunden.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Anscheinend bin ich wirklich die Einzige, der das Buch nur mäßig gefallen hat.

    Besondere Authentizität entsteht durch zahlreiche Chatverläufe aus den Chatrooms zum Spiel.

    Die haben mir überhaupt nicht gefallen. Vielleicht, weil es an ihrer Anzahl lag, die mich fast erschlagen hat. Stellenweise haben sie mich wirklich aus der Handlung geworfen.


    Was selbst ich diesmal ein bisschen nervig fand, war das Rumgeeiere privater Natur zwischen Cormoran und Robin.

    Das stört mich mit jedem Band mehr. Neues zu dem Thema gibt es nicht, nur noch das Gleiche anders erzählt. Irgendwann müssen sich die beiden entscheiden und mir ist mittlerweile egal, in welche Richtung das ist.

    Ich tue mir bei meiner Bewertung schwerer als gedacht. Eigentlich mag ich Tuppence und Tommy, aber in dieser Sammlung ihrer Fälle haben mir die Beiden nicht gut gefallen. Tommy wirkt bei den Ermittlungen immer ein wenig schwerfällig, während Tuppence die Fälle löst, meistens mit einer ungewöhnlichen Herangehensweise. Aber sie wirkt auch oberflächlich, wie ein Klischee einer jungen, wohlhabenden Frau ihrer Zeit, auf die Tommy immer ein bisschen herabschaut, weil selbst er sie ein wenig albern findet.


    Bei ihren Fällen sind Taten und Personen beliebig austauschbar, nur wenige der Auflösungen konnten mich überraschen. Sie machen den Eindruck, als ob sie hastig heruntergeschrieben wären, ohne sich wirklich die Mühe zu nehmen, von dem bewähren Muster abzuweichen. Deshalb haben sie mich als Sammlung nur bedingt überzeugt.

    3ratten

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    Der Begriff Cairn hat verschiedene Bedeutungen. Der Cairn, der dem Buch den Titel gibt, bezeichnet Wegmarkierungen in den Bergen: Kleine Häufchen aus Steinen, die entlang einer Route aufgeschüttet werden, damit die Wanderer den Weg nicht verlieren.


    Ähnlich ist es mit den kleineren und größeren Texten in Kathleen Jamies Buch. Ich habe mir beim Lesen immer vorgestellt, dass Kathleen Jamie ihr eigenes Cairn hatte: ein Häufchen aus Notizen, aus denen sie die auswählte, die sie in ihrem Buch zusammengestellt hat. Auf den ersten Blick ist es eine zufällige Mischung, aber sie ergeben doch ein Ganzes: kleine Gedichte, Gedanken über die Zukunft und die Vergangenheit, Erinnerungen an ihre Eltern und die Wünsche, die sie für ihre Kinder hat.


    Sie zeigen den neuen Weg, den sie nach ihrem 60. Geburtstag einschlagen wollte: weg von dem, was sie bisher geschrieben hat und hin zu einer neuen Form. Sie hat die Worte und die niederländische Künstlerin Miek Zwamborn die Bilder dazu: zarte Skizzen in Schwarzweiß, die perfekt zu dem passen, was Kathleen Jamie geschrieben hat. Kein Buch, um hintereinander weg zu lesen. Eher eines, das man immer wieder zur Hand nimmt, um darin zu stöbern und immer wieder etwas zu finden, das berührt.

    5ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten