Beiträge von Kirsten

    Ich finde es interessant, wie hier die Meinungen auseinander gehen. Ich kann mich zwar noch erinnern, dass und wo ich das Buch gelesen habe, aber nur noch an wenig vom Inhalt. Ob es gut oder schlecht gefallen hat- nachzuwirken scheint es nicht.

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    Manon Jonker ist seit ihrer Kindheit fast blind. Dieser Umstand rettet ihr das Leben, als das Juweliergeschäft, das sie wegen einer Reparatur besucht, überfallen wird. Die Täter ermorden den Besitzer, aber nicht Manon. Sie halten sie für blind und deshalb nicht für eine Zeugin. Aber sie irren sich gleich zweimal, denn Manon ist eine gute Zeugin. Das Einzige, was sie nicht sagen kann, ist wie die Täter ausgesehen haben. Aber dafür erinnert sie sich an Dinge, auf die eine normal sehende Person vielleicht nicht geachtet hätte. Dass sie trotz ihrer Sehbehinderung eine so gute Zeugin ist, können die ermittelnden Beamten nicht verstehen. Sie fragen mehrmals, was oder wieviel sie noch sehen kann. Diese Neugier hat mich gestört, auch weil ich sie unrealistisch fand.


    Der Krimi hätte spannend sein können, aber für mich war er das nicht. Er war zu kurz, als dass die Handlung mehr als angerissen werden konnte. Stellenweise hat es auf mich so gewirkt, als ob dieses Buch nur ein Entwurf für eine spätere Ausgabe ist. Die Handlung ist logisch aufgebaut und ich habe keinen Fehler im Ablauf gefunden, aber für mich blieben zu viele Lücken im Puzzle.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

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    Für Christine war die fremde Frau mit dem Heiligenschein ein Engel. In Wirklichkeit war die Frau eine Nonne, die dem kleinen Mädchen Zuflucht im Kloster gab, nachdem man sie in den Straßen von Oradour gefunden hatte. Christine war noch jung genug, damit die Erinnerungen an ihre Familie nach und nach verblassten. So wuchs sie mit der Geschichte auf, die die Schwestern ihr im Kloster über ihre Herkunft erzählten. Aber je älter sie wurde, desto mehr Bruchstücke drangen aus den Tiefen ihrer Erinnerung an die Oberfläche. Aber es musste sich erst eine andere Tragödie ereignen, um die Erinnerungen an den Tag im Juli 1944 wieder zu wecken.


    Christines Geschichte hat einen wahren Hintergrund: das Massaker, das die Waffen-SS am 10. Juli 1944 in Oradour verübte. Über lange Strecken hat mich die Verbindung der Ereignisse von damals mit der Geschichte der jungen Frau in den 1960er Jahren überzeugen können. Gerade die Schilderung des Anschlags auf John F. Kennedy, das die Erinnerungen wieder zurückgebracht hat und die Gefühle, die an die Oberfläche gekommen sind, fand ich sehr gut dargestellt. Auch ihre Schilderung der Ereignisse vom 10. Juli fand ich sehr berührend.


    Aber der Roman hatte auch größere Abschnitte, die für mein Gefühl nicht so gut zur Geschichte des kleinen Mädchens aus Oradour gepasst haben. Das Leben der jungen Frau, zu der Christine geworden war, war stellenweise so banal, wie es das Leben eben ist: die eigene Wohnung, die erste Arbeitsstelle, die Arbeit in den USA... für mich war das kein passender Rahmen. Das lag vielleicht daran, dass dieser Teil der Geschichte nur oberflächlich geschildert wurde. Für mein Empfinden hätte es dem Roman gutgetan, wenn die Autorin hier ein bisschen mehr in die Tiefe gegangen wäre.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

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    Die Schriftstellerin Nancy Campbell bekam im Oktober 2019 einen Anruf, den niemand bekommen will: während sie einer Einladung in die Villa Concordia in Bamberg gefolgt war, erlitt ihre Lebensgefährtin einen Schlaganfall. Nancy brach ihren Aufenthalt ab und reiste nach Hause zurück, um ihrer Partnerin beizustehen.


    In Oxford musste sich Nancy aus vielen Gründen einer ungewissen Zukunft stellen. Anna und sie haben sich im Alltag verloren und eigentlich hatte sie vor, die Beziehung nach ihrem Aufenthalt in Deutschland zu beenden. Aber wie kann man jemand verlassen, die gerade einen solchen Schicksalsschlag erlitten hat? Auch die zunehmenden Gerüchte über ein Virus in China bringen Unruhe in ihr Leben und verstärken die Sorgen über die Zukunft nur noch. Dazu kommt noch das Schuldgefühl: der Schlaganfall war nicht der erste, den Anna erlitten hatte. Hätte Nancy etwas merken können, wenn sie in Oxford geblieben wäre?


    Es muss unendlich schwer gewesen sein, in dieser Situation zu sagen, dass die Beziehung beendet ist. Die beiden Frauen schaffen es irgendwie, trotzdem Freundinnen zu bleiben. Anna ist immer noch auf Nancys Hilfe angewiesen, deshalb bleibt es vorerst nur bei der emotionalen, nicht aber bei der räumlichen Trennung. Irgendwann wird aber deutlich, dass die beiden den nächsten Schritt gehen müssen und Nancy beschließt, auszuziehen. Aber wohin soll man gehen, wenn man wenig Geld und die Verpflichtung der ehemaligen Partnerin gegenüber hat?


    Nancy findet eine ungewöhnliche Lösung: einen alten Wohnwagen, den sie auf eine kleinen Streifen Land zwischen den Schienen und dem Oxford-Kanal stellt. Ein radikaler Neuanfang, denn auch wenn ihre alte Wohnung nicht groß war, ist der Wohnwagen doch noch viel kleiner und sie kann nur wenig Dinge mitnehmen. Anfangs glaubt Nancy, dass die Trennung von den vielen großen und kleinen Andenken, für die in ihrem neuen Domizil kein Platz ist, das Schwierigste ist. Aber als das geschafft ist, fangen die Schwierigkeiten erst an. Sie hat keine Ahnung vom Leben in einem Wohnwagen und ist anfangs fast täglich bei kleineren und größeren Problemen auf die Hilfe und die Erfahrung ihrer neuen Nachbarn auf den Hausbooten auf dem Kanal angewiesen. Hilfe bekommt sie auch von Sven, den sie im Krankenhaus kennengelernt hat. Aber bei ihm hatte ich manchmal das Gefühl, dass der Nancy als sein Projekt angesehen hat und sie manchmal auch in Entscheidungen hineingedrängt hat, die sie ohne ihn nie getroffen hätte. Als Covid in England zuschlägt, wird das Leben ungleich schwerer. Annas Therapie ist ausgesetzt, wodurch sie wieder auf mehr Hilfe von Nancy angewiesen ist. Gleichzeitig wird es durch den Lockdown aber auch schwerer für sie, diese Hilfe zu leisten.


    Vielleicht war es ein wenig blauäugig, mit so gut wie keiner Erfahrung in den Wohnwagen zu ziehen. Dadurch war sie immer auf Ratschläge und Hilfe von außen angewiesen und musste den anfangs Fremden fast schon blind vertrauen. Stellenweise hatte ich den Eindruck, dass Nancy mit ihrer Aufgabe überfordert war, gerade weil die Gesamtsituation so schwierig war. Ich an ihrer Stelle hätte wahrscheinlich aufgegeben, wenn ich mich überhaupt dieser Herausforderung gestellt hätte. Dass sie es geschafft hat, sich trotz aller Herausforderungen in ihrem Wohnwagen eine neue Heimat zu schaffen, finde ich bewundernswert. Allerdings zeigt sie auch deutlich, wie schwer ihr das gefallen ist. Gerade das macht ihre Geschichte für mich authentisch. Für mich war ihre Geschichte das Lesehighlight im Juni.

    5ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Dass das eigene Kind entführt wird, ist für die Eltern ein Albtraum. Hier wird dieser Albtraum dadurch noch schlimmer, dass sie Polizei keine Ahnung von Motiv und Täter zu haben scheint. Jede Spur, die sie verfolgen, endet im nichts. Flea ist die Einzige, die sich ansatzweise in den Täter hineinversetzen kann, aber sie traut ihrem Instinkt nicht mehr.


    Mo Hayder deutet hier viel von dem an, was in den vorherigen Teilen der Reihe passiert ist. Deshalb sollte man die Reihenfolge einhalten, wenn man sich nicht selbst spoilern will. Das, was passiert ist, macht das Verhältnis zwischen Caffery in Flea noch unbehaglicher, als es ohnehin schon ist. Das führt dazu, dass sie Spuren nicht nur alleine verfolgt, sondern auch niemand Bescheid sagt und sich so in Gefahr bringt.


    Cafferys Rolle und die seines Ermittlerteams ist blass. Der Täter ist ihnen immer mehr als einen Schritt voraus und führt sie fast schon an der Nase herum. Als ein weiteres Kind entführt wird, laufen die Ermittlungen wieder weit hinterher.


    Ich hatte früh eine Idee, wer der Täter ist, aber ich fand die Art spannend, wie er es geschafft hat, im Verborgenen zu bleiben. Sein Motiv fand ich dagegen ein bisschen blass. Nach den langen und zähen Ermittlungen haben sich die Ereignisse gegen Ende überschlagen, das hat nicht zu den Ereignissen davor gepasst.


    Rein vom Krimiteil konnte mich das Buch nicht überzeugen, die Handlung hat sich zu lange gezogen und ging dann zu schnell zuende. Aber die Beschreibung der Charaktere und die Dynamik zwischen ihnen hat diesen Mangel ausgeglichen.

    4ratten

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    Als eine Winzerin mit einer Drohne ihre Weinberge kontrolliert, sieht sie mehr als erwartet: für einen kurzen Moment fliegt die Drohne über eine Frau, die leblos auf dem Boden liegt. Als Capitaine Roger Blanc an der Stelle eintrifft, ist die Frau verschwunden. Aber die Aufnahmen zeigen deutlich, dass das sie nicht aus eigener Kraft tun konnte. Roger Blanc muss in einem Fall ermitteln, in dem es keine Leiche gibt. Es wird auch niemand vermisst. Wo soll er also ansetzen?

    .

    Aber auf dem Weingut Château Richelme liegt mehr im Argen als nur der Tod der Frau. Der Gutsherr liegt im Sterben, der Sohn ist enterbt und das Weingut soll verkauft werden. Dazu kommt, dass die Familie in den besten Kreisen verkehrt und der Fall deshalb mit Samthandschuhen angefasst werden muss.


    In den Krimis um Capitaine Roger Blanc geht es immer um mehr als nur den Fall, es geht auch um alle Beteiligten. Genau das mag ich an der Reihe. Der Autor lässt bei den Charakteren immer viel Persönliches einfließen. Dadurch kann ich die Motive besser verstehen, auch wenn ich sie nicht gutheißen kann. Hier war das Motiv für den ersten Mord fast banal, aber wie sich die Dinge entwickelt haben, war alles andere als das. Die Geschichte ist ungewöhnlich und das macht den Krimi für mich so interessant.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Mir hat der Roman sehr gut gefallen und er wird mir sicher noch länger im Gedächtnis bleiben.

    Wenn ich mir meine Rezension ansehe, hat er mir auch gefallen. Aber ich kann mich an nur ganz wenig erinnern. eigentlich zu wenig für ein Buch, das mich so beeindruckt hat. Schade eigentlich.

    Die Geschichte hat mich von der ersten Seite gefesselt. Ich kann mir auch vorstellen, sie ein zweites Mal zu lesen, weil es zwischen den Zeilen bestimmt noch viel zu entdecken gibt.

    Dieses Mal habe ich das Buch auf niederländisch gelesen. Das bedeutet, dass ich genauer hinschauen muss und dadurch mehr von dem entdecke, was zwischen den Zeilen steht. Gerade, was das Verhältnis zwischen Hendrik und seinem Vater angeht, ist mir einiges aufgefallen, was ich so beim ersten Lesen nicht gesehen habe.


    Allerdings fand ich auch, dass gerade die Teile der Geschichte, die den "neuen" Henk betreffen, stellenweise zu wenig in die Tiefe gegangen sind. Er schein nie wirklich über etwas nachzudenken. Das mag typisch für einen Teenager sein, hat aber nicht immer zu der intensiven Erzählweise im Rest des Buchs gepasst.

    4ratten

    Ein Krimi mit kaum einem sympathischen Charakter: das Opfer nutzt ihre Taubheit stellenweise wie eine Waffe und liebt es, den Vater und vor allem ihre Stiefmutter vor den Kopf zu stoßen. Der Vater lebt nur für seine Karriere und erwartet, dass alle in seiner Umgebung sich seinen Plänen unterordnen. Seine zweite Frau scheint er nur geheiratet zu haben, um das perfekte Bild aufrecht zu erhalten. Das weiß sie, aber auch ihre Gründe für die Ehe hatten wenig mit Liebe zu tun. Die Mutter der Toten ist in ihrer Trauer so unausstehlich, dass ich kaum Mitgefühl für sie aufbringen konnte. Und dann noch Helens Schwager, der eine antiquierte Vorstellung von Familie hat und nicht bereit ist, davon abzulassen. Diese Dynamik zwischen den Charakteren war spannender als die Ermittlungen selbst, denn die fand ich eher oberflächlich.


    Barbara hat mir wieder gut gefallen. Bei den späteren Fällen wird sie oft auf ihr Aussehen reduziert, aber hier lässt mich die Autorin an ihren Gedanken teilhaben. Das kommt später für meinen Geschmack zu kurz.


    An Täter und Motiv konnte ich mich erst spät erinnern. Auf der einen Seite fand ich den Grund für die Tat weit hergeholt, auf der anderen Seite passt es auch zum Gesamtbild.


    Was mir dieses Mal unangenehm aufgefallen ist, war wie Elena oft auf ihre Taubheit reduziert wurde. Das war oft das erste, was im Zusammenhang mit ihr erwähnt wurde. Auch, dass sie dadurch "behindert" genannt wurde. Auch wenn man das Alter des Krimis bedenkt, ist das eine herabsetzende Sichtweise und hätte schon damals anders gelöst werden können.

    4ratten

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    Ich habe mir mit der Rezension Zeit gelassen, weil ich direkt nach der Lektüre noch nicht wirklich sicher war, ob mir das Buch gefallen hat oder nicht. Ehrlich gesagt bin ich das immer noch nicht.


    Erika Fatland erzählt viel, was mir gefallen hat oder was ich interessant fand: die Reise durch die Nordostpassage, bei der sie auf den Spuren großer Entdecker, aber auch an riesigen Müllbergen entlang fuhr. Ihre Aufenthalt in Nordkorea, beidem es zu teilweise absurden Begebenheiten kam. Darüber wusste und weiß ich noch viel zu wenig, so dass mir dieser kleine Einblick gut gefallen hat.


    Vieles wiederholte sich auch. Gerade bei der Reise durch die -stan-Staaten hatte ich den Eindruck, als ob sich nur der Name des jeweiligen Landes änderte aber nicht das, was sie dort erlebte. Manchmal hat mich auch ihre Art gestört, Fragen zu stellen. Muss man als Touristin wirklich einen Soldaten fragen, ob und wie viele Menschen er getötet hat? Auf der anderen Seite hat die Autorin es immer wieder geschafft, bei Unterhaltungen über alltägliche Belange das Besondere von ihrem Gesprächspartner zu erfahren.


    Trotzdem ist mir Erika Fatland immer fern geblieben. Einblicke in ihre Gefühle und Gedanken hat sie mir nur selten gewährt. Für mich gehört das aber zu einem Reisebericht auch dazu. Ich habe bei der Lektüre ihrer Reise entlang der russischen Grenze viel über Land und Leute gelernt, interessant ist das Buch sicher. Es ist nicht so, dass es mir nicht gefallen hat, aber wirklich begeistern konnte es mich nicht.

    3ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Zitat

    A tale tells itself

    Dieser erste Satz hat mir gut gefallen, aber er war für mich leider auch das Beste am Buch. Es gab zwar immer wieder Stellen, die mich berührt oder Sätze, die mir gefallen haben. Aber insgesamt war die Geschichte für mich zu unstrukturiert. Ab zu und habe ich einen kleinen Handlungsstrang erwischt, der mir gefallen hat,aber der ist auch wieder im Sand versunken. Immerhin haben diese Stellen das Buch davor bewahrt, ein Flop zu werden, aber mehr auch nicht.

    1ratten

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    Sie war die erste Deutsche, die den Mount Everest über die Nordroute bestieg. Aber der Weg von Helga Hengge auf den höchsten Gipfel der Welt war ungewöhnlich. Geboren in Chicago, aufgewachsen in der Nähe von München machte sie nach dem Abitur zuerst als Moderedakteurin von sich reden. 1991 zog sie fürs Studium nach New York. Sie begann erst 1996 mit dem Freiklettern und auch mit dem Höhenbergsteigen. Ersten Gipfeln in Südamerika und Nepal folgte eine Expedition zum Basislager III des Cho Oyu. 1999 plante sie eine Expedition zum Basislager der Mount Everest, änderte aber kurz vor Beginn ihre Meinung. Nicht das Basislager sollte es sein, sondern der Gipfel.


    Ich bin auf Helga Hengge durch einen Podcast der Bergfreundinnen aufmerksam geworden. Daher kannte ich ihre Geschichte schon, sogar von ihr selbst erzählt. Im Buch wirkt sie, wie ich sie im Podcast erlebt hatte: sehr sympathisch, aber auch sehr fokussiert. Sie erzählt ihre Geschichte sehr leicht, aber auch ehrlich und spricht über kleinere und auch große Fehler.


    Bei der Lektüre ist mir aufgefallen, dass ich bis jetzt nur Berichte über den Mount Everest abseits des Tourismus gelesen habe. Deshalb war Helga Hengges Buch zuerst ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Vieles von dem, was im Basislager selbstverständlich war, kam mir wie unnötiger Luxus vor. Ich musste mich immer wieder daran erinnern, dass die Autorin eine andere Form von Expedition gewählt hat, als die, über die ich bis dahin gelesen hatte. Ihre Schilderungen der anderen Teilnehmer hat auch viele meiner Vorurteile gegenüber dem (Massen)Tourismus am Mount Everest bestätigt. Aber Helga Hengge hat den Menschen, die für die Annehmlichkeiten und Sicherheit der Touristen genauso viel Aufmerksamkeit geschenkt wie denen, die dafür bezahlt haben. Über Sherpas und auch Expeditionsleiter wird viel zu wenig geschrieben, hier habe ich sie als das kennengelernt, was sie sind: ein wichtiger Teil der Expedition.


    Je weiter es nach oben geht, desto anstrengender wird es. Nicht nur körperlich, sondern auch mental. Da sind zum einen die Selbstzweifel, dass sie sich vielleicht doch übernommen hat. Aber auch das, was auf dem Weg zum Gipfel auf sie wartet. Viele haben es nicht geschafft und die meisten von ihnen sind immer noch da, wo ihr Weg zum oder vom Gipfel geendet hat. Darunter sind auch bekannte Gesichter, die sie im Basislager kennengelernt hat, was ihr den Weg zum Gipfel fast unmöglich macht.


    Die Geschichte von Helga Hengge ist ungewöhnlich. Manchmal klingt die Art, wie sie erzählt, fast ein bisschen zu einfach. Aber ich bin sicher, dass es das nicht war. Die Schwierigkeiten, die ihr auf ihrem Weg untergekommen sind, waren dazu da, um überwunden zu werden und nicht, um sich lange damit aufzuhalten. Auch nicht dafür, darüber zu schreiben.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Ich kann verstehen, dass Mr. Rafiel anfangs genervt von Miss Marple ist. Das wäre ich wahrscheinlich auch, denn ich stimme seinem Urteil und auch dem Urteil seiner Sekretärin zu. Sie geht auf die Nerven, ist eine Klatschbase und viel zu neugierig. Das macht sie zu einer guten Spürnase, aber nicht unbedingt zu einer sympathischen Person. Dass mir das auffällt und ich es kritisiere, bedeutet aber nicht, dass es mich wirklich stört. Die Krimis von Agatha Christie stammen aus einer anderen Zeit, in der solche Eigenschaften zu den Protagonistinnen dazu gehörten. Ebenso wie andere Dinge, die ich in ihren Krimis in Ordnung finde, in neuen dagegen nicht.


    Was ich an Agatha Christie schätze: bei ihren Krimis fallen mir auch beim xten Lesen neue Dinge auf. Dieses Mal war es Jackson, den ich von seiner Umgebung unterschätzt finde und über den ich gerne mehr erfahren würde.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Meine zweite Meinung

    Eine Frau zieht in ein kleines Haus im walisischen Nirgendwo. Ihr Umzug aus der niederländischen Heimat wirkt wie eine Flucht. Sie lässt alles zurück, auch ihren Mann, dem sie von ihrem Umzug nichts erzählt hat. Ihr neues Leben ist einfach: das Haus, ein paar Gänse und weiter nichts, außer der kargen Landschaft. Sie folgt ihrem eigenen Rhythmus, schläft und isst wann ihr danach ist und nicht wann es die Uhr vorschreibt.


    Ähnlich wie die Frau, deren Namen ich erst spät erfahre, kommt auch die Geschichte mit wenig aus. Gerbrand Bakker beschränkt sich auf die wenigen Routinen und die Gedankenwelt der Protagonistin. Erst als sie langsam wieder beginnt, nicht nur für das Nötigste aus dem Haus zu gehen, sondern auch mit den Menschen die sie trifft zu interagieren, erfahre ich mehr über sie und die Erzählung bekommt mehr Facetten.


    Sie hat wenig Bekanntschaften: der Schäfer, der ihr Land nutzt und ihr sowohl unheimlich als auch unsympathisch ist, der Arzt, den sie wegen des Dachsbiss aufsucht und das Bäckerehepaar. Irgendwann kommt ein junger Wanderer vorbei und obwohl er weiterziehen will, bleibt er bei ihr.


    Wie schon beim ersten Mal hat mich Gerbrand Bakker direkt abgeholt und wie beim ersten Mal hat mir das Buch sehr gut gefallen.

    Die Art, wie er seine Protagonistin beschreibt, hat mich zu ihr hingezogen. Klar ist, dass sie nicht aus einer Laune heraus weggegangen ist. Aber die Gedanken daran verbietet sie sich lange, so dass ich vieles nur erahnen kann.

    5ratten

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    Kurz vor Weihnachten ereignet sich in einem Dorf im französischen Jura ein schreckliches Verbrechen: die Angestellte der kleinen Post wird mit 28 Messerstichen ermordet. Niemand hat etwas bemerkt, obwohl das Gebäude mitten im Ort liegt und sich die Tat kurz vor der Öffnung der Post ereignet hat. Die Menschen im Ort sind sich sicher, dass keiner von ihnen die Tat begangen haben kann. Ein Sündenbock ist deshalb schnell gefunden: der Schauspieler Gérald Thomassin, der erst seit Kurzem in dem Ort wohnt. Aber auch wenn er sich in den Augen der Einwohner mehr als verdächtig verhalten hat, finden sich keine Beweise für seine Schuld. Erst Jahre später wird ihm doch noch der Prozess gemacht.


    Die Journalistin Florence Aubenas hat über sechs Jahre lang recherchiert, um dem Verbrechen auf die Spur zu kommen. Sie beginnt ihre Geschichte am Ende: an dem Tag, an dem Thomassin nicht zum Prozess erscheint. Das ist für den Schauspieler ein typisches Verhalten, denn mehr als einmal wird er als unzuverlässig dargestellt. Sein erstes Erscheinen im Dorf zeigt noch einen anderen Mann. Thomassin hat gerade keine Arbeit und sucht sich das Dorf als Bleibe zwischen zwei Aufträgen heraus. Warum er ausgerechnet dorthin geht, wirkt auf mich wie aus einer Laune heraus. Im Ort gefällt er sich als skurriler Charakter, der es nicht nötig hat, Freunde zu finden oder sich an Regeln zu halten. Er spinnt Geschichten um seine Vergangenheit, jede davon noch unwahrscheinlicher als die vorangegangene. Die wenigen Menschen, mit denen er regelmäßig Umgang hat, gehören selbst zu den Außenseitern im Ort. Jeder dieser Punkte macht ihn nicht unbedingt zum Verdächtigen, aber dadurch, dass ihn niemand näher kannte, konnte sich auch niemand für ihn aussprechen.


    Das Leben im Dorf wirkt Anfangs beschaulich, aber je mehr Florence Aubenas erzählt, desto mehr gibt sie über die Bewohner preis. Die scheinbare Harmonie zeigt Risse und je mehr Zeit vergeht, desto ehrlicher wird über die Tote gesprochen. Nicht, dass sie als schlechter Mensch dargestellt wird. Aber die viele Begebenheiten, die aus ihrem Leben erzählt werden, geben auch kleine Hinweise auf mögliche Täter. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Zusammensetzen dieser Hinweise für die Autorin ein fast unmögliches Puzzle gewesen sein muss.


    Florence Aubenas ergreift keine Partei in ihrem Buch. Sie hält eine gewisse Distanz zu den Menschen und der Tat. Für mich war dieser Abstand stellenweise zu groß, ihre Erzählung wirkte stellenweise unpersönlich. Nicht wirklich langweilig, aber zu ruhig für das, was die Autorin erzählt.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

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    Untertitel: Adventures with the heretical Buddha


    Um es vorwegzunehmen: Andrew Greig kann bei mir nur wenig falsch machen, seit ich das erste Buch von ihm gelesen habe. Vieles von dem, was ich hier gelesen habe, erinnert mich auch daran. Aber auch und hauptsächlich an die Bücher, die er übers Bergsteigen geschrieben hat. Den trocknen und teilweise speziellen Humor von dort finde ich auch hier wieder. Einiges kam mir bekannt vor. Aber nicht wie eine langweilige Wiederholung, sondern wie ein erneutes Treffen mit einem alten Freund. Denn das Gedicht ist schon einige Jahre alt und vieles ist seitdem im Leben Andrew Greigs passiert.


    Wenn ich nach einiger Zeit ältere Werke von AutorInnen (wieder) lese, passen sie oft nicht mehr zu den aktuellen Werken, weil sich der Stil im Lauf der Zeit zu sehr verändert hat. Das ist mir hier nicht passiert. Natürlich schreibt Andrew Greig jetzt anders als vor über dreißig Jahren, aber es ist mehr wie bei einem guten Whisky: da schmeckt der 12 Jahre alte auch anders als der 30-jährige, aber in jedem kann ich man anderen erkennen.


    Normalerweise notiere ich mir bei Gedichten oder Sammlungen den einen oder anderen Vers, der mir besonders gut gefallen hat. Das habe ich hier tatsächlich nicht gemacht, weil die Zeilen aus dem Zusammenhang heraus genommen nicht so wirken würden wie das gesamte Stück. Aber schon das "Vorwort" hat mir gezeigt, auf was ich mich freuen kann.


    Zitat

    Yes we'll catch

    that wisdom train

    but why arrive

    so early at the station?


    5ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten



    Deborah und Simon St. James fahren in ein kleines Dorf in Lancashire und landen am Ort eines Verbrechens. Ausgerechnet der Pfarrer des Orts, der Mann, den Deborah besuchen wollte, wurde vergiftet. Anfangs sah es wie eine tragische Verwechslung aus, aber Simon kennt sich zu gut mit Pflanzen aus, um wirklich daran zu glauben und übergibt die Ermittlungen an Thomas Lynley.


    Es ist typisch für die frühen Krimis von Elizabeth George, dass Außenstehende quasi über das Verbrechen stolpern und erst später die Polizei hinzugezogen wird. Das Stilmittel wird glücklicherweise heute nicht mehr verwendet, aber ich habe mich bei der Autorin mittlerweile daran gewöhnt.


    Die Tat passiert am Anfang der Geschichte, wird aber lange nicht verfolgt. Elizabeth George nimmt sich Zeit, die Charaktere zu beschreiben. Gerade beiden Bewohnern des kleinen Orts trägt sie manchmal ein bisschen zu stark auf und überzeichnet die Figuren, aber man darf sich davon nicht täuschen lassen. Die Beschreibungen sind auf den Punkt und verraten mehr über die Personen und die Dynamik zwischen ihnen, als man auf den ersten Blick vermuten mag.


    Bei dem Tod des Pfarrers ging es für mich nicht so sehr darum was passiert ist, sondern warum. Es gibt zahlreiche Verdächtige mit unterschiedlichen Motiven und die Autorin hat mich auch dieses Mal wieder lange im Dunkeln tappen lassen. Ich habe diesen Teil nicht zum ersten Mal gelesen und habe deshalb die Hinweise direkt deuten können, habe mich aber trotzdem zu keinem Zeitpunkt gelangweilt.


    Das einzige, was mir nicht gefallen hat, ist tatsächlich Thomas Lynley. Ich finde sein Verhalten manchmal ein bisschen übergriffig. Er glaubt zu wissen, was für andere gut ist und macht es dann auch. Dabei überlegt er nicht, was das für die andere Person bedeutet. Gerade bei Barbara Havers schießt er immer wieder übers Ziel hinaus und überfordert sie mit seinen guten Absichten. Barbara hat mir dagegen sehr gut gefallen, wie auch Helen. Sie ist das, was wahrscheinlich jeder außer einem Briten für die typische britische Societylady halten würde, aber auch sie ist weit mehr als die oberflächliche Dame mit den hochhackigen Hausslippern mit Pompons.


    Ich mag an der Reihe, dass ich die einzelnen Teile immer wieder lesen und dabei jedes Mal etwas Neues entdecken kann.

    4ratten

    Lars ist ein sehr gewöhnungsbedürftiger Zeitgenosse. Er ist nicht nur von der aktuellen Situation, sondern vom Leben im Allgemeinen überfordert. Das wäre an sich nicht so schlimm, aber er fühlt sich in der Rolle des Intellektuellen mit zwei linken Händen so wohl, dass er sie förmlich zelebriert. Wie das für seine Familie sein muss, kann ich aus den Gesprächen mit Kindern und Ehefrau, an die er sich erinnert, ungefähr vorstellen und bin zu dem Schluss gekommen, dass es für sie nicht einfach sein kann.


    Dass diese Woche zum Jahresende für ihn der Horror sein muss, kann ich gut nachvollziehen. Das ganze Jahr über hat er sich durchmogeln können, aber jetzt muss er Farbe bekennen und kann die Dinge nicht mehr aufschieben und ich gönne ihm jede Sekunde davon. Dass er sich konzentrieren und seine geplanten Aufgaben erfüllen kann, zeigt er immer wieder. Allerdings hat er auch die Aufmerksamkeitsspanne einer Eintagsfliege und lässt sich immer wieder und immer wieder gerne ablenken. Das mag bei kleinen Kindern niedlich sein, bei einem erwachsenden Mann gerade vom Typ Lars fand ich es aber anstrengend. Zu anstrengend, als dass die kleinen Highlights wie die Suche nach dem Rezept für den perfekten Kartoffelsalat oder die Begeisterung über die Bauanleitung für das Bett seiner Tochter das wettmachen konnten.

    2ratten

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    Von dem Moment an, als Walter das erste Mal auf dem Gipfel eines Bergs stand, war ihm klar: das war es, zu dem er bestimmt war. Gemeinsam mit seinem Freund Lenny bestieg er die Gipfel in den Alpen und im Himalaya. Jetzt will er wieder auf einen Gipfel, noch einmal auf 8188 Meter. Nicht als Expeditionsleiter, sondern als Teil einer Gruppe. Es fällt ihm schwer, sich unterzuordnen. Aber für ihn ist es die einzige Möglichkeit, diesen Gipfel noch einmal zu besteigen.


    Walter war für mich lange kein angenehmer Erzähler. Wie er erzählt, klingt sehr nüchtern. Stellenweise wirkt er sogar verbittert und so, wie er über die Berge erzählt, frage ich mich manchmal, ob er sie wirklich noch liebt oder ob sie nur noch das Mittel sind, mit denen er sich seinen Lebensunterhalt verdient. Ich habe mich gefragt, was passiert ist, das ihn so hat werden lassen.


    Auf dem Weg zum Gipfel erinnert sich Walter an die Geschichte seines Lebens. Wie er Lenny kennengelernt hat, der ihm das Klettern beigebracht hat: immer ein bisschen zu leichtsinnig, zu unbekümmert und unglaublich gut, in allem, was er tat. Vielleicht auch einen Tick zu arrogant, um wirklich sympathisch zu sein, aber Walter und er waren ein eingespieltes Team. Manchmal habe ich mich gefragt, warum sich Walter ihm gegenüber immer zurückgenommen hat, aber vielleicht hat gerade seine Zurückhaltung die Seilschaft zusammengehalten.


    Lenny ist nicht bei ihm auf dem letzten Gipfel und ich habe lange nicht gewusst, was mit ihm passiert ist. In seiner Gruppe ist Monk, ein junger Mann, der ähnlich wie Walter seinen eigenen Weg auf den Gipfel gehen will. Mit seiner unbekümmerten Art wirkt er auf den ersten Blick wie Lenny, aber auch ganz anders. Walter will seine Begleitung anfangs nicht, aber der junge Mann schafft es trotzdem, dass sich Walter Gedanken um ihn macht und ihn als Begleitung für den Gipfel akzeptiert, wenn auch widerwillig. Je mehr sich Walter Gedanken um Monk macht, desto mehr lässt er auch die Erinnerungen an Lenny zu und ich erfahre den Grund, warum die beiden sich aus den Augen verloren haben. Und ich erfahre auch noch mehr über Walter und warum ihm dieser Gipfel so wichtig ist.


    Walter war für mich kein einfacher Protagonist. Seine Verbitterung hat es mir nicht einfach gemacht, Zugang zu ihm zu finden. Aber je näher er seinem Gipfel gekommen ist, desto besser konnte ich mit ihm fühlen und habe auch verstanden, warum dieser Gipfel so wichtig für ihn ist. Diese Erkenntnis hat mich vieles, was ich gelesen habe, nochmal in einem anderen Licht sehen lassen und das hat die Geschichte für mich zu etwas Besonderem gemacht.

    5ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten