Beiträge von Kirsten

    Gina beginnt ihre Erzählung mit einem großen Vorsatz. Sie will über Johanna van Gogh-Bonger schreiben, der in der Geschichte von Vincent und Theo van Gogh nur eine Nebenrolle zugewiesen wurde, obwohl wir ohne sie die Bilder van Goghs wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen hätten.


    Ich kenne auch nur die Geschichte der beiden Brüder und habe mich deshalb gefreut, mehr über die Frau im Hintergrund zu erfahren. Anfangs wurde ich nicht enttäuscht, denn Johannas Geschichte bis sie Theo kennenlernte und mit ihm zusammenkam, war schön erzählt. Ich habe nicht nur über sie erfahren, sondern auch über die Dynamik zwischen den Brüdern und habe Vincent van Gogh mit durch die Augen von Menschen gesehen, die ihm nahestanden und die ehrlich über ihn und auch seine unangenehmen Eigenschaften berichtet haben.


    Aber nach einer gewissen Zeit konnte mir die Autorin nicht viel Neues mehr erzählen. Die Charaktere folgten den immer gleichen Verhaltensmustern und auch nach dem Tod der Brüder schien mir Johanne immer noch mit ihnen verknüpft zu sein, so dass sie in ihrem späteren Leben nie wirklich frei war.


    Auch Ginas Geschichte verläuft in den gleichen Mustern. Eine echte Verbindung zwischen ihr und Johanna, wie es der Klappentext versprochen hat, konnte ich nicht erkennen. Diesen Handlungsstrang habe ich vermisst. Die Geschichte hat viele interessante Ansätze, aber die Autorin hat sie für mich nicht weit genug ausgeführt.

    3ratten

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    Als Diana Nyad am 2. September 2013 nach über 53 Stunden im Wasser die Küste von Key West erreichte, war sie der erste Mensch, der von Havanna nach Florida geschwommen war, ohne von einem Haikäfig geschützt zu sein. Hinter ihr lagen 4 gescheiterte Versuche, die nicht nur sie, sondern auch ihr Team mehr als einmal an ihre Grenzen gebracht haben.


    Dianas Geschichte unterscheidet sich von den meisten Geschichten anderer LangstreckenschwimmerInnen, die ich bis jetzt gelesen habe. Sie hat eine lange Zeit außerhalb des Wassers verbracht, in der das Schwimmen nicht wichtig für sie war. Nachdem sie jahrelang als die erfolgreichste Langstreckenschwimmerin galt und einen Rekord nach dem anderen holte, war ihr das irgendwann genug. Ich habe beim Lesen den Eindruck gewonnen, dass bei ihr auch der Spaß im Vordergrund stand und nicht nur die Jagd nach dem nächsten Erfolg und konnte deshalb ihre Entscheidung nachvollziehen. Aber trotz der langen Pause hat sie ihren großen Traum, von Kuba nach Florida zu schwimmen, nie aufgegeben.


    Auf den ersten Blick klingt Dianas Geschichte wie die von vielen erfolgreichen SportlerInnen. Ihr Talent wurde schon früh erkannt und gefördert. Eine lange Krankheit schien diesem Traum ein Ende zu machen, denn nach ihrer Genesung konnte sie nicht wieder an ihre alte Form anknüpfen, sie war nicht mehr schnell genug. Damals entdeckte sie das Langstreckenschwimmen für sich, in dem hauptsächlich ums Durchhaltevermögen und nicht um Geschwindigkeit ging.


    Diana spricht in ihrem Buch offen über den Missbrauch, den sie durch ihren Trainer erlebt hatte. Sie erzählt von ihrer Hilflosigkeit und darüber, was die Tat mir ihr macht, aber auch davon, dass sie sich früh entschloss, sich nicht dadurch definieren zu lassen. Ihre Wut über das Geschehene wandelte sie in die Energie, die sie für ihren Sport brauchte. Allerdings erzählt sie auch davon, dass sie weder ein Einzelfall war noch dass die Schuldigen öffentlich angezeigt wurden.


    2010 begann Diana mit dem Training für die Strecke zwischen Havanna und Florida. Schon dafür musste sie lange Etappen schwimmen und ihr Leben und das ihres Teams komplett auf den Kopf stellen. Es waren über 20 Personen an jedem Versuch beteiligt. Mir hat gefallen, dass sie den Erfolg nicht als ihren alleinigen ansieht, sondern als den ihres Teams, auch wenn sie diejenige ist, die dafür den Ruhm bekommt. Auch wenn sie sich immer sicher war, dass sie die Strecke irgendwann schaffen würde, hat jeder Misserfolg unendlich viel Kraft gekostet und gerade nach dem vierten Versuch ist das Team fast auseinandergebrochen. Dass es den 5. Versuch gegeben hat, schien teilweise fast unmöglich.


    Dianas Geschichte ist hauptsächlich die Geschichte eines unglaublichen Teams, das betont sie immer wieder. Sie hat für jeden Teil ihrer Reise speziellen Menschen und sie wird nicht müde, sie immer wieder wieder zu erwähnen. Das unterscheidet sie von anderen Erzählungen zu diesem Thema, in denen die Teams oft nur wie Statisten wirkten.

    4ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

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    Als Matthew Perry im Oktober 2023 starb, hat sein Tod die Menschen zwar erschüttert, aber auch nicht überrascht. Sein Kampf gegen die Medikamenten- und Alkoholsucht war schon vor der Veröffentlichung seiner Autobiografie ein offenes Geheimnis in Hollywood, aber wie schlimm es wirklich um ihn stand, blieb im Verborgenen.


    Ich kannte Matthew Perry hauptsächlich in seiner Rolle als Chandler Bing, deshalb hat mich überrascht, dass es auch ein künstlerisches Leben davor gab. Ein Leben, das schon früh durch Alkohol und Drogen geprägt war. Er erzählt davon, wie ihm die Sucht in die Wiege gelegt wurde, weil er schon als kleines Kind Beruhigungsmittel verschrieben bekommen hatte. Es gab nur wenige Jahre, in denen er wirklich frei von Drogen war. Schon als Jugendlicher war der Konsum meist übermäßig, aber noch nicht regelmäßig. Aber je bekannter Matthew Perry wurde, desto größer wurde der Druck und der einzige Weg für ihn, damit umzugehen, waren Drogen.


    Abseits von der Leinwand bestimmten die sein Leben. Auf mich hat es so gewirkt, dass es für Matthew Perry nichts anderes gab als Arbeit, Drogen und der Kampf dagegen. Er erzählt, wie schwer es ist, wirklich clean zu werden und auch zu bleiben. Nicht nur, weil die Versuchung allgegenwärtig ist, sondern auch, weil die Grenzen verschwimmen. Wenn man jahrelang von schweren Medikamenten abhängig ist, mag das eine Glas Champagner nicht so schlimm wirken. Aber es ist auch der erste Schritt zurück in die Abhängigkeit.


    Matthew Perry hat mich hinter die Kulissen blicken lassen und was ich gesehen habe, war ... nichts. Zumindest für ihn hat es außer den Freundschaften, die er bei Friends geschlossen hat, nur wenig was über oberflächliche Beziehungen hinausging. Auf mich hat er den Eindruck eines zutiefst einsamen Menschen gemacht. Vieles aus seiner Gegenwart erklärt er mit seiner Vergangenheit: mit dem Zerbrechen seiner Familie, dem ständigen Wechsel zwischen Hollywood und Kanada und den neuen Familien seiner Eltern, in denen für ihn kein rechter Platz zu sein schien. Trotzdem: er ist nicht der einzige, dem so etwas widerfahren ist und nicht alle haben so ein Leben geführt wie er. Es muss noch mehr gegeben haben, was ihn dazu gebracht hat, aber darüber redet er nicht. Deshalb wirkt seine Erzählung auf mich oft oberflächlich. Trotzdem ist seine Geschichte unendlich traurig. Wenn man sich die Serie ansieht, kann man die verschiedenen Stadien seiner Krankheit sehen. Es ist leicht zu sagen, dass man ihm hätte helfen müssen. Aber man kann nur jemand helfen, der das auch will und das wollte er lange nicht.


    Ich habe beim Lesen Chandlers Stimme im Kopf gehabt und mich die ganze Zeit gefragt, wieviel von Matthew in Chandler steckte, aber auch umgekehrt. Die Antwort habe ich in seinem Buch nicht gefunden.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

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    Als Kate Burkholder zu einem Mord in einem Motel gerufen wird, ahnt sie nicht, dass der Fall für sie eine Reise in die eigene Vergangenheit wird. Sie kennt nicht nur die Tote, sondern hat auch einiges mit ihr gemeinsam. Rachael Schwartz hat vor Jahren die amische Gemeinschaft verlassen, aber anders als Kate war sie danach nicht mehr willkommen. Sie hat über ihre Zeit dort offen gesprochen, mit dem Finger auf Menschen gezeigt und sich Feinde gemacht.


    Dass Rachael nur immer nur heimlich zurückkommt, zeigt wie zerrüttet das Verhältnis zwischen ihr und der amischen Gemeinde ist. Ihre Eltern haben schon lange den Kontakt zu ihr abgebrochen und von früher ist ihr nur eine Freundin geblieben. Sie ist auch die Einzige, die etwas Gutes über die Tote berichten kann, die Aussagen aller anderen werfen kein Gutes Bild auf Rachaels Charakter.


    Rachael Schwartz scheint auf den ersten Blick keine angenehme Person gewesen zu sein und auch die Aussagen ihrer besten Freundin oder Kates Erinnerungen tragen nur wenig dazu bei, dass sie auf mich sympathischer wirkt. Die Handlung spielt sich in verschiedenen Zeitebenen ab: bei den Ermittlungen in der Gegenwart und in den Erinnerungen der Freundinnen in der Vergangenheit. Normalerweise helfen mir Rückblenden oft, Charaktere besser zu verstehen, aber auch hier habe ich Rachael als leichtsinnig und aufsässig erlebt. Auch wenn sie das Opfer ist, lerne ich sie kaum kennen. Auch die anderen Charaktere bleiben im Hintergrund, nur Kate tritt daraus hervor.


    Durch die Hinweise in den Rückblenden hatte ich schon früh eine Idee, was sich abgespielt haben muss, um aus Rachaels Abneigung gegen die amischen Regeln den Hass zu machen, den sie verbreitet. Ein Teil der Spannung war deshalb schon früh weg. Die Ermittlungen folgen dem aus anderen Teilen schon bekannten Muster, bei dem die Gefahr für Kate immer größer wird, je näher sie der Lösung kommt. Was sich in den anderen Teilen der Reihe bewährt hat, hat hier für mich nicht funktioniert, auch wenn es eine Entwicklung am Ende gab, mit der ich so nicht gerechnet hatte.

    3ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Dieser Krimi hat lange gebraucht, bis er mich packen konnte. Es ist für mich kein typischer Krimi, sondern eine Reise in die Vergangenheit von Täter und Ermittler. Durch ihre Rückblenden wird nicht nur erzählt, warum sich die Tat ereignet hat. Der Autor beschreibt auch die Verbindungen von damals zwischen Opfer, Täter und Ermittler. Ich wusste zwar, was später aus den Freunden werden würde, aber ich habe trotzdem wider besseren Wissens gehofft, dass sich die Dinge anders entwickeln würden.


    In der Gegenwart hat der Autor den Fokus zwar auf Jari und seinen ehemals besten Freund gelegt, aber er hat auch nach und nach die anderen Charaktere immer deutlicher gezeichnet. Je mehr ich über sie erfahren habe, desto besser hat mir auch der Krimi gefallen. Ich hoffe, dass sich dieser Trend in den weiteren Teilen der Reihe fortsetzt.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Für ein paar Tage wird der kleine Ort Sulden an der Nordwand des Ortler zum Nabel der (Kletter)Welt: eine italienische und eine iranische Eiskletterin treten gegeneinander auf der Jagd nach einem neuen Rekord an. Im Tal dagegen beginnt eine andere Jagd, denn Matthias Lechthaler, Chef der Bergrettung, wurde mit ermordet. Auch bei dem Rennen an der Wand geschieht ein Unglück, eine der beiden Kletterinnen verschwindet beim Abstieg und von ihr wird nicht mehr gefunden als ein Eispickel auf dem Gletscher.


    Dieses Mal ist Commissario Grauner nicht mit dem Herzen bei den Ermittlungen. Zu lange hat er Verbrecher gejagt, während er sich doch am wohlsten auf seinem Hof bei seinen Kühen fühlt. Er denkt schon seit längerem darüber nach, in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen und seit seine Tochter mit ihrem Freund Pläne für den Hof machen, werden auch Grauners Pläne für den Ruhestand immer konkreter. Für seinen jungen Kollegen Saltapepe ist der neue Fall eine Möglichkeit, sich zu beweisen.


    Saltapepe gefällt mir bei diesem Fall seht gut. Aus dem arroganten jungen Mann, der überall, nur nicht in den Bergen sein wollte, ist ein vollwertiges Mitglied des Teams geworden. Er ist angekommen und hat die Berge lieben und respektieren gelernt. Trotzdem kommt er ihnen jetzt ein bisschen näher, als ihm vielleicht lieb ist, aber damit verdient er sich auch den Respekt der Bergretter, die er auf der Suche nach der Verschwundenen begleitet.


    Die fiktive Geschichte der iranischen Kletterin hat ein reales Vorbild, deshalb hatte ich recht früh eine Ahnung, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln würde. Trotzdem blieb der Krimi bis zum Schluss spannend, denn in der Reihe geht es nie nur um das Verbrechen. Die Reihe um Commissario Grauner lebt auch durch ihre Charaktere. Dieses Mal fand ich die inneren Konflikte von Grauner, wie es mit ihm weitergehen wird und von Saltapepe, der sich nicht nur bei den Ermittlungen, sondern auch am Berg beweisen will, genauso spannend wie die Ermittlungen selbst.


    Ein solider Krimi, der nicht nur durch das Verbrechen, sondern auch die Charaktere überzeugt.

    4ratten

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    Evie Cormac war Angel Face: das Mädchen, das wochenlang neben ihrem toten Entführer ausgehalten hat, bevor man sie fand. Danach begann eine Odyssee durch Heime und Pflegefamilien, aber nirgends hielt sie es lange aus. Nur bei Cyrus Haven fand sie so etwas wie ein Zuhause, aber auch das war nur von kurzer Dauer. Jetzt ist sie wieder in dem Heim, in das sie nicht mehr zurück wollte und wartet auf ihren 18. Geburtstag. Dann kann sie das Heim verlassen, aber frei wird sie nicht sein. Denn die Männer, vor denen sie sich damals in dem Haus versteckte, suchen sie noch immer.


    Dieser Teil der Reihe dreht sich hauptsächlich um Evie und ihre Vergangenheit. Die Ereignisse von damals haben sich anders abgespielt, als in den Medien dargestellt. Was genau passiert ist, wird Stück für Stück durch Evies Erinnerungen enthüllt. Dabei will sie nicht darüber reden, aber Cyrus lässt nicht locker. Er sieht Ungereimtheiten in den damaligen Ermittlungen und will die Wahrheit erfahren. Dabei erkennt er nicht, dass jede neue Spur auch die Schuldigen von damals ein Stück näher bringt.


    Für Evie ist Cyrus der Einzige, der sie versteht. Er sieht in ihr nicht das Opfer von damals, sondern eine junge Frau die versucht, ihr Leben zurück zu bekommen. Er will ihr dabei helfen und glaubt, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten, ist der Weg dorthin. Er macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und merkt schnell, dass Evie Geheimnisse vor ihm hat. Ihre Bitte aufzuhören, versteht er so dass sie nicht an die Ereignisse erinnert werden will. Aber Evie hat einen anderen Grund: sie weiß, dass sich unter den Tätern von damals Menschen befinden, die durch Cyrus' Suche wieder auf sie aufmerksam werden.


    Evie wurde damals von einem Netzwerk entführt, dessen Kunden aus allen Gesellschaftsschichten kamen. Dass sie nicht das einzige Opfer war, kommt erst im Lauf der Geschichte heraus. Michael Robotham erzählt ihre Geschichte, so wie sie sie als Kind erlebt hat. Die Taten durch die Augen eines Kindes zu sehen, nehmen ihnen zwar nicht den Schrecken, aber sie legen den Fokus nicht auf die Verbrechen, sondern auf die Opfer.


    Mir gefällt, dass hier die Charaktere mehr im Vordergrund stehen als die Verbrechen. Durch den Blick in Evies Vergangenheit habe ich sie ein bisschen besser kennengelernt. Leider habe ich den dritten Teil vor den ersten beiden gelesen und weiß so, wie es mit ihr weitergeht. Aber ich hoffe, dass nach dem dritten Teil noch nicht Schluss ist und ich erfahren werde, wie es mit Evie weitergeht,

    4ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

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    Scott war immer der gute Bruder. Im Gegensatz zu seinem großen Bruder Jack machte er sein Talent zu seinem Beruf und führte eine glückliche Ehe und ein zufriedenes Leben. Warum ist er dann nachts betrunken auf die Straße getreten, direkt vor ein Auto? Jack Laidlaw weiß, dass der Tod seines Bruders Selbstmord war. Trotzdem untersucht er ihn genau so gründlich, als ob ein Verbrechen vorliegen würde. Er weiß schon, was passiert ist, aber er weiß noch nicht, warum.


    Wie sehr er über Scott trauert, überrascht Laidlaw fast noch mehr als sein Tod selbst. Seine Gedanken drehen sich um die letzten Stunden und Tage. Hätte er etwas sehen können? Auf seiner Reise in Scotts Vergangenheit fragt er Freunde, Bekannte und Kollegen und muss erkennen, dass er den Mann, den Scott in den letzten Monaten seines Lebens war, nicht mehr kannte. Er hatte ihn als einen Mann, der mit jedem in seiner Umgebung zurechtkam, aber jetzt wird er als launisch beschrieben. Seine Ehe, von der er ein glückliches Bild hatte, ist gescheitert.


    Von gemeinsamen Freunden bekommt er erzählt, dass Scott in den letzten Wochen seines Lebens unglücklich wirkte und einer erzählt von einem Mann in einem dunklen Mantel. Aber der ist unauffindbar. Es wird immer klarer, dass der Grund für den Selbstmord in der Vergangenheit liegt. Irgendwann muss er erkennen, dass der Grund für Jacks Selbstmord sein Bild von seinem Bruder grundlegend ändern wird. Trotzdem ermittelt er weiter, denn seine Gefühle werden sich nie ändern.


    Auch wenn sich die Ermittlungen um den toten Bruder drehen, lerne ich auch den lebendigen viel besser kennen. Das hat mir in den vorangegangenen Teilen der Reihe gefehlt und macht das Bild von ihm endlich rund.

    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Jennette McCurdy zeigt, wie sehr sich schöner Schein und Realität oft unterscheiden. Wenn man sich ihre Bilder von der Zeit, aus der sie erzählt, ansieht, kann man sich kaum vorstellen, was damals hinter den Kulissen passiert ist. Obwohl ich beim genauen Hinschauen fand, dass ihr Lächeln manchmal künstlich wirkte, gerade wenn es ein Bild war, auf dem sie gemeinsam mit ihrer Mutter zu sehen ist. Aber das kann genauso gut daran liegen, dass ihr diese Auftritte auf dem roten Teppich nicht gefallen haben.


    Das Leben im Elternhaus muss schrecklich gewesen sein: kein Platz, überall Krempel und die Mutter, die die Atmosphäre im Haus bestimmte. Die ihre Krankheit benutzte, um ihre Familie zu manipulieren, aber auch um sich interessant zu machen. Mütter, die ihre Kinder dazu drängen, ihre nicht erfüllten Träume zu leben, gibt es viele. Bei Jennette waren es nicht nur die Träume, sondern viel mehr. Ihr ganzes Leben drehte sich um ihre Mutter, der sie verzweifelt versuchte, zu gefallen und der sie nie genug war.


    Beim Lesen ist mir aufgefallen, dass sich niemand gegen die Mutter zur Wehr gesetzt hat, dabei war ihr Verhalten mehr als extrem. War es die Erleichterung, dass es nur Jennette getroffen hatte und die anderen Familienmitglieder in einem relativen Frieden gelassen wurden? Ich kann nicht verstehen, dass niemand eingegriffen hat. Sicher ist es nicht leicht, weil sich so eine Dynamik langsam aufbaut und man sie erst erkennt, wenn es eigentlich zu spät ist. Trotzdem gab es immer wieder Momente, in denen der Vater ihr ein kleines bisschen Freiraum verschafft hat. Aber mehr als diese kleine Geste gab es nicht.


    Jennettes Geschichte macht betroffen, besonders weil sie wahrscheinlich nur eine von Vielen ist. Aber sie ist eine von Wenigen, die darüber sprechen.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Alice zähe Stellen gibt es in seinem Büchern immer wieder. Ich glaube, da musst wahrscheinlich du einfach durch.


    Ich habe den Eindruck, als ob der echte Roger Deakin in seinen Büchern nicht immer zur Geltung kommt. Er kann mir seine Liebe zu dem, was er tut, nicht immer vermitteln.

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    Sie haben Warzen auf der Nase und locken kleine Kinder in ihr Pfefferkuchenhaus. Sie fliegen auf Besen durch die Nacht und tanzen auf dem Bocksberg. Meistens sind es alte, hässliche Frauen. So und ist das Bild der Hexen in den Märchen. Marion Gibson zeichnet ein anderes Bild von Hexen und erzählt in dreizehn Prozessen über und von einem Aberglauben, der vom Mittelalter bis in unsere Zeit andauert.

    Unerklärliche Ereignisse gab es schon lange, bevor man ihnen den Namen Magie gab. Aber erst das Studium der Dämonologie im 14. Jahrhundert machte daraus etwas Böses, weil es in den Augen der Kirche nicht christlich war. So war es nur eine Frage der Zeit, bis aus dem Unmut über weise Frauen die Jagd auf Hexen wurde.


    Wer sich mit dem Thema schon beschäftigt hat, dem kann die Autorin nur wenig Neues erzählen. Für mich war das Buch eine Ergänzung zu dem, was ich bereits wusste. Ich fand das Kapitel über die Innsbruckerin Helene Scheuberin und ihre Mitangeklagten interessant, denn sie schaffte es, mit Hilfe eines Anwalts, aber auch auf eigener Kraft, nicht nur die Anschuldigungen gegen sich, sondern auch gegen alle zu entkräften. Auch die Erklärung, warum James I von Schottland so ein unerbittlicher Verfolger von Hexen war, nämlich weil er nur von starken Frauen umgeben war, die ihn natürlich verhext und damit manipuliert haben, fand ich interessant.


    Es hat wenig dazu gehört, um als Hexe diffamiert zu werden: oft hat die Bemerkung eines Neiders gereicht. Verhaftet zu werden war meist gleichbedeutend mit schuldig zu sein, denn die Befragungen wurden so durchgeführt, dass man die gewünschte Antwort erhielt, sondern meistens auch noch mehr Hexen anklagen konnte.

    Auch heute gibt es noch Hexenprozesse, wenn auch im übertragenen Sinn. Der Begriff wird gerne verwendet, wenn man sich zu Unrecht angeklagt sieht. Die Worte Hexe und Verhexen werden meistes als Schimpfworte verwendet, wahrscheinlich ohne dass man sich darüber Gedanken macht, woher der Begriff kommt. Diesen Gedanken fand ich spannend.


    Insgesamt konnte mir die Autorin nicht viel Neues erzählen, allerdings hat sie die bereits bekannten Fakten interessant dargestellt und mit neuen Informationen kombiniert, so dass ich mich nicht gelangweilt habe. Und für jemand, der sich noch nicht viel mit dem Thema beschäftigt hat, ist es ein guter Einstieg.

    3ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Ich kannte schon die Reihe um Joe O'Loughlin und weiß, dass Michael Robotham für gute Krimis steht. Dass in dieser Reihe wieder ein Psychologe im Fokus steht, hat mich überrascht, denn ich hatte von einer neuen Reihe erwartet, dass der Proganonist einer neuen Reihe einen anderen Beruf hat.


    Cyrus Haven hatte am Anfang tatsächlich auch einige bekannte Charakterzüge: er sieht die Polizei als reine Handwerker, die nicht mehr können als den Täter zu suchen. Manchmal wirkt er ein bisschen arrogant. Michael Robotham hat eine Vorliebe für Charaktere mit traumatischen Erlebnissen in der Vergangenheit. Dieses Mal ist es die Familie, die vom eigenen Bruder getötet wurde. Aber Cyrus lässt sich von seiner Vergangenheit nicht definieren, sondern hat sie als einen, wenn auch dunklen Teil von sich angenommen. Vielleicht zieht ihn das deshalb zu Evie hin, denn er kann sie verstehen. Was nicht bedeutet, dass er ihr Verhalten gutheißt. Aber es bedeutet, dass er für sie manchmal die Regeln übertritt.


    Der Fall Jodie Sheehan scheint klar zu sein und anfangs bestätigen sich Cyrus' Vorurteile gegen die Ermittler, die nicht weiter sehen als die vorhandenen Spuren. Deshalb läuft die Zusammenarbeit stockend und es braucht einige Zeit, bis man einander vertraut.


    Die Spannung baut sich langsam auf, aber der Krimi ist zu keiner Zeit langweilig. Dazu tragen sicherlich auch die interessanten Charaktere auf, über die ich gerne noch mehr erfahren würde. Ein vielversprechender Anfang in eine neue Krimireihe.

    4ratten

    Ich war mir beim Lesen nie sicher, ob ich wirklich einen Krimi in der Hand habe. Kate Atkinson erzählt sehr ausführlich über ihre Charaktere und gibt einen tiefen Einblick in das Seelenleben. Die Verbrechen passieren fast nebenbei. Die Aufeinandertreffen von Jackson Brodie und dem Mann mit dem Baseballschläger fand ich teilweise ein bisschen überzogen. Aber sie sind auch wichtig, denn sie bringen Jackson dazu, sich selbst zu hinterfragen. Hat er wirklich mit seinem Leben als Ermittler abgeschlossen? Der Umzug nach Frankreich schien eine gute Idee zu sein, aber die Realität sieht anders aus. Seine Beziehung, wenn man die so nennen kann, zu Julia steht auf mehr als wackeligen Beinen, manchmal frage ich mich, warum sich die beiden miteinander abgeben. Auf mich wirkt es so, als ob es nur noch aus Gewohnheit ist.


    Graham hat mehr mit der Geschichte zu tun, als ich am Anfang vermutet habe, genau wie auch seine Frau. Mir gefällt, wie sie sich neu findet, je länger er im Krankenhaus liegt. Martin bleibt dagegen im Hintergrund, was ich schade finde. Denn auch wenn er ein grauer Mäuserich ist, ist er trotzdem interessant und ich hätte gerne mehr über ihn erfahren.


    Jacksons Mädchen am Strand ist lange nur etwas, was in seiner Fantasie zu existieren scheint. Dementsprechend wenig Interesse hat die Polizei heran. In so abzutun, fand ich ein wenig unrealistisch.


    Auch wenn es sehr ruhiger Krimi war, hat er doch gut gefallen. Am Ende hat mich die Autorin überraschen und die Geschichte rund machen können.

    4ratten

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    William Watt sucht den Mörder seiner Familie. Für die Öffentlichkeit ist er der Schuldige, deshalb muss er den wahren Täter finden. Eine Spur führt ihn zu Peter Manuel, der verspricht, ihm bei seiner Suche zu helfen. Aber gleich beim ersten Treffen erkennt Watt, dass Manuel mehr weiß als er zugeben will.


    Dem Krimi liegt eine wahre Geschichte zugrunde. Peter Manuel war ein schottischer Serienmörder, der zwischen Januar 1956 und Januar 1958 insgesamt neuen Menschen tötete, darunter auch die Frau, Tochter und Schwägerin von William Watt. Lange galt Watt als Verdächtiger, bis Peter Manuel ins Visier der Ermittler geriet.


    Jedes Zusammentreffen von William Watt und Peter Manuel ist wie ein Tanz auf Eiern. Während Watt verzweifelt nach der Wahrheit sucht, bringt Manuel ihn immer weiter davon weg. Er erzählt eine Lüge nach der anderen und es wirkt so, als ob er die eigenen Lügen glaubt. Er hat es geschafft, dass ich mir stellenweise nicht sicher war, ob Watt vielleicht doch in die Morde verwickelt war.


    Peter Manuel ist ein undurchsichtiger Charakter. Auf der einen Seite wirkt es fast so, als ob er seine Verbrechen nicht geplant, sondern eine sich bietende Gelegenheit ergriffen hätte. Auf der anderen Seite ist er aber auch arrogant und stolz darauf, wie er seine Umgebung an der Nase herumführen kann. Reue kann ich bei ihm keine erkennen. Ich würde gerne wissen, wie nah der Charakter aus dem Buch dem wahren Charakter entspricht.


    Parallel zur Suche nach dem Mörder erzählt Denise Mina in einer zweiten Zeitebene, wie sich die Menschen in Glasgow auf den Prozess gegen Peter Manuel vorbereiten. Jede Tag durften eine bestimmte Anzahl Zuschauer zum Prozess und jeden Abend davor bildete sich eine lange Schlange vor dem Gerichtsgebäude. Meistens waren es Frauen, die anstanden. Die Stimmung in der Schlange war fast heiter, allerdings kippte sie, sobald sich die Tür öffnete. Das, was im Prozess zur Sprache kommt, ist schrecklich, aber trotzdem ist es kein Sensationsprozess der ausgeschlachtet wird. Man geht respektvoll mit den Opfern um, denn sie alle stammen aus Glasgow und gehören so zu den Menschen, die den Prozess beobachten.


    Auch wenn der Protagonist ein Serienmörder ist, ist das Buch doch mehr eine Charakterstudie als "nur" ein Krimi. Die Autorin schafft eine ganz besondere Atmosphäre, in der es nicht nur um Täter und Opfer geht, sondern um alle, die von den Taten betroffen sind. Das macht die Geschichte für mich richtig rund.

    4ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Meine zweite Meinung

    ... ist nicht ganz so schlecht wie die von 2015. Sicher, manchmal war die Autorin ein wenig zu ausführlich in ihren Schilderungen, wie Kate oder Caleb Spuren folgen, die ins Leere führen. Auch die immer wiederkehrenden Hinweise auf ihre inneren Kämpfe hätten für mich nicht sein müssen. Dadurch werden sie auf die graue Maus und den Alkoholiker reduziert und das macht die Charaktere eindimensional. Das passt für den ersten Teil einer Krimireihe, aber auch in den späteren Teilen entwickeln sie sich nicht weiter und das finde ich schade.


    Der Fall löst sich erst sehr spät auf. Vorher folgen Kate und Caleb vielen Spuren, die zwar mit dem Toten zusammenhängen, aber nicht zur Lösung führen. Manchmal war dieses Stochern ein bisschen mühselig zu lesen. Deshalb fand ich den Krimi nicht direkt spannend, aber trotzdem gut konstruiert.

    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Beim Lesen habe ich mir schon früh die Frage gestellt, warum Donald Crowhurst das Rennen überhaupt angetreten hat, weil man meiner Meinung nach sehen konnte, dass sie zu keinem guten Ausgang führen würde. Das mag rückblickend einfacher zu erkennen sein. Aber auch damals waren die Bedingungen im besten Fall schwierig: ein Segler mit wenig bis keiner Erfahrung auf großen Strecken, will direkt um die Welt segeln. Dass sein Boot erst kurz vor dem Start fertig wurde, hatte Crowhurst keine echte Möglichkeit gehabt, es zu testen. Ich weiß allerdings nicht, ob er genug Erfahrung gehabt hätte, Mängel zu erkennen. In seinem Logbuch wirkt es auf mich so, als ob er nur reagierte, wenn es Schäden an seinem Boot gab und nicht proaktiv versuchte, diese zu verhindern. Allerdings weiß ich auch nicht, wie viel Wahrheit in seinen Zeilen steckt.


    Aber nicht nur die Logbücher, auch das Verhalten von Thomas Crowhurst hat Fragen bei mir aufgeworfen. Er schien mir nicht der richtige Mann für ein solches Unternehmen. Crowhurst war ein Planer, der nicht damit umgehen konnte, wenn etwas nicht so lief, wie er es sich vorstellte. Gleichzeitig war er aber auch ein Träumer, dessen Träume zu groß für die Wirklichkeit waren.

    3ratten

    Der Krimi ist eine Mischung aus vielem, was mir gefällt und leider auch vielem, was es nicht tut.


    Gut gefallen haben mir das Setting. Damit meine ich nicht notwendigerweise, dass der Handlungsort Schottland ist, sondern dass sich das Verbrechen in einer kleinen Gemeinschaft passiert ist. Das bedeutet meistens Spannungen und Intrigen zwischen den Bewohnern und die zu entdecken, macht mir Spaß. Auch das Verbrechen an sich und was alles dahinter steckt, haben mir gefallen.


    Aber: ich war mir in der Geschichte nie sicher, ob ich einen Krimi lese oder die Geschichte eines Mannes, der in einer tiefen Midlifecrises steckt und nur zufällig ein Ermittler ist. Wie sich die Geschichte zwischen ihm und seiner Frau entwickeln würde, war für mich im Voraus klar. Dazu kamen zu viele Gläser Whisky (auch wenn die titelgebend waren) und eine zu dick aufgetragene Scottishness, die mir früh zu viel wurde.


    Auch wenn es der erste Teil einer Reihe ist und ich in diesem Fall normalerweise gnädiger bin, kann ich mir im Moment nicht vorstellen, weiter zu lesen.

    2ratten